Tödlicher Schnappschuss
liegt?«
»Herzinfarkt. Ich weiß
nicht, ob es ihr schon besser geht.«
»Eine seltenes Symptom
bei einer Frau. Meist sind es die Männer, die an einem Herzinfarkt
sterben.«
»Ja.« Edeltraut
Majewski blickte Maja mit versteinerter Miene an. »So wie mein Mann
Erhardt damals. Es ging alles ganz schnell.«
Maja blickte sich peinlich
berührt um, fand aber kein Loch im Boden, durch das sie hätte
versinken können. So erhob sie sich. »Danke, dass Sie Zeit für
mich hatten«, sagte sie an die alte Dame gerichtet. »Bleiben
Sie sitzen, ich finde alleine heraus.«
Schillerstrafie, Bad Pyrmont,
11.30 Uhr
Natürlich genoss er die
neugierigen Blicke der Passanten, als er mit dem knallroten Porsche Cabrio
durch den Ort donnerte. Das war schon etwas anderes als sein alter Vectra,
dachte er und atmete tief durch, während der Fahrtwind in seinen
Haaren spielte. Die Sonne brannte ihm auf den Leib, und er überlegte
kurz, nur ganz kurz, ob er für das Cabrio Fahren nicht doch schon zu
alt war. Dann verwarf er den Gedanken wieder und genoss das Brummen des
Motors im Heck.
Anfangs war es ein komisches
Gefühl gewesen, mit dem Wagen eines Toten loszufahren, doch der
Fahrspaß mit dem Sportwagen hatte ihm das beklemmende Gefühl
genommen, und als er am Ortsausgang von Hameln das Radio auf volle Lautstärke
gedreht hatte, hatte er die Fahrt nach Bad Pyrmont genossen. Der Wagen lag
auf der Straße wie ein Brett und nahm gierig Drehzahl an, wenn er
das Gaspedal nur antippte. In den Kurven lief der Porsche wie auf
Schienen, und Ulbricht fühlte sich um Jahrzehnte jünger, als er
nun durch den Kurort rollte. Dennoch ging ihm der Fall nicht aus dem Kopf,
und so suchte er sich einen freien Parkplatz unweit des Hylligen Borns, löste
zähneknirschend ein Parkticket und suchte sich ein Internet-Café,
das er im Postweg auch fand. Er wählte sich in eine
Internet-Suchmaschine ein und recherchierte nach den Arbeiten von
Christian Vorberg, von dem er nach wie vor viel zu wenig wusste. Bald
schon wurde er auf Zeitungsartikel aufmerksam, die mit Bildern von Vorberg
garniert waren. Keine Frage, soweit Ulbricht das beurteilen konnte, hatte
Vorberg etwas von seinem Fach verstanden. Wunderschöne
Landschaftsaufnahmen und unzählige Porträts fand er, allesamt
kleine Kunstwerke, und wenn es nur die Außenaufnahme eines Schulgebäudes
in Hameln war, das von der Schließung betroffen war. Tatsächlich
war Vorberg auch ein Society-Fotograf gewesen, wie Ulbricht in der
Online-Ausgabe eines Lifestyle-Magazins las. Er blätterte sich durch
die Galerien, die der Betreiber der Website ins Netz gestellt hatte und
traute seinen Augen nicht, als er neben einer ihm wohlbekannten Dame ein
bekanntes Gesicht entdeckte.
»Da sieh an«,
murmelte er mit einem fetten Grinsen und erntete dafür von dem jungen
Mann am Computer neben ihm ein mitleidiges Kopfschütteln. »Wenn
das mal nicht Alexandra Voosen ist. Aber was du mit ihr zu tun hast, das
musst du mir wohl oder übel selbst erklären.«
Evangelisches Krankenhaus
Holzminden, 11.40 Uhr
Maja hasste Krankenhäuser,
daran konnte auch das durchaus freundliche Ambiente des Evangelischen
Krankenhauses nichts ändern. Es war 1933 eingeweiht worden und im
Jahr 1958 großzügig erweitert worden. Nun befanden sich
zahlreiche Fachabteilungen unter einem Dach im Haupthaus am Forster Weg,
ein kleiner parkähnlich angelegter Garten lud Patienten und ihre
Besucher dazu ein, im Grünen zu verweilen. Vögel zwitscherten
munter in den Bäumen, als sie über den Kiesweg das Portal der
Klinik erreichte.
Nachdem sie die drei breiten
Waschbetonstufen zum Eingang genommen hatte, erkundigte sich Maja am
Empfangstresen nach Hildegard Vorberg. Nachdem sie Station und die
Zimmernummer erfahren hatte, suchte Maja die Kardiologie
auf, die sich im zweiten Obergeschoss des Haupttraktes befand. Der beißende
Duft von Desinfektionsmitteln bohrte sich in ihre Atemwege. Irgendwo
rollte ein Wagen mit klapperndem Geschirr vorüber, jemand
telefonierte und lachte laut. Auf dem hellen Korridor mit Handlauf standen
ein paar leere Betten. Maja fragte sich, ob die Patienten, die in diesen
Betten gelegen hatten, gestorben waren. Die Tür eines Krankenzimmers
flog auf, und Maja stieß um ein Haar mit einer Krankenschwester
zusammen. Misstrauen lag in ihrem Blick.
»Zu wem möchten
Sie?«, fragte sie
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