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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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mächtig gewaltige Mutmaßung für eine so kleine Bemerkung.«
    »Ich mutmaße nicht, Constable. Ich spintisiere.«
    Spintisieren? Sollte das ein Scherz sein? Wer spintisierte denn heutzutage noch? Die Menschen dachten nach, sie überlegten, vielleicht sinnierten sie sogar hin und wieder, aber seit fünfzig Jahren hatte niemand mehr spintisiert.
    »Sally hat eine Formulierung gewählt, die den Mord exakt beschreibt. Sie sagte jemandem ein Messer in den Kopf rammt«. Wir müssen die Implikationen bedenken.«
    »Wie wäre es, wenn wir Folgendes bedenken würden, Sir...« Trisha verdrängte dieses Gefühl in ihrer Magengrube, dass sie möglicherweise aus absurder schwesterlicher und sexueller Solidarität Position für Sally ergriff. Sie war davon überzeugt, dass sie eine Lesbe ebenso gern wie jeden anderen verhaften würde... andererseits gefiel ihr nicht, dass die Leute Sally so leichtfertig verdächtigten.
    »Sie ist sehr kräftig«, sagte sie. »Sehr, sehr kräftig.«
    Es war nicht Sallys Schuld, dass sie kräftig und muskulös war. Trisha wäre liebend gern genauso kräftig gewesen. Wenn auch vielleicht nicht ganz so muskulös.
    »Weiter, Patricia«, forderte Coleridge sie auf.
    »Na ja, ich frage mich, ob Moon vielleicht wollte, dass wir daran erinnert wurden, was Sally gesagt hatte. Vielleicht hat sie all das im Beichtstuhl nur gesagt, weil sie wollte, dass wir in genau die Richtung spintisieren, in die Sie augenblicklich spintisieren, Sir.«
    Coleridge hob eine Augenbraue. »Das wäre eine Möglichkeit«, räumte er ein, »und zwar eine, über die wir ernstlich spin... die wir ernstlich im Auge behalten sollten.«
    Sie wandten sich wieder dem Bildschirm zu.

18. Tag 20:15 Uhr

    Nachdem Moon ihre kleine Ansprache über Sally vom Stapel gelassen hatte, trat sie aus dem Beichtstuhl und verkündete ihre Absicht, sich auf der Stelle »die Birne breit zu hauen«.
    »Ist echt mein Ernst«, sagte sie und riss am Ring einer Dose Special Brew. »Ich kann es gar nicht erwarten. Ich hau mir die Birne breit und sauf mir das Hirn weg!«
    »Schon komisch, oder?«, meinte Jazz. »Was wir sagen, wenn wir uns einen netten Abend machen wollen.«
    »Hä?«, sagte Moon.
    »Komische Art, einen netten Abend zu beschreiben, Moon«, wiederholte er.
    »Hä?«
    Jazz, der jede Gelegenheit nutzte, Sprüche zu klopfen und damit weiterzumachen, was er für seinen öffentlichen Auftritt als Komiker hielt, hatte etwas entdeckt, das ein fruchtbarer Einstieg zu sein schien. »Die englische Sprache ist die umfangreichste der ganzen Welt, und trotzdem fällt dir nichts Besseres ein, um zu beschreiben, wie du dich amüsieren willst. Heute Abend werde ich mich so amüsieren, dass mein Kopf am Ende flach wie ein Brett aussieht und ich kein Gehirn mehr habe! Was hat all das eigentlich zu bedeuten?«
    »Hää?«, kam von Moon.
    »Äußerst amüsant, Jazz«, sprang Dervla ein, während sie eine Flasche Wein öffnete. »Ich würde ja lachen, aber ich bin noch nicht hirnlos genug.« Lächelnd schlang sie die Arme um sich, als hütete sie ein ganz besonderes Geheimnis.

    »Kelly 1. Dervla 2.« Das hatte die geheimnisvolle Hand an den beschlagenen Spiegel geschrieben. »Bleib dran, meine Schöne. XXX.«
    Die Empfängerin dieser kleinen Liebesbotschaft grinste breit durch den Zahnpastaschaum.
    Also war sie in der Zuneigung des Publikums auf den zweiten Platz vorgerückt. Nicht schlecht nach zweieinhalb Wochen. Nur Kelly lag noch vor ihr, und Dervla war sich sicher, dass sie besser durchhalten würde als Kelly. Schließlich würde es für die Verbleibenden ein langes, langes Spiel werden, und Dervla vertraute auf ihre Reserven, was innere Stärke anging. Es schien ihr, als sei Kelly für den Kampf nicht ganz so gut ausgerüstet. Sie war zu offen, zu lieb, zu verletzlich, mental nicht darauf eingestellt, bis zum Ende durchzuhalten. Dervla hatte das Gefühl, als müsste sie nur bei der Stange bleiben. Wenn sie das Ganze überlebte, würde sie das Spiel gewinnen.
    Mehr musste sie nicht tun.
    Nur überleben.

    Jazz brach in Dervlas Träumereien ein. »Dann wirst du dir also auch das Hirn wegsaufen, Dervo?«, fragte er und legte ihr freundlich einen Arm um die Schulter. »Kann ich mitmachen?«
    »Es wäre mir ein Vergnügen«, erwiderte sie.
    Jazz’ weiches, hübsches Gesicht, das so nahe an ihrem war, duftete. Sie spürte seinen kräftigen Arm.
    »Ich hab dich noch nie fluchen gehört, Dervs«, lachte er. »Du entspannst dich, Süße.«
    »Ach, na ja, selbst wir

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