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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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gestritten, manchmal auch vor den Augen der Tochter. Als die
     Werkstatt, in der er sieben Jahre lang gearbeitet hatte, in die Insolvenz
     ging, wurde er arbeitslos, und das Unheil nahm seinen Lauf: Sie mussten
     den Gürtel enger schnallen - ein Umstand, der Mona nicht gefallen
     hatte. Als sich dann auch noch Mahnungen und Vollstreckungsbescheide häuften,
     war sie der Herausforderung, das gemeinsame Leben auch in wirtschaftlich schweren Zeiten zu meistern, nicht
     mehr gewachsen gewesen. Sie hatte die Konsequenz gezogen und ihn vor die Tür
     gesetzt.
    Paul Kuhnert hatte sich die
     kleine Wohnung in der Sollingstraße gesucht und lebte fortan allein.
     Seit einem halben Jahr war er von Mona geschieden, und Jennifer, die mit
     ihrer Mutter in einem kleinen Häuschen in der Straße Am
     Hasenstieg lebte, sah er nur selten. Obwohl Kuhnert sich im Laufe der Zeit
     mit seinem Leben arrangiert hatte, so hasste er die Einsamkeit, die ihn
     umgab, wenn er abends die Wohnung aufschloss.
    So war es auch diesmal.
     Nachdem er Schuhe und Jacke ausgezogen hatte, ging er mit der Post in der
     Hand in die kleine Küche. Eine Einbauküche besaß er nicht
     - die Einrichtung bestand aus zusammengewürfelten Baumarktküchenmöbeln
     in einem neutralen Weiß. Kuhnert warf die Briefe auf den klapprigen
     Küchentisch und nahm ein Bier aus dem Kühlschrank. Er öffnete
     die Flasche und trank einen großen Zug, trat ans Fenster und blickte
     hinaus. Das Küchenfenster lag an der Hinterseite des Hauses, und er
     hatte einen Ausblick auf eine kleine Hinterhof-Idylle. Hier standen die Mülltonnen,
     eine verrottete Holzbank und ein Sandkasten, in dem das Unkraut wucherte,
     weil hier schon seit Jahren kein Kind mehr gespielt hatte. Unkraut wuchs
     auch in den Fugen zwischen den Betonplatten, mit denen der kleine Hof
     ausgelegt war. Vielleicht sollte er sich um das Haus kümmern, nach
     Feierabend, für ein kleines Taschengeld vom Vermieter. Oder gegen
     eine Mietpreissenkung.
    Kuhnert nahm einen weiteren
     Schluck aus der Flasche und beschloss, Hans Sperling in den nächsten
     Tagen darauf anzusprechen.
    Seine Gedanken kreisten plötzlich
     um die Kundin an der Tankstelle, die schon seit einiger Zeit mit ihm
     flirtete. Sie sah mehr in ihm als den Mann an der Tankstelle - sie nahm
     sich Zeit für ein paar private Worte und bat ihn ab und zu, nach dem
     Ölstand an ihrem Golf zu sehen. Aber es war mehr. An ihrer Art, ihn
     anzusehen und an der Art wie sie sich bewegte und mit ihm sprach, erkannte
     er, dass die schöne Unbekannte ein reges Interesse an ihm zu hegen
     pflegte. Er kannte ihren Namen nicht und er wusste weder, wo sie wohnte,
     noch welchem Beruf sie nachging - sie waren sich sympathisch und er genoss
     die Zuneigung, die sie ihm schenkte. Schon öfter hatte er überlegt,
     sie nach ihrer Telefonnummer zu fragen, sich aber nie getraut. Immerhin
     war sie eine Kundin und er nur der kleine Angestellte einer Tankstelle.
     Doch wenn sie den ersten Schritt tun würde, da war er sicher, würde
     er nicht nein sagen.
    Ihm war warm ums Herz
     geworden, als vor seinem geistigen Auge das Bild der Frau auftauchte, um
     die sich seine Gedanken in letzter Zeit immer häufiger drehten. Mit
     einem nachdenklichen Lächeln trank er von seinem Bier, blickte sich
     in der Küche um und war sich plötzlich gar nicht sicher, ob er
     diese Frau nach Hause einladen konnte. Seine Wohnung war klein und sehr
     einfach eingerichtet; er war auch kein perfekter Hausmann. Sicherlich würde
     sie sich bei ihm nicht sehr wohlfühlen. 
    Kuhnert seufzte. Wie sollte
     er denn an eine neue Frau kommen, wenn er sich nicht einmal traute, sie zu
     sich einzuladen, aus Angst, sich mit seiner bescheidenen Bleibe zu
     blamieren? Das Klingeln der Türglocke riss ihn aus den Gedanken. Er
     stellte die Bierflasche auf dem Küchentisch ab und erreichte mit
     wenigen langen Schritten die Wohnungstür.
     Obwohl er keinen Besuch erwartete, drückte er den Türöffner.
     Im Treppenhaus summte es, dann hörte er, wie unten die Haustür
     geöffnet wurde. Schritte näherten sich; Kuhnert tippte auf zwei
     Personen. Vorsichtig lugte er durch den Türspion und erschrak, als er
     zwei uniformierte Polizisten erblickte, die sich vor seiner Wohnung
     aufbauten. Einer von ihnen hob die Hand und betätigte noch einmal den
     Klingelknopf.   
    Paul Kuhnert öffnete die
     Tür. »Ja bitte?«
    »Herr Kuhnert? Paul
     Kuhnert?« Der ältere der beiden musterte ihn.
    »Ja, der bin

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