Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
Vom Netzwerk:
Fernsehshow. Wir können mit den Regeln machen, was wir wollen.«
    »Ach ja, das hatte ich ganz vergessen. Das ist wohl richtig.«
    »Und diese Show«, krähte Geraldine triumphierend, »ist das ganz dicke Ding.«

53. Tag 18:00 Uhr

    Der Chief Constable der Polizei von East Sussex hatte vom Peeping-Tom-Mord die Schnauze gestrichen voll. »Mit Mord wollen wir hier in New Sussex nichts zu tun haben, Inspector. Ich gebe mir alle Mühe, ein modernes Ordnungssystem aufzubauen« — der Chief Constable vermied den Ausdruck Polizei — , »ein System, das locker und mit einer gewissen Unbefangenheit seine Zielvorgaben im Kernbereich der Gesetzeshütung erfüllt, und alle wollen einzig und allein über Ihr Scheitern hinsichtlich der Verhaftung dieses Peeping-Tom-Mörders reden.«
    »Es tut mir Leid, Sir, aber diese Ermittlungen brauchen Zeit.«
    »New Sussex ist eine moderne, zielstrebige, dynamische Gemeinde, Inspector. Es gefällt mir nicht, wenn unser Kundenservice — Profil durch junge Frauen Schaden nimmt, die mit Messern im Kopf von Toiletten fallen.«
    »Nun, ich denke, das geht uns allen so, Sir.«
    »Es trübt das Image.«
    »Ja, Sir.«
    »Ganz abgesehen natürlich von der menschlichen Dimension dieser Tragödie vor der eigenen Haustür, bei der eine Kundin zu Tode gekommen ist.«
    »Stimmt.«
    »Und jetzt haben wir da diese widerwärtige neue Entwicklung, dass jemand weitere Drohungen ausstößt. Wir sind eine moderne Gemeinde, eine dynamische Gemeinde und, wie ich gehofft hatte, eine Gemeinde, in der Gruppen sexuell und ethnisch unterschiedlich gelagerter junger Leute an sozialen Experimenten im Fernsehen teilnehmen können, ohne auf kriminelle Weise von der Beendigung ihres Lebens bedroht zu sein.«
    »Womit Sie Mord meinen, Sir.«
    »Allerdings! Diese neuerliche Bedrohung lässt uns wie Idioten dastehen! Man sollte sehen, dass wir die Sache sehr ernst nehmen.«
    »Selbstverständlich, Sir, man sollte sehen, dass wir es ernst nehmen, aber ich bin der Ansicht, dass wir es nicht wirklich ernst nehmen sollten.«
    »Herr im Himmel, Chief Inspector! Ein Mord wurde angekündigt! Wenn es der Gesetzeshüter als Dienstleistungsbetrieb nicht ernst nimmt, wer denn dann?«
    »Ohne Zweifel alle anderen, Sir, besonders die Medien«, erwiderte Coleridge gelassen. »Aber wie gesagt glaube ich nicht, dass wir es tun müssen. Ich denke nicht, dass es einen weiteren Mord geben wird.«
    »Ach ja, und was gibt Ihnen Anlass zur Zuversicht?«
    »Ich glaube nicht, dass der Mörder einen zweiten Mord braucht. Einer war genug, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Der Chief Constable verstand keineswegs, und er hielt nicht viel von Coleridges Geheimniskrämerei. »Verdammt noch mal! Einer war schon zu viel, Coleridge! Ist Ihnen bewusst, dass ich, als diese Geschichte aufkam, kurz davor stand, meine Richtlinien zur neuen Service-Initiative der Polizei unter dem Titel Fang den Regenbogen zu veröffentlichen?«
    »Nein, Sir, das war mir nicht bewusst.«
    »Ja, nun, Sie waren nicht der Einzige, dem es nicht bewusst war. Niemandem war es bewusst. Das verdammte Ding ist einfach untergegangen. Wochenlange Arbeit, ignoriert, absolut ignoriert, nur wegen dieses albernen Mordes. Wissen Sie, heutzutage ist es nicht einfach, die Aufmerksamkeit des Innenministers auf sich zu lenken.«

56. Tag 19:30 Uhr

    »Moon«, sagte Chloe, »du wirst das Haus verlassen.«
    »Yeah!«, rief Moon und schlug ins Leere, und dieses Mal meinte eine abgewählte Kandidatin auch tatsächlich, was sie sagte. Moon hatte ihre Million Pfund in der Tasche plus der zweihunderttausend, die Geraldine dem Nächsten, der gehen musste, versprochen hatte, und sie war außer sich vor Freude, frei zu sein. Sie verspürte keinerlei Bedürfnis, zu den letzten dreien zu gehören, nicht mehr, seit einer von ihnen dem Tode geweiht war.
    Die drei verbliebenen Kandidaten sahen einander an. Gazzer, Jazz und Dervla. Eine Woche noch. Eine weitere Million Pfund für den Gewinner. Eine halbe Million für den Zweitplatzierten. Dreihunderttausend noch für den Dritten.
    Natürlich nur, wenn alle drei überlebten.
    Was das Risiko zweifellos wert war. Gazzer würde damit ein Leben in Luxus verbringen. Jazz wollte seine eigene Fernsehproduktionsfirma gründen. Dervla hätte zehnmal mehr, als sie brauchte, um ihre Familie vor dem Ruin zu retten. Es war definitiv das Risiko wert.
    Keiner sagte was. Sie sprachen sowieso kaum noch miteinander und waren dazu übergegangen, in unterschiedlichen Teilen des

Weitere Kostenlose Bücher