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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einsamen Datscha, die mit ansehen muß, wie der große Sybin seine jungen Gespielinnen verwöhnt und sie dann mit einem Tritt aus seinem Bett befördert. Eine Zukunft in Samt und Seide, aber im Herzen einsam wie die schweigende Tundra. Ist das kein Grund, zu weinen?
    »Gefällt es dir nicht mehr in Paris bei mir?« fragte Madame.
    »O nein, ich bin gerne in Paris.«
    »Fehlt dir dein russischer Liebhaber?«
    »Ich brauche keinen Mann!«
    »Warum lügst du? Jede Frau sehnt sich nach einem Mann. Sonst wäre sie keine Frau.«
    Natalja warf einen schnellen, verstohlenen Blick hinüber zu Fulton. Er diskutierte mit Ducoux, aber sein Blick wanderte suchend herum.
    Er hielt nach Natalja Ausschau. Als er sie in der Salonecke mit Madame entdeckt hatte, nickte er ihr kaum merklich zu. Sie aber nahm dieses Zeichen wahr und wurde unsicher.
    »Ich frage mich in letzter Zeit nach dem Sinn des Lebens«, sagte sie zu Madame.
    »Das sollte man nie tun! Du bist reich, was willst du mehr vom Leben?«
    »Geld ist nicht alles, Louise.«
    »Es ist alles. Glaube einer erfahrenen Frau. Man kann sich jeden Wunsch erfüllen.«
    »Man kann etwas kaufen, ja … aber was ist mit den Gefühlen? Ich bin in Gold eingegossen, eine Statue. Aber ich will leben … leben … leben …«
    »Dann tu es doch. Liebe ist atemloses Leben. Liebe …«
    »Ich kann nicht lieben.«
    »Mein Gott! Hast du kein Herz?«
    »Bei mir ist es eine Pumpe. Ein rhythmisch zuckender Muskel.«
    »Wer hat dich bloß so zerstört?«
    »Das Leben. Du weißt nichts von mir, gar nichts! Du bist nicht in einem Moskauer Armenviertel aufgewachsen, du hast es nie nötig gehabt, mit deinem Körper dafür zu bezahlen, daß du nicht verhungerst. Jetzt bin ich reich, ja, auch durch meinen Körper … aber ich habe dabei gelernt, jede Männerhand zu hassen, die meinen Körper berührt. Ich hatte eine andere Vorstellung vom Leben, aber die blieb Illusion.«
    »Du bist noch so jung … es kann sich vieles ändern.«
    »Nicht mehr. Ich bin meine eigene Gefangene.«
    Sie schüttelte den Kopf und deutete damit an, daß es keine Hoffnung gab, an die sie sich klammern konnte. Mit einem traurigen Lächeln wandte sie sich ab und ging hinüber zu dem runden Tisch am anderen Ende des ›Roten Salons‹.
    Die Herren sprangen sofort auf. Ducoux rückte ihr einen Sessel zurecht, Awjilah winkte nach einem Glas Champagner; Pataneau und Lumette begannen, gleichzeitig zu reden und sagten: »Ihr Gesang war grandios!«, nur Fulton verhielt sich zurückhaltend. Er sah Natalja an, schweigend, aber mit beredten Blicken. Sie verstand ihn, wandte sich ab und hob ihr Glas.
    »Wenn ein Russe sein Glas hebt«, rief sie, »muß er einen Spruch sagen: Das Heute ist besser als zwei Morgen!«
    »Ein guter Spruch!« Ducoux stieß mit ihr an. »Ein wahrer Spruch. Laßt uns das Heute genießen! Wo Sie auch sind, Natalja, wir sind Ihre Nachbarn.«
    »Auch dafür haben wir Russen einen Spruch: Liebe deinen Nachbarn, aber bau dir eine Mauer …«
    »Mauern kann man einreißen.« Fulton sagte es leichthin im Plauderton. Sie ging darauf nicht ein, bemühte sich, Fulton nicht anzusehen, und spürte dennoch in sich eine unerklärbare Unruhe.
    Es wurde ein schöner Abend. Ein paar Paare verschwanden oben in den Zimmern, auch Lumette zog mit einer der Damen ab, Ducoux trank zuviel und wurde schläfrig, nur Awjilah und Fulton widerstanden allen Angeboten. Der erste, der sich verabschiedete, war Pataneau, ihm folgte kurz darauf Ducoux. Und auch Awjilah verließ kurz nach zwei Uhr morgens den ›Roten Salon‹. Fulton blieb allein zurück, saß bequem zurückgelehnt in seinem Sessel und sah Natalja mit seinem unverschämten Blick an.
    »Warum starren Sie mich so an?« fragte sie ganz bewußt, um das Gespräch persönlich werden zu lassen. Es reizte sie plötzlich, die Gedanken dieses Mannes nicht nur zu ahnen, sondern auch gesagt zu bekommen. Das Spiel mit den Männern kannte sie gut genug … jetzt war es Neugier.
    Fulton zuckte die Schultern, veränderte dabei allerdings seine lässige Haltung nicht. Es fehlte nur noch, daß er seine Beine auf den Marmortisch legte und sich so benahm, wie man es von Amerikanern erwartet: Kaugummi kauend und die Füße auf dem Tisch …
    Fultons Antwort kam leicht und lässig:
    »Soll man an einer schönen Frau vorbeisehen? Das wäre wider die Natur des Mannes und … Sie sind einmalig.«
    »Was sollte einmalig an mir sein?« erwiderte Natalja.
    »Welche Frage. Sie haben die Ausstrahlung einer zweiten

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