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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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wusste, dass die Zeiten, in denen ein Inspector seine Constables so behandeln konnte, schon lange vorbei waren. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn es einen Gerichtshof in Brüssel gäbe, der sich zu dem Urteil überreden ließe, dass Kaugummikauen ein Grundrecht der Menschen darstelle. Er beschränkte seine Reaktion auf einen vernichtenden Blick, der das Kinn des Mädchens für ganze drei Sekunden Stillstehen ließ.
    »Wir müssen mit unseren Schlussfolgerungen extrem vorsichtig sein, denn abgesehen von einer kurzen Vernehmung der überlebenden Hausbewohner nach dem Mord kennen wir diese Leute nur durch das trügerische Auge der Fernsehkamera, diesen falschen Freund... so überzeugend, so plausibel, so real und doch, wie wir bereits gesehen haben, so launenhaft. Daher müssen wir mit allen ganz von vorn anfangen und dürfen nichts voraussetzen. Rein gar nichts.«
    Also machten sie sich wieder an die trostlose Aufgabe, das Hausarrest-Archiv zu durchforsten.
    » Tag drei unter Hausarrest, und Layla ist zum Kühlschrank gegangen, um sich etwas Käse zu holen.« Das war die Stimme von Andy, dem Erzähler von Hausarrest. »Laylas veganer Käse ist ein entscheidender Bestandteil ihrer Ernährung, ihre wichtigste Proteinquelle .«
    »Sehen Sie, wie Fernsehen einem Sand in die Augen streut!«, rief Coleridge außer sich. »Hätten wir uns nicht darauf konzentriert, könnte der Eindruck entstehen, dass etwas von Interesse geschehen wäre! Das Talent dieses Mannes, noch den langweiligsten Beobachtungen einen Anschein von Bedeutung zu verleihen, der für gewöhnlich Fragen über Leben und Tod vorbehalten ist, erstaunt mich.«
    »Ich denke, es liegt an seinem schottischen Akzent«, kommentierte Hooper. »Er klingt so aufrichtig.«
    »Der Mann hätte ebenso gut über die Kubakrise berichten können, ohne seinen Tonfall zu ändern... Es ist Mitternacht im Oval Office, und bisher hat Präsident Kennedy keine Nachricht vom Vorsitzenden Chruschtschow erreicht.«
    »Wer war Chruschtschow?«, fragte Hooper.
    »Oh, verdammt noch mal! Er war der Generalsekretär der Sowjetunion!«
    »Nie davon gehört, Sir. Ist sie an den Dachverband der Gewerkschaften angegliedert?«
    Coleridge hoffte, dass Hooper einen Scherz machte, beschloss jedoch, lieber nicht nachzufragen. Stattdessen drückte er wieder auf Start.
    »Gerade hat Layla entdeckt, dass ein Stück von ihrem Käse fehlt «, sagte Andy.
    »Er sagt es, als hätte sie gerade das Penicillin erfunden!«, stöhnte Coleridge.

3. Tag 15:25 Uhr

    Wütend knallte Layla die Kühlschranktür zu. »Ach so... na gut, echt super... echt. Jetzt kommt schon, okay? Wer hat meinen Käse gegessen?«
    »Ach ja, stimmt. Das war ich«, sagte David. »War das nicht okay?« David sprach mit anderen Menschen immer in einem sanften, leicht herablassenden Ton, als kenne er den Sinn des Lebens, glaube aber, es übersteige ohnehin den Horizont der anderen. Normalerweise sprach er die Menschen von hinten an, weil er ihnen gern die Schultern massierte, aber wenn er von vorn auf sie zuging, sah er sie offen an, da er seine Augen für klare, hypnotische Seen hielt, in die alle anderen instinktiv abtauchen wollten.
    »Na ja, ich dachte, es wäre wohl okay, wenn ich ein kleines Stück von deinem Käse esse«, sagte er.
    »Oh, ja«, erwiderte Layla. »Wohl eher die Hälfte... aber das ist schon okay, ich meine, ehrlich. Aber du besorgst doch wieder welchen, oder?«
    »Klar, wenn es dich glücklich macht«, erwiderte David, als stünde er weit über Fragen, wem welcher Käse gehörte.
    »Später«, sagte Andy, der Erzähler, » vertraut Layla Dervla ihre wahren Empfindungen zu diesem Vorfall mit dem Käse an.«
    Layla und Dervla lagen auf ihren Betten.
    »Es geht nicht um den Käse«, flüsterte Layla. »Es geht so was von überhaupt nicht um den Käse. Es ist nur, weißt du, es war mein Käse.«

31. Tag 8:40 Uhr

    »Ich weiß ehrlich nicht, ob ich diese Ermittlungen weiterführen kann«, sagte Coleridge.

31. Tag 14:00 Uhr

    »Im Grunde hat Laylas Käse Geraldine ihre erste echte Krise beschert.«
    Trisha saß wieder im Monitorbunker, um noch einmal mit Bob Fogarty zu sprechen. Sie war sich mit Coleridge darüber einig, dass Fogarty am meisten über die Bewohner und darüber hinaus über Peeping Toms Arbeitsweise wusste. »Wieso kam es wegen des Käses zur Krise?«, fragte sie Fogarty.
    »Na ja, weil der eingeteilte Redakteur gekündigt und seine beiden Assistenten mitgenommen hat. Ich musste den Job selbst

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