Tödlicher Schnappschuss
ich. Worum
geht es?« Sein Herz begann zu rasen. Es kam nicht oft vor, dass die
Polizei vor seiner Tür stand. Obwohl er ein reines Gewissen hatte,
bekam er es auf der Stelle mit der Angst zu tun.
»Ist etwas mit
Jennifer? Oder mit Mona?«
»Nein. Dürfen wir
kurz reinkommen?«
»Natürlich.«
Kuhnert gab den Eingang frei und führte die Beamten in das kleine
Wohnzimmer. Er bot ihnen an, Platz zu nehmen, doch die Polizisten lehnten
dankend ab.
»Es geht um Ihren
Wagen. Ihnen gehört doch ein Toyota Starlet?« Der Polizist
blickte auf einen Notizzettel, dann nannte er das amtliche Kennzeichen.
»Das ist richtig, ja.
Der Wagen gehört mir.«
»Wo waren Sie vor zwei
Stunden?«
»Auf der Arbeit. Ich
arbeite an der Tankstelle Sollingstraße, nicht weit von hier. Dafür
gibt es Zeugen, Sie können meinen Chef fragen, er wird Ihnen bestätigen,
dass…« Kuhnert brach ab, dann schlug er sich mit der flachen
Hand vor die Stirn. »Moment«, stotterte er. »Sie kommen
wegen des Wagens? Was ist damit? Hat Gerhard einen Unfall gebaut?«
»Wer?« Nun war es
der jüngere Polizist der beiden, der nachhakte. Kuhnert schätzte
ihn auf Mitte zwanzig. Die dunkelblaue Polizeiuniform wirkte noch neu und
steif. Wahrscheinlich war er noch nicht lange im Streifendienst.
»Gerhard, mein
Bekannter. Er brauchte ein Auto, und weil ich mit dem Rad zur Tankstelle
fahre, habe ich ihm den Toyota geliehen.«
»Wir brauchen den Namen
und die Adresse Ihres Freundes.«
Kuhnert dachte kurz nach.
Etwas musste geschehen sein. Doch er nannte den Polizisten die Anschrift
von Gerhard Plott. »Was ist denn passiert?«
»Das dürfen wir
Ihnen noch nicht sagen, Entschuldigung.«
»Verstehe.«
Kuhnert nickte. »Aus ermittlungstechnischen Gründen, wie es
immer so schön heißt, nehme ich an?«
»Exakt.« Der
Ältere nickte. Sein Kollege hatte die Kontaktdaten von Gerhard Plott
notiert, und sie wandten sich zum Gehen, als irgendwo ein Handy fiepte.
Der ältere Polizist murmelte eine Entschuldigung und zog das Telefon
aus der Hemdstasche. Er murmelte etwas Unverständliches in den Hörer
und beendete die Verbindung dann.
»Es tut mir leid«,
sagte er an Paul Kuhnert gewandt. »Das war eine Kollegin aus Bad
Pyrmont. Es hat einen schweren Verkehrsunfall gegeben. Ihr Freund ist in
einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen, vermutlich wegen überhöhter
Geschwindigkeit. Der Wagen hat Totalschaden, und Ihr Freund wurde eben mit
einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Da er keine Papiere
bei sich trug, sind wir nicht sicher, ob es sich bei dem Fahrer des
Unfallwagens um Ihren Freund handelt, aber das
werden wir sicherlich herausfinden.« Er brachte ein mattes Lächeln
zustande. »Es tut uns leid, dass wir keine besseren Nachrichten für
Sie haben. Aber wir halten Sie auf dem Laufenden.« Die Polizisten
verabschiedeten sich von Kuhnert; er brachte sie völlig fassungslos
zur Tür. Als er allein war, wurde ihm der ganze Umfang der
Neuigkeiten bewusst. Kuhnert zitterte am ganzen Leib, dann sank er auf die
verschlissene Couch im Wohnzimmer. Anscheinend war das Ende seiner Pechsträhne
noch nicht erreicht.
Kurhotel Schillerhof, Bad
Pyrmont, 20.20 Uhr
Die Kollegen der
Spurensicherung gaben Maja ein Zeichen, während sie das Hotelzimmer
verließen und sich auf dem Korridor die Overalls abstreiften. Die
Tatortarbeit war abgeschlossen, jetzt folgte die Auswertung der Spuren
beim Technischen Dienst und dem Erkennungsdienst.
Wenn es sich bei dem
Einbrecher um einen Wiederholungstäter handelte, war er bereits
aktenkundig und konnte anhand der im Zimmer hinterlassenen Spuren
identifiziert werden. Sollte es sich bei ihm um den gleichen Täter
handeln wie beim Einbruch in Vorbergs Wohnung, hatten sie gleich zwei
Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
»Sie können dann
wieder in Ihr Zimmer - wenn Sie mögen«, murmelte einer der
Beamten an Ulbricht gewandt.
Der zuckte die Schultern und
tauschte einen raschen Blick mit Maja, die sich mit der Hotelleiterin
unterhalten hatte. Die Aufzeichnungen der Videoüberwachung waren bereits auf dem Weg in die
Polizeiinspektion. Wahrscheinlich würde das Sichten des Materials
einige Stunden in Anspruch nehmen. Die Kommissarin wirkte müde. Als
sie sah, dass die Kollegen ihre Ermittlungen abgeschlossen hatten, wandte
sie sich von Angela Kirschstein ab und wechselte einige
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