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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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weil Layla darauf bestanden hatte, Walnussöl auf die erste Einkaufsliste der Gruppe zu setzen. Layla erklärte, sie esse hauptsächlich Salat, deshalb seien Dressings sehr wichtig für sie, und Walnussöl stelle nun mal die entscheidende Zutat dar.
    »Außerdem ölt es meine Chakren«, hatte sie gesagt.
    Kelly hatte Layla darauf hingewiesen, dass Walnussöl bei ihrem begrenzten Budget für Lebensmittel doch ein recht teurer Luxusartikel sei.
    »Nun, ich denke, das dürfte eine absolut subjektive Betrachtung sein, meine Lieben«, erwiderte Layla und freute sich über ihre Wortgewandtheit, »und hängt offen gesagt davon ab, wie viel Wert ihr euren Chakren beimesst.«
    In diesem Moment schaltete sich David ein und stellte sich auf Laylas Seite. Er meinte, seiner Ansicht nach sei der Speck, den Kelly gern haben wollte, weil sie ein geiles Frühstück brutzeln konnte, wohl kaum unverzichtbar... »außer vielleicht für das Schwein, das ihn gespendet hat«, bemerkte David moralinsauer von der uneinnehmbaren Festung seines Lotussitzes aus. »Ich persönlich esse erheblich lieber Walnussöl als Kadaver.«
    Alle anderen Jungs sprangen für Kelly in die Bresche, doch der Umstand, dass David und Layla mühelos den moralisch einwandfreien Standpunkt besetzt hielten, gab Kelly das Gefühl, mies und klein zu sein, und einen Moment lang glaubte sie, in Tränen ausbrechen zu müssen. Stattdessen ging sie in den Beichtstuhl und erklärte Peeping Tom, wie sehr sie alle liebte.
    Jetzt war sie wieder herausgekommen, und Layla belohnte sie mit einer Umarmung.
    Kelly trug nur ein T-Shirt und winzige Shorts, und Layla war mit ihrem kleinen Seidensarong und dem passenden Bikinitop gleichermaßen minimalistisch bekleidet. Ihre festen kleinen Bäuche berührten sich, und ihre Brüste drückten aneinander.
    Auf der anderen Seite des Raumes summte und sirrte und zoomte die Hothead-Kamera mit geradezu unschicklicher Eile auf sie zu.

30. Tag 9:45 Uhr

    »Sie wissen, dass Geraldine trotz des warmen, sonnigen Wetters darauf bestanden hat, dass die Zentralheizung ununterbrochen läuft?«, meinte Fogarty.
    »Sie haben geheizt, damit sich die Leute ausziehen?«, fragte Trisha erstaunt.
    »Selbstverständlich. Was glauben Sie denn? Peeping Tom wollte nackte Leiber! Keine Labberpullis! Vierundzwanzig Grad Celsius ist die optimale Temperatur für gutes Fernsehen, warm, aber nicht zu heiß. Geraldine sagt immer, wenn es fünfundzwanzig Grad im Raum und minus fünf um die Nippel der Mädchen herum hätte, wäre die Temperatur perfekt.«
    Nachdenklich sah Trisha Fogarty an. Er gab sich wirklich alle Mühe, seine Arbeitgeberin schlecht dastehen zu lassen. Wieso eigentlich?
    »Jedenfalls«, schloss der Mann, »hat sich Miss Hochwohlgeboren, das ach so grandiose, machiavellistische Genie Geraldine Hennessy, komplett getäuscht, was Kelly anging, auch wenn sie es nie zugeben wollte. Nur weil sie Kelly nicht mochte, würde auch kein anderer sie mögen, dachte sie, aber die Öffentlichkeit mochte sie, und sie war — von Woggle abgesehen — die Beliebteste der ganzen Sendung. Wir mussten umdisponieren, und vom zweiten Tag an haben wir zu Kellys Gunsten geschnitten.«
    »Also bestimmt das Thema doch manchmal das Programm?«
    »Wenn auch nur mit meiner Hilfe, wie ich zugeben muss. Ich habe Kelly viele Einstellungen gegeben, in denen sie süß aussah. Ich wäre das allerletzte Arschloch, wenn ich Geraldines Drecksarbeit erledigen würde.«

31. Tag 8:30 Uhr

    Nachdem er Trishas Bericht über ihre Vernehmung Fogartys gelesen hatte, rief Coleridge seine Beamten zu einer Besprechung zusammen.
    »Im Augenblick«, sagte er entschlossen, »bin ich der Ansicht, dass wir die falschen sieben Verdächtigen und das falsche Opfer im Auge haben.«
    Wie so viele Bemerkungen, die Coleridge von sich gab, wurde auch diese mit leeren Blicken quittiert.
    »Warum denn, Boss?«, fragte Hooper.
    »Boss?«
    »Inspector.«
    »Danke, Sergeant.«
    »Warum denn, Inspector?«, beharrte Hooper müde. »Wie kann es sein, dass wir die falschen Verdächtigen und das falsche Opfer im Auge haben?«
    »Weil wir uns diese Leute so ansehen, wie die Produzenten und Redakteure von Peeping Tom Productions sie aussehen lassen wollen, aber nicht so, wie sie sind.« Coleridge machte eine kurze Pause, da eine Beamtin im hinteren Teil des Raumes seine Aufmerksamkeit erregte, weil sie Kaugummi kaute. Am liebsten hätte er sie aufgefordert, ein Stück Papier zu suchen und den Kaugummi wegzuwerfen, aber er

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