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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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sie sich wie Wissenschaftler vor, die plötzlich in einer Petrischale neben den Insekten hockten, die sie eben noch betrachtet hatten.
    Geraldine holte tief Luft und machte die Toilettentür auf.

28. Tag 19:20 Uhr

    »Weshalb haben Sie das Tuch heruntergenommen?«, fragte Coleridge. »Sie müssen doch wissen, dass man einen Tatort nicht verändern darf.«
    »Es ist auch nicht richtig, einem Verletzten die Hilfe zu versagen. Ich wusste ja nicht, dass sie tot war, oder? In Wahrheit wusste ich nicht mal, dass ein Verbrechen stattgefunden hatte. Ich wusste überhaupt nichts. Nur dass alles voller Blut war oder zumindest etwas, das wie Blut aussah. Ehrlich gesagt, Inspector, habe ich in diesem Moment noch immer halb gehofft, dass es ein Scherz war. Dass einer der Bewohner den Spieß umdrehen wollte, weil ich sie wegen Woggle habe hängen lassen.«
    Coleridge drückte auf Start. Die Kameras hatten alles aufgezeichnet: Die kleine Gruppe von Redakteuren stand draußen vor der Toilette, während Geraldine hineingriff und am Tuch zog. Kelly war zu sehen, die weit vorgebeugt noch immer auf der Toilette saß. Eine große dunkle Lache, die von den Wunden an Hals und Schädel herrührte, breitete sich am Boden aus. Kellys Füße standen mitten in der Lache, hautfarbene Inseln, die aus einem roten See aufragten.
    Und am schlimmsten von allem war der Griff des Küchenmessers, der aus Kellys Kopf ragte und dessen Klinge tief in ihrem Schädel steckte.
    »Es war einfach schräg, wie in einem Cartoon oder so«, sagte Geraldine. »Ich schwöre es: Mit diesem Messergriff, der ihr da aus dem Kopf stand, sah sie aus wie einer dieser Teletubbies. Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich noch immer überlegt, ob man uns reinlegen wollte.«

27. Tag 23:47 Uhr

    »Gib mir dein Handy!«, schnauzte Geraldine mit schriller, aber gefasster Stimme Fogarty an.
    »Was... Was?« Bob Fogartys Augen waren starr auf den grausigen Anblick vor ihm gerichtet. Das Messer. Das Messer im Kopf.
    »Gib mir dein Handy, du Schlaftablette!« Geraldine riss Fogartys kleines Nokia aus der Tasche an seinem Gürtel.
    Aber sie schaffte es nicht, es anzuschalten. Ihre Hand zitterte zu sehr. Sie blickte zu dem Hothead auf, der nach wie vor gleichmütig alles aufnahm, was geschah. »Irgendeiner im Schneideraum soll die Bullen anrufen, verdammt!... Irgendwer, der uns im Internet zusieht! Tut einmal in eurem Scheißleben was Sinnvolles! Ruft die Bullen an!«
    Und so wurde die Welt auf einen der verwirrendsten und spektakulärsten Mordfälle aufmerksam, von dem man je gehört hatte. Tausende von Internet-Usern legten die Notrufleitungen lahm und riefen, da sie nicht durchkamen, bei der Presse an.
    Zur selben Zeit — am Tatort — schien Geraldine nicht zu wissen, was sie jetzt tun sollte.
    »Ist sie... tot?«, fragte Pru, die einen Blick über Fogartys Schulter warf und die es einige Mühe kostete, sich nicht zu übergeben.
    »Prudence«, sagte Geraldine. »Da steckt ein gottverdammtes Küchenmesser in ihrem Hirn.«
    »Ja, aber ich würde trotzdem sichergehen«, stammelte Pru.
    »Dann guck doch nach«, sagte Geraldine.
    In diesem Moment ersparte Kelly ihnen alle weiteren Spekulationen hinsichtlich ihres Gesundheitszustands, indem sie von der Toilette kippte. Vom Gewicht ihres eigenen Kopfes über die Knie hinweg vorwärts gezogen, fiel sie vornüber. Was zur Folge hatte, dass sie mit dem Messergriff zuerst am Boden aufschlug, wodurch sich das Messer noch ein paar Zentimeter tiefer in den Schädel bohrte, als hätte man mit einem Hammer darauf geschlagen. Damit einher ging ein Knirschen, woraufhin sowohl Pru als auch Fogarty sich übergeben mussten.
    »Na, toll. Echt super«, sagte Geraldine. »Wollen wir nicht vielleicht gleich den ganzen Tatort voll kotzen? Die Polizei wird begeistert sein.«
    Vielleicht war es der Gedanke daran, was die Leute von ihnen denken würden, der Geraldine dazu veranlasste, sich noch einmal den Kameras zuzuwenden. »Ihr da in der Box. Stellt den Internet-Link ab. Wir sind hier nicht in der Freak-Show.«
    Aber natürlich war es eine Freak-Show, und sie hatte eben erst begonnen.
    »Scheiße, was geht denn hier ab?« Jazz kam mit einem Tuch um seinen gestählten, farbigen, verschwitzten Körper aus dem Jungenzimmer.
    Mit großen Augen stand er auf der Schwelle, wie versteinert im grellen Licht und verblüfft, weil Eindringlinge im Haus waren, nachdem er und seine Mitbewohner es seit Wochen exklusiv für sich allein gehabt hatten.
    Hinter ihm

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