Tödlicher Schnappschuss
Imageschaden
konnte sich Arndt Hartmann nicht leisten. Also, zu diesem Schluss kam
Ulbricht, lag es auf der Hand, dass Hartmann seinem Sohn eine üppige
Abfindung gezahlt hatte. Was, wenn Jan mehr haben wollte und sich Arndt
Hartmann weigerte? So, wie er es bei der Entführung seiner Frau getan
hatte?
»Was hatten Sie
eigentlich mit Alexandra Voosen zu tun?«, fragte Ulbricht
unvermittelt. Ihm war sein Besuch im Pyrmonter Internet-Café
eingefallen. Dabei war er über ein paar Bilder von Vorberg
gestolpert. Zeit, Lorenz danach zu fragen.
»Wie kommen Sie darauf,
dass ich überhaupt etwas mit ihr zu tun hatte?« Lorenz wirkte
verunsichert.
»Ich habe Fotos
gesehen, aufgenommen von Christian Vorberg, die Sie mit Frau Voosen
zeigen. Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich mir gestatte, Ihnen zu
unterstellen, dass Sie nicht zum Kundenkreis der Dame gehörten. Also,
was hatten Sie mit ihr zu tun?«
»Ich… ich weiß
nicht, was Sie meinen. Ich will einen Anwalt, mit dem ich mich
beratschlagen kann.«
»Den kriegen Sie.«
Ulbricht erhob sich und gab Maja ein Zeichen, nachdem die Antworten des
jungen Malers in seinem Kopf nachgehallt waren. Er erhob sich. »Bitte
ziehen Sie sich etwas an«, sagte Ulbricht.
»Warum - was soll das?«
In Jans Gesicht stand das blanke Entsetzen.
»Wir verhaften Sie
wegen Mordes an Ihrem Vater Arndt Hartmann und den Brüdern Christian
und Markus Vorberg.«
SECHSUNDZWANZIG
Ein paar Tage waren ins Land
gegangen, als sie sich abends bei Gino im »Grünen Reiter«
am Kastanienwall zum Essen trafen. Ulbricht hatte sich nach der Verhaftung
von Jan Lorenz auf seine Kur konzentriert, die schon in wenigen Tagen
beendet sein würde. In Wuppertal wartete der graue Alltag auf ihn,
und er mochte noch gar nicht so recht daran denken. Während der Suche
nach dem Mörder waren die letzten Tage wie im Flug vergangen, und
gestern hatte Ulbricht seinen Vectra aus der Werkstatt geholt. Der alte
Opel schnurrte wieder wie ein Uhrwerk und hielt seinem Besitzer sicherlich
auch in den nächsten Jahren noch die Treue. Der einzige Wermuts
tropfen war, dass Ulbricht den Porsche wieder an das Fachdezernat hatte
abgeben müssen.
Von beiden war eine riesengroße
Anspannung abgefallen, und sie hatten während des Essens nicht ein
einziges Mal über den Fall gesprochen. Doch nun, bei einem guten Glas
Wein, tauschten sie sich aus.
»Wieso durftest du
eigentlich mit dem Porsche in der Gegend herumfahren?«, brach Maja
das Schweigen.
»Das ist eine lange
Geschichte. Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass ich Kriminaloberrat
Dauber irgendwoher kenne. Ihm schien es nicht anders zu ergehen. Hilfreich
war, dass er ein guter Freund unserer Polizeipräsidentin ist; die
beiden kennen sich aus ihrer Jugend, glaube ich. Ein Anruf im Wuppertaler
Polizeipräsidium hat genügt, um mich zu legitimieren. Deshalb
hat Klaus Dauber mich so aktiv in den Fall eingebunden. Natürlich hat es
der Polizeipräsidentin nicht sonderlich gefallen, dass ich in meiner
Kur an einem Fall arbeite. Aber sie kennt mich gut genug, um zu wissen,
dass ich keine Ruhe gefunden hätte, bevor der Mörder von
Christian Vorberg nicht dingfest gemacht worden wäre.«
»Dass Jan Lorenz die
Morde an den Vorberg-Brüdern und an seinem Vater begangen hat,
konnten wir ihm inzwischen anhand der Fingerabdrücke und der
DNA-Spuren nachweisen«, platzte es aus Maja heraus. »Aber du
musst mir jetzt verraten, wie du darauf gekommen bist, dass Jan
dahintersteckte.«
Ulbricht lächelte
geheimnisvoll. »Nichts leichter als das. Ich habe mich in ihn
hineinversetzt. Wie würde ich zu meinem Vater stehen, wenn er nichts
von mir wissen wollen würde; er aber steinreich ist und das Vermögen
seiner Ehefrau zu verdanken hat?«
»Aber das war nicht der
Anlass, der zu seiner Verhaftung geführt hat«, vermutete Maja.
»Stimmt. Ich habe
einfach nur genau zugehört. Als wir ihn mit unserem Wissen, dass er
der Sohn von Arndt Hartmann ist, konfrontiert haben, sprach er gleich in
der Vergangenheit von seinem Vater. Er sagte sinngemäß: ,Er war
ein kleiner Schlucker' und meinte damit, dass er seinen Reichtum und seine
Position in der Gesellschaft nur seiner Frau Beatrice zu verdanken hatte.
Ich fragte mich also, warum er in der Vergangenheitsform von seinem Vater
sprach, obwohl er von dessen Tod noch gar nichts wissen konnte. Dann zählte
ich eins und
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