Tödlicher Schnappschuss
Kommissarin
Klausen stand offenbar mit beiden Beinen fest im Leben.
»Ich erwarte Sie noch
heute in der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden. Sie müssen
das Protokoll Ihrer Zeugenaussage unterschreiben.«
»Kein Problem, ich
hatte heute sowieso nichts vor. Aber wenn ich Sie - als kleine
Wiedergutmachung sozusagen - zum Essen einladen dürfte? Ich sitze
nicht weit von Ihnen in einem netten Restaurant. Kommen Sie einfach her,
und wir reden in Ruhe. Eine Bedingung habe ich aber: Bringen Sie unbedingt
einen Computer mit.«
»Einen Computer?«
Sie schnappte nach Luft.
»Ja, einen Laptop. Ich
will Ihnen etwas zeigen.«
Sekundenlang herrschte Ruhe
am anderen Ende der Leitung.
»Ist das ein Problem
mit dem Rechner?«, fragte er zaghaft, und als er nichts hörte:
»Sind Sie noch dran?«
»Natürlich, oder
denken Sie, ich bin zu dumm zum Telefonieren?«
»Auf gar keinen Fall.«
Ulbricht schmunzelte und nannte Maja Klausen den Namen des Restaurants,
bevor er die Verbindung unterbrach. Er war gespannt, ob sie kommen würde.
Hintere Straße,
Holzminden, 12.40 Uhr
Was bildete sich dieser Kerl
eigentlich ein? Maja war auf hundertachtzig, als sie mit ihrem privaten
Notebook unter dem Arm die Straße hinaufstampfte. Offenbar wollte
ihr Ulbricht Ärger machen. Den konnte er haben, dachte sie wütend,
als die Fachwerkfassade des La Romantica vor ihr auftauchte. Sie war
selten in Holzminden, und das italienische Restaurant kannte sie noch
nicht. Aber sie war hier nicht zu einem gemütlichen
Candlelight-Dinner verabredet, sondern um diesem Kollegen einmal gründlich
den Kopf zu waschen. Völlig unbeeindruckt hatte er sich gezeigt, als
sie ihm mit dem Disziplinarverfahren gedroht hatte, das sie anstrengen
wollte, wenn er sich nicht aus den Ermittlungen heraushielt.
Sekundenlang hatte sie überlegt,
ob sein Verhalten bei Martha Hutmacher sogar als Amtsanmaßung
ausgelegt werden könnte. Doch er war ja nun mal Hauptkommissar, da
biss die Maus keinen Faden ab. Es wurmte Maja ganz gewaltig, dass dieser
Norbert Ulbricht hier in ihrem Revier wilderte. Wie würde sie denn
dastehen, wenn er den Fall tatsächlich auflöste, bevor sie zum
Zuge kam? Die Grenze zu Nordrhein-Westfalen verlief in Holzminden genau in
der Weser, insofern war es nicht ganz unabdingbar, dass er sich in die
Geschichte einbrachte, obwohl er rechtlich betrachtet keinerlei Befugnisse
dazu hatte. Dennoch hatte sie keine Lust darauf, sich von ihm die Butter
vom Brot nehmen zu lassen. Entsprechend entschlossen betrat sie das
Restaurant und fand sich einigermaßen perplex vor einem gut zwanzig
Jahre jüngeren italienischen Schönling wieder, der sie charmant
nach ihren Wünschen fragte.
Sie blickte sich suchend um
und erkannte den Hauptkommissar an einem der freien Tische im Raum.
»Sie sind verabredet?«,
fragte der Kellner, der ihrem Blick gefolgt war.
»Sozusagen, ja. Ich
komme zurecht, danke.«
Der Kellner, sie erkannte den
Namen Salvatore an seinem Schild auf der Hemdstasche, nickte. Er hatte längst
gemerkt, dass auch Maja zur Jeans und festem Schuhwerk einen leichten
Sommerparka trug. Offenbar gehörten die beiden zusammen, deshalb führte
er Maja zielstrebig zum Tisch von Norbert Ulbricht und rückte ihr
einen Stuhl zurecht.
Er fragte sie nach ihren Wünschen
und blickte nicht einmal verwundert drein, als sie einen trockenen Rotwein
orderte.
»Was bilden Sie sich
ein…?«
»Wovon reden Sie?«
Ulbricht legte fragend den Kopf schräg.
»Sie dringen unbefugt
in die Wohnung eines Mordopfers ein und verschaffen sich einen Überblick.
Ich will nicht wissen, wie viele Spuren Sie vernichtet haben. Mal ganz
abgesehen davon, dass Sie den Kollegen der Spurensicherung unzählige
neue Spuren mit Ihrer Kleidung hinterlassen haben, die nun mühevoll
ausgewertet werden müssen und uns auf eine falsche Fährte
locken.«
»Das glaube ich nicht.
Ich habe Handschuhe benutzt, die ich immer bei mir trage. Und die alte
Dame war so freundlich, mir den Schlüssel zur Wohnung von Christian
Vorberg auszuhändigen.«
»Sie haben ihn unter
Vortäuschung falscher Tatsachen an sich gebracht«, giftete
Maja.
»Was war daran falsch?«
»Das, was Sie getan
haben, ist Amtsanmaßung.«
»Bin ich etwa kein
Kommissar? Ich habe der Dame den Dienstausweis gezeigt, und das hat ihr
genügt. Sie sollten hingegen froh sein,
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