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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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    Sergeant Hooper hatte der Tatort ebenso wenig gefallen, nur war es nicht seine Art, darüber nachzudenken, welchen Sinn ein derartiges Grauen in Gottes allmächtigem Plan haben sollte. Stattdessen flüchtete er in albernes Draufgängertum. Er nahm sich vor, später den Kolleginnen zu erzählen, Kelly hätte mit diesem Messer im Kopf wie ein Teletubby ausgesehen. Genau dasselbe hatte Geraldine ebenfalls gedacht. Glücklicherweise hatte sich Hooper eine solche Bemerkung Coleridge gegenüber verkniffen. Anderenfalls wären seine Tage im Team des alten Herrn zweifellos gezählt gewesen.

28. Tag 2:35 Uhr

    Sie hatten den Anruf um Viertel nach eins angenommen und waren gegen halb drei Uhr am Tatort eingetroffen, um die Ermittlungen aufzunehmen. Bis dahin war der größte Fehler bereits geschehen.
    »Sie haben zugelassen, dass sie sich waschen?« Coleridge schrie fast, zumindest für seine Verhältnisse.
    »Sie hatten über zwei Stunden in dieser Kiste geschwitzt«, beschwor ihn der zuständige Beamte. »Ich habe sie mir vorher gut angesehen, und eines meiner Mädchen hat einen Blick auf die Damen geworfen.«
    »Sie haben sie sich angesehen ?«
    »Na ja, Blut ist Blut, Sir. Ich meine, es ist rot. Ich hätte es gesehen. Da war nichts. Ich versichere Ihnen, dass wir sie uns sehr genau angesehen haben. Sogar unter den Fingernägeln und überall. Das Tuch haben wir natürlich noch. Da sind ein paar Tropfen dran.«
    »Ja, bestimmt das Blut des Opfers. Leider haben wir kein Problem damit, das Opfer zu identifizieren. Es klebt am Toilettenboden fest! Wir suchen den Mörder, und Sie haben zugelassen, dass sich eine ganze Gruppe nackter Verdächtiger wäscht!«
    Es war sinnlos, weiter darauf herumzuhacken. Es war nun mal passiert. Tatsächlich machte sich Coleridge an diesem Punkt der Ermittlungen keine allzu großen Sorgen. Der Mord war gefilmt worden, die Verdächtigen befanden sich in Gewahrsam und sämtliche Beweise im selben Gebäude. Coleridge glaubte nicht, dass es lange dauern würde, bis die Wahrheit ans Tageslicht kam.
    »Die Sache sollte im Grunde pillepalle sein«, hatte Hooper bemerkt, als sie zu dem Haus gefahren waren.
    »Was?«, erkundigte sich Coleridge.
    »Pillepalle. Es bedeutet simpel.«
    »Warum sagen Sie es dann nicht?«
    »Na ja, weil... weil es nicht so farbenfroh ist, Sir.«
    »Ich ziehe eine gewisse Klarheit in der Sprache der Farbenfreude vor, Sergeant.«
    Das wollte Hooper nicht auf sich sitzen lassen. Coleridge war nicht der Einzige, den man um ein Uhr nachts aus dem Bett geholt hatte. »Und was ist dann mit Shakespeare?« Hooper durchforstete sein Gedächtnis nach dem Englisch-Kurs im Internet und versuchte sich an ein Zitat zu erinnern. Schließlich stieß er auf ein Sonett:
    »Was ist mit: >Soll ich dich einem Sommertag vergleichen? Er ist wie du so lieblich nicht und lind.< Vielleicht hätte er lieber sagen sollen: >Ich steh auf dich.<«
    »Shakespeare war kein Polizist auf dem Weg zu einem Mordfall. Er war ein Dichter, der die Sprache dazu verwendete, eine schöne Frau zu preisen.«
    »Eigentlich, Sir, habe ich gelesen, dass er dabei von einem Mann gesprochen hat.«
    Coleridge antwortete nicht. Hooper grinste vor sich hin. Er wusste, dass das dem alten Sack ordentlich auf die Nerven ging.
    Und tatsächlich war Coleridge genervt, denn als sie das Haus erreicht hatten, wurde ihm schon bald klar, dass diese Ermittlungen ganz und gar nicht problemlos verlaufen würden.
    Die Pathologin brachte kein Licht ins Dunkel. »Es ist das, was Sie sehen, Chief Inspector, nicht mehr und nicht weniger«, sagte sie. »Gestern Abend um elf Uhr vierundvierzig hat jemand diesem Mädchen mit einem Küchenmesser den Hals aufgeschlitzt und ihr kurz darauf dasselbe Messer in den Schädel gerammt, wo es dann verblieb. Der genaue Zeitpunkt des Angriffs wurde mit den Videokameras aufgezeichnet, was einen großen Teil meines Jobs überflüssig macht.«
    »Aber Sie stimmen mit den Beweisen der Kamera überein?«
    »Sicher. Ich hätte vermutlich zwischen dreiundzwanzig Uhr dreißig und dreiundzwanzig Uhr vierzig gesagt, aber natürlich könnte ich niemals so exakt wie ein Time-Code sein. Da haben Sie wohl Glück.«
    »Das Mädchen war sofort tot?«, fragte Coleridge.
    »Beim zweiten Hieb, ja. Der erste hätte sie nicht umgebracht, sofern sie sich medizinischer Behandlung unterzogen hätte.«
    »Sie haben sich das Video angesehen.«
    »Ja, habe ich.«
    »Ist Ihnen irgendwas Besonderes aufgefallen?«
    »Eigentlich nicht,

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