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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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aus.
    »Scheiße, was ist
     denn das?«, zischte er erschrocken und versuchte den Wagen wieder
     unter Kontrolle zu bringen. Doch in der Lenkung blockierte etwas, und der
     Toyota rollte unbeirrt geradeaus. Er nahm den Fuß vom Gas und trat
     das Bremspedal durch, doch es war bereits zu spät. Der Wagen raste
     mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit aus der Kurve. Er war froh, dass
     ihm kein anderes Fahrzeug im Scheitelpunkt der Kurve entgegenkam. Der
     Wagen rumpelte von der Straße in eine kleine Böschung. Er wurde
     in den Sicherheitsgurt gepresst, als es einen harten Aufschlag gab. Blech
     kreischte und Glas splitterte. Die Reifen schleuderten Matsch und
     Gesteinsbrocken durch die Luft, und er sah ein großes Kunststoffteil
     seitlich am Wagen vorbeifliegen. Im gleichen Augenblick spürte er den
     stechenden Schmerz an der Schläfe. Der Wagen war vor einen dicken
     Baumstamm gerast, so viel konnte er noch durch die gesplitterte
     Windschutzscheibe erkennen. Die zerbeulte Motorhaube ragte vor ihm in die
     Höhe. Er wollte sich bewegen, war aber zu keiner Bewegung imstande.
     Den Motor hatte er abgewürgt, und Rauch kräuselte sich aus der
     Haube. Panik erfasste ihn, sein Herz raste, und er fühlte sich
     ausgeliefert. Dennoch reagierten seine Beine nicht. Würde er von
     jetzt an gelähmt sein?
    Er spannte die Muskeln an,
     wollte den Sicherheitsgurt lösen, doch es war bereits zu spät.
     Ihm wurde heiß, und er spürte die Übelkeit in sich
     aufsteigen. Kurz sah er Blitze vor seinen Augen aufleuchten, dann wurde es dunkel um ihn herum.
     Leblos sackte er im Sitz zusammen.
     
    Sollingstraße,
     Holzminden, 19.35 Uhr
    Wie immer legte er die paar
     Meter von der Esso-Station bis zu seiner Wohnung mit dem alten Fahrrad zurück.
     Das Auto nutzte er nur für größere Einkäufe oder
     weitere Fahrten. Die Benzinpreise waren so hoch wie schon lange nicht
     mehr, und er sparte, wo er konnte. Es war ein milder Frühsommerabend,
     der Verkehr auf der Hauptstraße ließ langsam nach, und die Vögel
     in den Bäumen hatten ihr abendliches Konzert angestimmt. Er liebte
     diese Zeit, wenn die Hektik des Arbeitstages langsam nachließ und
     die Stadt sich auf einen ruhigen Feierabend vorbereitete.
    Ein Duft von frischen Blüten
     hing in der Luft, und Paul Kuhnert atmete tief durch, während er am
     Straßenrand entlangradelte. Er hatte Zeit, und es wartete niemand
     auf ihn. Dann hatte er das kleine Mietshaus erreicht. Er stieg vom Rad und
     schob es durch den kleinen Vorgarten zum Hauseingang. Umständlich
     fummelte er den Hausschlüssel aus der Hosentasche.
    In der Post waren nur ein
     paar Rechnungen und Reklame. Wer sollte ihm auch schreiben? Paul Kuhnert
     schob das Fahrrad in den Keller und begab sich ins erste Stockwerk des
     Mietshauses. Hier lag seine Junggesellenwohnung, die er seit seiner
     Scheidung von Mona bewohnte. Das Geld war seit der Trennung knapp für
     den 38-jährigen, doch er war eine echte Kämpfernatur und ließ
     sich nicht unterkriegen. Nachdem er fast drei Jahre lang von Hartz IV
     gelebt hatte, war er über einen Bekannten an den Job auf der
     Tankstelle gekommen. Acht Stunden lang stand er an der Kasse, ab und zu
     konnte er mal an einem der Kundenfahrzeuge nach dem Rechten sehen. Sein
     Chef war zufrieden mit dem gelernten Kfz-Mechaniker. Die Tatsache, dass
     Kuhnert technisch begabt war, machte ihn auf der Tankstelle zum Mädchen
     für alles. Egal ob es an der Waschanlage etwas zu reparieren gab oder
     ein Kunde mit dem Münzstaubsauger den Aschenbecher seines Autos
     leergesaugt hatte und die Anlage verstopft war - Kuhnert richtete es mit
     seiner ruhigen Art. Viel verdiente er nicht auf der Tankstelle, aber es
     reichte, um die laufenden Kosten zu bestreiten. Das, was übrig war,
     überwies er brav auf das Konto seiner Exfrau, die seit der Scheidung
     ausschließlich Hausfrau war und sich um ihre gemeinsame achtjährige
     Tochter Jennifer kümmerte.
    Das Leben als Junggeselle war
     nicht das, was sich Kuhnert unter einem harmonischen Leben vorstellte,
     aber die Frau fürs Leben konnte er sich nicht backen, und das Leben
     an der Seite seiner Exfrau fortzuführen, kam für ihn nicht in
     Frage. Im Laufe der Zeit hatte sich Mona zu ihrem Nachteil verändert.
     Sie war materialistisch geworden, legte Wert auf ein eigenes Auto und auf
     mindestens zwei Urlaube im Jahr. Doch das war noch nie möglich
     gewesen, und sie hatte ständig an ihm herumgenörgelt. Sie hatten
     oft

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