Tödlicher Schnappschuss
jetzt noch dafür in den Bau zu gehen.
Deshalb habe ich es für richtig befunden, hier aufzukreuzen und für
die nötige Ruhe zu sorgen.«
»So machst du alles nur
noch schlimmer. Weshalb musste Vorbergs Bruder sterben? Er war ein armes Würstchen.«
»Ich musste davon
ausgehen, dass er zu viel wusste. Leute wie Markus Vorberg sind gefährlich.
Womöglich plaudern sie im Drogenrausch die alten Geschichten aus. Das
musste ich verhindern.«
»Du bist völlig
durchgeknallt.« Er tippte sich bezeichnend an die Schläfe.
»Und jetzt verschwinde aus meinem Haus.«
»Nicht, bevor ich habe,
was ich will - Vater.«
Sein Gegenüber schüttelte
langsam den Kopf, und er spürte, dass er in die Enge getrieben wurde.
»Und was möchtest du? Verschwinde in dein irisches Dorf, dort
wird dich ganz bestimmt niemand suchen. Du kannst den Rest deines Lebens
ganz in Ruhe genießen, während ich immer in Angst leben muss,
dass doch noch etwas von unserem Geschäft auffliegt.«
»Vielleicht hättest
du mehr selber machen sollen, anstatt drittklassige Dilettanten mit solch
brisanten Aufträgen zu beauftragen. Plott ist ein Idiot.«
»Er war zu blöd,
das Auto in einer Kurve auf der Straße zu halten und ist gegen einen
Baum gefahren. Deshalb liegt er jetzt auf der Intensivstation im
Krankenhaus Holzminden. Ich werde dafür sorgen, dass man noch in
dieser Nacht die Maschinen, die ihn künstlich am Leben halten, einen
Moment lang abschaltet. Damit ist auch er keine Gefahr mehr für mich.«
»Für uns, meintest
du.«
»Von mir aus auch das.
Also - jetzt raus mit der Sprache!«
»Ich brauche mehr Geld.«
Der Gast hatte gefährlich leise gesprochen.
»Das ist unmöglich.
Ich habe dich fürstlich bezahlt und dir den Rest deines bis dato kläglichen
Lebens gerettet. Mehr ist nicht drin.«
»Dann greift Plan B.«
»Und der lautet?«
Er hatte Mühe, seine Unsicherheit zu verbergen und versuchte sich
daran zu erinnern, wann er zum letzten Mal eine solche Angst gehabt hatte.
Zitternd lehnte er sich an einen Schrank.
»Ich werde dich töten,
werde deinen Notar damit beauftragen, den Erbschein öffentlich zu
machen, der mich als deinen letzten lebenden Verwandten und somit als Alleinerben deines Vermögens
ausweist. Also überleg es dir: Entweder du stockst meine Beteiligung
großzügig auf, oder du hast nichts mehr von deinem Scheißgeld!«
»Du bist… du
bist völlig übergeschnappt!«, keuchte er fassungslos. Doch
als er sah, dass der Junge die Hand mit der Pistole anhob, zweifelte er an
dessen Verstand. Wie gelähmt stand er da und fragte sich, wofür
er den ganzen Aufwand in den letzten Tagen getrieben hatte. Auch als sich
der Finger seines nächtlichen Besuchers um den Abzug krümmte,
war er zu keiner Bewegung imstande.
Das leise Plopp des Schalldämpfers
sagte ihm, dass er bereits verloren hatte …
Bad Pyrmont, Hauptallee,
22.20 Uhr
Das Klingeln des Telefons
riss sie aus den Gedanken. Maja warf einen Blick auf das Display, runzelte
die Stirn, murmelte »das ist Alders« und nahm das Gespräch
an. Ulbricht wollte nicht unhöflich sein und bewunderte den Blick
über die Terrasse des Restaurants bis hinüber zum Wasserlauf,
der sich an der prächtigen Hauptallee glucksend seinen Weg bahnte.
Auf der Terrasse der Alten Villa Schlossblick waren schon einige Gäste
verschwunden; die Tische hatten sich nach und nach geleert.
Majas Telefonat dauerte
anderthalb Minuten.
»Und? Neuigkeiten?«,
fragte Ulbricht so nebensächlich wie möglich.
»Allerdings. Ich weiß
nur nicht, was das zu bedeuten haben könnte. Die Kollegen haben das
Haus von Alexandra Voosen auf den Kopf gestellt - das kleine in Hehlen-Hohe, meine ich. Dabei
haben sie einen Por-sche-Schlüssel gefunden.«
Ulbricht wurde es heiß.
Sollte er Maja sagen, dass er mit Vorbergs Porsche unterwegs war, weil er
den Zweitschlüssel aus Versehen eingesteckt hatte und er nun einen
Wagen benötigte, um seine Ermittlungen fortsetzen zu können?
Er entschied sich,
abzuwarten. Wahrscheinlich würde die Sprache gleich darauf kommen,
dass der Porsche vor der Polizeiinspektion in Hameln verschwunden war.
Dann musste er sowieso mit offenen Karten spielen.
»Es muss der Schlüssel
von Christian Vorbergs Porsche sein, den unsere KTU durchsucht hat. Morgen
werden wir prüfen, ob der Schlüssel zum Fahrzeug gehört.«
»Maja, das ist jetzt
Weitere Kostenlose Bücher