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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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umwerfende Russin? Ducoux, denk mit dem Gehirn und nicht mit dem Schwanz.
    »Ja, so ist es!« sagte Ducoux sehr ernst. »Hände weg von ihr. Wir wollen doch gute Kameraden sein.«
    »So ist es, Jean. Natalja gehört Ihnen. Aber machen Sie mich trotzdem mit ihr bekannt.«
    Sie gingen hinüber an den runden Tisch. Die Herren erhoben sich, als sie den neuen Gast im ›Roten Salon‹ sahen.
    Ducoux stellte jeden vor und sagte dann: »Und das ist Monsieur Robert Fulton aus den USA: Er hat die Wahnsinnsidee, Frankreich mit einem neuen Likör zu beglücken.«
    Die Herren gaben einander die Hand. Natalja sah Fulton aus großen, dunklen, strahlenden Augen an, und als er ihre Hand küßte, durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schlag. Obwohl seine Lippen die Handfläche nicht berührten, spürte sie eine Hitzewelle durch ihren ganzen Arm ziehen. Es war ein anderer Handkuß als die üblichen … Fulton zog nicht ihre Fingerspitzen an seinen Mund, sondern er ergriff ihre Hand, hielt sie fest und ließ sie auch nicht los, als er sich wieder aufrichtete. Erst als sie ihm die Hand entzog, gab er sie frei. Keiner der Anwesenden hatte etwas bemerkt, es hatte sich in Sekundenschnelle abgespielt.
    Eine der Bedienungen brachte sofort ein Tablett mit frischem Champagner. Fulton hob sein Glas Natalja entgegen und sprach aber alle an.
    »Ich freue mich, daß Sie mich in Ihren Kreis aufnehmen. Wenn Sie ab jetzt alle meinen Cocktail Ladykiller trinken würden, wäre ich wirklich glücklich.«
    Alle lachten und sanken dann wieder in ihre Sessel zurück. Fulton nahm Natalja gegenüber Platz und streichelte mit seinen Blicken ihre langen, schlanken Beine, die das Kleid nur zur Hälfte bedeckte. Ihre russisch-asiatische Schönheit, dieses Lächeln in den Mundwinkeln, das Interesse, das aus ihren Augen sprühte, und die Haltung ihres Körpers begannen Fulton gefangen zu nehmen. Dabei vergaß er aber nicht, die seltsame Konstellation dieses Tisches zu beachten: ein Iraner, ein Ministerialsekretär, ein Physikprofessor mit Nuklearfachwissen, ein Abteilungschef der Geheimpolizei und im Hintergrund, mit Madame ins Gespräch vertieft, ein Vizeminister … welch eine brisante Mischung!
    Und wo gibt es mehr Kumpanei und Kontaktfreude als in einem ›Roten Salon‹, der der ›Kultur‹ dient?
    Fulton unterbrach seine Überlegungen, als Natalja ihn fragte:
    »Wieso nennen Sie Ihren Cocktail Ladykiller?«
    »Weil er unwiderstehlich ist, wenn man nur einen Schluck getrunken hat. Man will immer mehr davon trinken. Man kann süchtig nach ihm werden … wie so vieles im täglichen Leben zur Sucht werden kann.«
    »Und Sie haben keine Probe mitgebracht?«
    »Ich wußte nicht, was mich hier erwartet. Verzeihung. Das nächste Mal bringe ich einen ganzen Karton mit.«
    »Ich möchte ihn gern probieren.« Natalja spitzte die Lippen, als schmecke sie bereits die neue Kreation. »Ich halte viel von einer Kostprobe.«
    Kaum hatte sie es gesagt, war sie über sich selbst entsetzt. Was rede ich da? Wie komme ich dazu, in diesem Fremden, in diesem Amerikaner, in diesem Schnapsfabrikanten etwas Besonderes zu sehen?! Er sieht gut aus, zu gut, könnte man sagen, aber seine Blicke sind indiskret, entblößend und wie kleine Flämmchen auf der Haut. Er ist ein Mann wie alle anderen, nur noch eingebildeter, weil er gut aussieht. Bemühen Sie sich nicht, Mr. Fulton. Es hat keinen Sinn … ich verachte solche Kerle, die nur an das Bett denken!
    Aber dann hörte sie sich sprechen, als hätten ihre Gedanken keine Macht mehr über sie. »Erzählen Sie mir von Ihrem Leben, Mr. Fulton.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen.« Fulton riß seine Blicke von ihren Rundungen los. »Geboren in einem kleinen Nest in Nebraska, Schule, High-School, Universität … das übliche.«
    »Was haben Sie studiert?«
    »Literatur …«
    »Und verkaufen jetzt Ladykiller -Cocktails?«
    »Wie das Leben so spielt. Zum Schriftsteller tauge ich nicht, da fehlt mir die Phantasie und ein eigenes Stilgefühl, als Lehrer in einer Schule bin ich zu ungeduldig, bei irgendeiner Kulturbehörde bin ich fehl am Platze, weil ich mich nicht unterordnen kann – was bleibt also übrig? Cocktails zu verkaufen, das ist ein freier Job. Wenn man gut arbeitet, hat man Geld, wenn man faul ist, steht man vor der Küche der Heilsarmee an. In meinem Falle muß ich sagen: Es geht mir gut! Der Beweis: Ich bin in Paris.«
    »Sie sind also außergewöhnlich fleißig?«
    »Bei allem, was mich interessiert …«
    Dies war eine

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