Tödlicher Schnappschuss
waren
durchweg Markengeräte. Dennoch, so hatte Ulbricht den Eindruck, wurde
die Küche nicht oft benutzt. Im Kühlschrank fand er Wurst, Käse
und Butter, ein paar Flaschen Bier und eine Flasche sündhaft
teuren Sekt. Somit war Vorberg wohl für alle Fälle vorbereitet
gewesen, dachte Ulbricht sarkastisch, als er sich von der Küche ins
Wohnzimmer begab. Hier bestimmte eine große Ledercouch das Bild,
davor ein niedriger Tisch. An der Wand ein übergroßer
Flachbildschirm, in jeder Ecke des Raumes Lautsprechersäulen, die
Filmgenuss im Kinoton der neuesten Generation versprachen. Nichts
Billiges, dachte Ulbricht und ertappte sich dabei, die Wohnung mit seiner
Junggesellenbude in Wuppertal zu vergleichen. Vielleicht sollte er
wenigstens mal wieder tapezieren, wenn er schon mit den teuren Möbeln
und Elektrogeräten nicht mithalten konnte.
Er lehnte sich an die
Fensterbank und dachte nach. Ein Fotograf, der gut verdiente. Ein
nagelneuer Porsche, eine professionelle Fotoausrüstung und moderne
Unterhaltungselektronik kündeten nicht gerade von einem unbegabten
Provinzfotografen, der mehr schlecht als recht über die Runden kam.
Womit hatte Vorberg seinen Lebensstandard wirklich verdient?
Ulbricht verspürte ein
menschliches Bedürfnis, das er auf den übermäßigen
Kaffeegenuss schob und ihn ins separate WC trieb. In dem kleinen, gut vier
Quadratmeter großen Raum hatten die Einbrecher keine Spuren
hinterlassen. Das Klo lag unter einem kleinen Milchglasfenster. Ulbricht
klappte die Brille hoch und genoss die frische Luft, die durch den kleinen
Spalt des auf Kipp stehenden Fensters in den kleinen Raum drang. Während
er sich hingebungsvoll erleichterte, fiel sein Blick auf den altmodischen
Spülkasten hinter dem Klo. Etwas daran störte ihn, doch er kam
nicht recht darauf, was mit dem weißen Kunststoffkasten nicht
stimmte. Dann, als er den Reißverschluss der Hose wieder verschloss,
wusste er, was ihn störte: Der Deckel des Spülkastens war nicht
ganz in seine Aufnahmen eingerastet. Er stand an der rechten Seite einen
Spalt breit offen. Manchmal, erinnerte sich Ulbricht, klemmte das Ventil
in seinem Spülkasten in Wuppertal auch. Dann öffnete er immer
den alten Kasten und drückte das Ventil nieder, damit das
Wasserrauschen aufhörte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es
Vorberg ähnlich erging. Der Mann verdiente offenbar eine Stange Geld
und hatte es wohl kaum nötig, sich mit hängenden Ventilen in
veralteten Spülkästen herumzuärgern. Ulbricht klappte den
Klodeckel wieder herunter und wartete geduldig, bis das Rauschen der Spülung
nachließ. Nichts klemmte, das Ventil arbeitete also ordentlich.
Warum dann der offene Kasten?
Jemand hatte daran
herumhantiert, und das war sicherlich kein Klempner gewesen, denn der hätte
nach Abschluss seiner Arbeit den Kasten wieder richtig verschlossen.
Ulbricht beugte sich vor und machte sich an dem Deckel zu schaffen. Er zog
ihn zwischen Daumen und Zeigefingern beider Hände aus der Arretierung
und blickte in den Spülkasten. Das Ventil, der Hebelmechanismus und
natürlich Wasser, bereit für den nächsten Spülvorgang.
Nichts Außergewöhnliches.
Trotzdem war sich Ulbricht
sicher, dass er auf dem richtigen Weg war. Er stand sekundenlang mit dem
Deckel in der Hand dort und überlegte. Dann fiel sein Blick auf die
Styroporverkleidung im Innern des Deckels, die dafür verantwortlich
war, die Geräuschbelästigung des Wasserrauschens zu dämmen.
In der Schicht erkannte er einen quadratischen Schnitt, in chirurgischer
Präzision ausgeführt. Unwillkürlich erinnerte er sich an
ausgehöhlte Bücher, die man in englischen Bibliotheken als
Verstecke für geheime Unterlagen nutzte. Ein uralter Trick aus der
Zeit der guten alten Schwarzweiß-Fernsehkrimis, der den Weg in die
Moderne geschafft hatte. Anstatt der Buchseiten hatte man hier das
Innenleben des Spülkastens entfernt, um im Innern des Deckels einen
geheimen Gegenstand zu verstecken. Nur, darüber war sich Ulbricht im
Klaren, konnte es sich aufgrund der gegebenen Abmessungen nur um einen
recht kleinen Gegenstand handeln.
Er zog das kleine
Styroporrechteck heraus und legte es auf den Wannenrand. Unter der Schicht
entdeckte er eine Klarsichtfolie, die sich bei näherem Hinsehen als
Gefrierbeutel herausstellte. Sorgfältig faltete er den kleinen Beutel
auseinander und entdeckte einen
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