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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Gemeindebrief. Am Treppenabsatz blieb
     die alte Dame stehen und wandte sich zu Maja um.
    »Kommen Sie schon«,
     sagte sie und deutete wieder mit dem Kinn - diesmal nach oben. »Oder
     wollen Sie mir erzählen, dass Ihre Neugier schon befriedigt ist?«

 
    VIERZEHN
    »Was hat er denn
     verbrochen?«, fragte Frau Majewski unverblümt, nachdem sie Maja
     in den engen Flur der kleinen Wohnung im ersten Stock geschoben hatte und
     eilig den Mantel abstreifte, um ihn ordentlich an der Garderobe aufzuhängen.
     Ihre Mütze behielt sie auf; wahrscheinlich hatte sie Angst um ihre
     Frisur, dachte Maja. Den Trolley rollte sie in die Küche und ließ
     ihn dort stehen.
    »Das wissen wir leider
     nicht«, erwiderte Maja wahrheitsgemäß. »Er hat sich
     jedenfalls in den letzten Tagen … sagen wir, auffällig
     verhalten.«
    »Das sieht ihm ähnlich.«
     Edeltraut Majewski schob Maja in das Wohnzimmer. Hier war die Zeit stehen
     geblieben, und Maja fand sich in einem Zimmer der frühen 70er-Jahre
     wieder. Möbel aus dunkler Eiche, reichlich verziert, ein mit dunkelgrünem
     Samt bezogenes Sofa und ein Ölgemälde über dem Sofa, das
     einen einsamen See inmitten schneebedeckter Berge zeigte - gerahmt von
     einem schweren Holzrahmen mit kitschigen Schnitzereien. Auf einem
     Sideboard erkannte Maja das Schwarzweißfoto eines alten Mannes mit
     rundem Gesicht und dunklen Haaren. Die Augen blickten munter durch die Gläser
     einer Hornbrille; der Mann selbst trug einen Anzug und erinnerte Maja ein
     wenig an den Schauspieler Heinz Erhardt. An der unteren linken Ecke gab es
     ein schwarzes Band, das diagonal über das glänzende Metall des
     Rahmens verlief.
    »Mein Mann Erhardt«,
     erklärte Edeltraut Majewski, als sie Majas Blick bemerkte. »Seit
     fast zwanzig Jahren ist er nun tot.« Dann lachte sie mit feucht glänzenden Augen. »Er sieht ein wenig
     aus wie der echte Heinz Er-hardt, finden Sie nicht auch?«
    »Allerdings«,
     stimmte Maja zu und betrachtete die bunten Römergläser hinter
     den kleinen Butzenscheiben der Schrankwand. Ähnliche Gläser
     hatte ihre Mutter auch besessen.
    »So - nun setzen Sie
     sich doch.« Frau Majewski zeigte auf das Sofa und ließ sich
     selbst auf einem Sessel nieder, über dessen Armlehne eine
     aufgeschlagene Fernsehzeitung und eine Illustrierte lagen.
    Maja kam der Aufforderung
     nach. »Hat Markus Vorberg Freunde oder Familie, die ihn besuchen?« 
    »Genügend.«
     Edeltraut Majewski winkte ab. »Seitdem der hier wohnt, herrscht in
     diesem Haus Tag und Nacht ein ständiges Kommen und Gehen. Und glauben
     Sie bloß nicht, dass sich die jungen Leute im Treppenhaus ruhig
     verhalten! Ich war schon ein paar Mal kurz davor, die Polizei zu rufen.«
     Sie lächelte spitzbübisch, als sie fortfuhr: »Aber jetzt
     sind Sie ja hier.«
    »Ja.« Maja
     nickte. So kam sie nicht weiter. »Kannten Sie die Leute, von denen
     Herr Vorberg Besuch hatte?«
    Die alte Dame senkte den
     Blick und dachte sekundenlang nach. Dann ruckte ihr Kopf hoch. »Nein«,
     murmelte sie und schüttelte das graue Haupt. »Nicht einen. Aber
     denken Sie jetzt nicht, dass ich ständig am Türspion stehe und
     alles überwache.«
    »Natürlich nicht.
     Aber was ist mit seiner Verwandtschaft?«
    »Er hat, soviel ich weiß,
     einen Bruder. Mit dem hat er aber wohl Streit, keine Ahnung. Und nun ist
     er tot.«
    Maja wurde auf der Stelle
     hellhörig.
    »Ansonsten gibt es
     seine Mutter, die ihn ab und zu besuchen kommt. Eine ganz nette Frau, so
     ganz anders als ihr Sohn. Wir haben schon mal
     geplaudert, eine sehr patente Person. Wenn Sie mich fragen, ist der Junge
     eine Strafe für sie. Ja, ich glaube, sie schämt sich für
     ihren Sohn.«
    »Wissen Sie, wo sie
     wohnt?« Maja machte sich Notizen.
    »Augenblicklich nicht
     weit von hier: Sie liegt im Krankenhaus. Ihre Söhne haben sie fertig
     gemacht, glaube ich. Erst der eine Sohn, der ihr ständig Sorgen
     bereitet, und jetzt die schreckliche Nachricht vom Mord am älteren
     der beiden. Schrecklich, ganz schrecklich. Dabei ist Hildegard eine ganz
     liebe Person.« Ein bedauerndes Kopfschütteln folgte. »Unsere
     Kinder sind zusammen aufgewachsen, deshalb kenne ich die Familie schon länger.«
    Maja spürte, wie sich
     die Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten. Gestern noch waren
     Kollegen bei Hildegard Vorberg gewesen und hatten sie zum Mord an
     Christian Vorberg befragt, und heute lag sie im Krankenhaus?
    »Wissen Sie, warum Frau
     Vorberg im Krankenhaus

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