Tödlicher Schnappschuss
Gesellschaft und…«
»Ich kann das nicht
mehr hören«, brummte Ulbricht. »Immer geht es um mächtige
und um reiche Männer, die ein gutes Ansehen genießen und - natürlich
- eine blütenreine Weste haben. Mensch, werd doch mal wach! Oder
glaubst du ernsthaft, dass diese Bonzen keinen Dreck am Stecken haben,
weil sie einfach nur reich und mächtig sind?« Ulbricht hieb mit
der Faust auf den Tisch, und das Windlicht vollführte einen Hüpfer.
Die Gäste an den
Nachbartischen blickten verwundert zu ihnen herüber, doch Ulbricht
beachtete sie nicht. Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen.
»Um noch mal auf Arndt
Hartmann zu sprechen zu kommen«, sagte er nach einer kleinen Pause.
»Du hast erwähnt, er sei reich und mächtig. Womit wir
wieder beim Thema wären. Aber ich schweife ab: Somit passte er in
Alexandra Voosens Beuteschema. Er ist Chef einer Immobilienbude und hat
wahrscheinlich Kohle satt.«
»Er ist, um das
vorwegzunehmen, nicht mit dem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen.
Eigentlich stammt er aus einfachen Verhältnissen, heiratete mit
Beatrice die Tochter eines Immobilienunternehmers, der seinen Sitz hier in
Pyrmont hatte. Heribert Kollmann verstarb früh, und seine Tochter
übernahm die Geschäfte gemeinsam mit ihrem Mann, Arndt Hartmann.«
»Damit war er an die
Macht gekommen.«
»Exakt.«
Das Essen wurde an den Tisch
gebracht, und sie begannen zu speisen. Ulbricht machte sich über das
Schnitzel her, dem man eine üppige Portion Pommes frites an die Seite
gestellt hatte. Maja stocherte ein wenig lustlos in ihrem Salat herum und
schielte immer wieder auf Ulbrichts Fleisch, der ihre neidischen Blicke
jedoch ignorierte.
»Wäre es möglich,
dass er so macht geil war, seine angeheiratete Familie aus dem Weg zu räumen?
Damit wäre er allein an der Spitze der Firma und ein gemachter Mann«,
schlug Ulbricht kauend vor.
»Du meinst, er selbst
hat die Entführung seiner Frau organisiert?«
»Wäre das bei
einem Mann wie ihm so unwahrscheinlich?«
»Ich weiß es
nicht. Der Fall liegt zwei Jahre zurück, und ich war nicht
unmittelbar mit den Ermittlungen betraut. Was ich aber weiß ist,
dass die Kollegen damals so ziemlich jede Möglichkeit durchgekaut
haben. Erfolglos, denn die Mörder von Beatrice Hartmann sind nach wie
vor auf freiem Fuß. Sie haben eine Frau auf dem Gewissen, sind aber
durch den recht spektakulären Coup auch nicht reich geworden, da
Hartmann nicht gezahlt hat. Insofern könnte man ihm schon
unterstellen, dass er ein Stück weit Mitschuld am Tod seiner Frau trägt.
Aber ob das reicht?« Sie schüttelte den Kopf. »Wir
begeben uns da auf dünnes Eis, Norbert.«
»Und er hat
wahrscheinlich auch die teuersten Rechtsanwälte engagiert, die jeden
noch so vagen Verdacht gegen seine Person sofort abwenden.« Ulbricht
ahnte, wie der Hase lief. »Sagst du das, weil es so ist, oder sagst
du das, weil du Angst vor Hartmann und seinen Beziehungen hast?«
»Ich habe keine Angst
vor seiner Macht«, antwortete Maja schnell und schüttelte den
Kopf. »Aber wie wollen wir ihm das jetzt noch nachweisen, und was hätte
der Mord an Alexandra Voosen für einen Sinn? Rache scheidet
jedenfalls aus.«
Ulbricht musste ihr recht
geben. »Wie geht es jetzt weiter?«
»Wir durchsuchen die
Wohnungen von Alexandra Voosen in Hannover und hier in Hehlen. Vielleicht
finden wir dort einen wichtigen Hinweis auf den Mörder.« Sie
atmete hörbar aus. »Offen gestanden bin ich ziemlich am Ende
heute. Das war ein Scheißtag, wirklich.«
ZWEIUNDZWANZIG
»Was willst du von mir?
Wir sind fertig miteinander.«
Sein Gast grinste. Und nur
die Tatsache, dass er eine Pistole in der Hand hielt, dessen Lauf auf ihn
gerichtet war, verhinderte, dass er sich auf ihn stürzte, um ihn
unschädlich zu machen.
»Ich habe meine Arbeit
zu deiner vollsten Zufriedenheit erledigt, das hast du sehr richtig
bemerkt.«
»Dann verschwinde
endlich aus meinem Leben. Ich habe dir nicht umsonst ein Leben im Ausland
ermöglicht und dir deinen Lebensunterhalt gesichert. Wir sind fertig,
Mann!« Er hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Das Auftauchen seines
Besuchers war zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt
geschehen.
»Die alte Sache ist
wieder aufgewirbelt worden«, stellte der Mann im Sessel fest. Das
Grinsen hatte sich in seinen Gesichtszügen festgemeißelt.
»Und ich habe keine Lust,
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