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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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womit er den Mann töten könnte, der ihm Natalja weggenommen hatte.
    Er überquerte die Kreuzung, ging ziellos weiter, vorbei an Cafés und Bistros, an den ersten Huren und an einem Sexshop, auch eine Errungenschaft der neuen Freiheit, und sah plötzlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein hellerleuchtetes Geschäft mit zwei großen Schaufenstern. Anders als sonst in Europa, vor allem in Deutschland, ist in Frankreich das Ladenschlußgesetz liberaler und kundenfreundlicher. Es gibt sogenannte ›Magazins‹, die bis zweiundzwanzig Uhr und länger geöffnet haben und in denen man alles kaufen kann, was zum Leben gehört … ein Warenhaus im kleinen.
    Sybin stellte sich vor die große Glastür und blickte in das Geschäft. Sie werden etwas haben, womit man töten kann, sagte er sich. Keine Waffen, aber es gibt noch andere Möglichkeiten, einen Menschen umzubringen. Sein Körper ist weich und seine Hirnschale dünn, und er hat keine Krallen und keine Reißzähne wie ein Raubtier, keine Hörner wie ein Büffel – man muß ihn nicht erschießen. Der Mensch ist ein wehrloses Geschöpf.
    Er betrat das kleine Kaufhaus, ging zwischen den Regalen hindurch und stand dann vor einer Wand, an der Werkzeuge aller Art für Heimwerker hingen, aber auch Messer und Beile aller Größen.
    Sybin wählte ein schmales, langes Messer aus, das einem Dolch ähnelte, und wog dann sorgsam einige Beile in der Hand. Er entschied sich für ein mittelgroßes, nicht zu schweres, gut in der Hand liegendes Beil mit einem griffigen Stiel, ging zur Kasse, bezahlte den lächerlich geringen Preis – wie billig ist es, einen Menschen zu töten –, packte die Sachen in eine längliche Tüte und verließ zufrieden das Magazin.
    Ein Beil und ein Messer.
    Wie ganz am Anfang seines Weges zur Macht – da war es ein Taschenmesser gewesen, mit dem er eine Halsschlagader durchtrennt hatte.
    Sybin ging den Weg zurück zum Hotel Monique. Als er von weitem das alte, angerostete Schild sah, atmete er tief durch.
    Fast eine halbe Stunde wartete Victoria Miranda in der Eingangshalle des Andrej-Rubjow-Museums auf Igor Germanowitsch Sybin. Sie fand keine Erklärung dafür, warum er nicht kam, aber wenn er verhindert war, hatte er ja keine Möglichkeit gehabt, sie zu verständigen. Er wußte nicht, wo sie in Moskau wohnte, denn nach dem Barbesuch hatte sie sich von ihm verabschiedet und war mit einem Taxi weggefahren. Und was sie von ihm wußte, war nur sein Name und daß er ein erfolgreicher Geschäftsmann war. Jeder, der ihn kannte, begegnete ihm mit einer gewissen Ehrfurcht, die manchmal fast untertänig wirkte. Vor allem im Tropical benahmen sich der Geschäftsführer, die Kellner, die Barmixer und sogar die Gäste, soweit sie Russen waren, so, als sei der Zar selbst in das Lokal gekommen. Victoria Miranda hatte sich während der Stunden, die sie zusammen am Tisch saßen, immer wieder gefragt: Wer ist dieser Sybin? Wer ist der Mann, der an jedem seiner neun Finger einen klotzigen Ring trägt und aussieht wie ein Filmstar der dreißiger Jahre?
    Am nächsten Morgen hatte sie Kevin Reed gefragt, aber der hatte nur geantwortet:
    »Moskau hat zirka fünf Millionen Einwohner, und einer davon heißt Sybin. Wie soll man ihn kennen?« Reeds Antwort war fast beleidigend.
    »Er muß ein reicher Mann sein«, insistierte Miranda.
    »Auch davon gibt's jetzt in Moskau mehr, als man kennen sollte. Die meisten sind Ganoven, Gauner oder Funktionäre.«
    »Den Eindruck machte er nicht.«
    »Was interessiert Sie so an ihm?«
    »Er scheint in Moskau sehr bekannt zu sein. Er könnte mir die Richtung weisen zu den Personen, die ich suche.«
    »Victoria …« Reed sprach jetzt zu ihr wie zu einem Kind. »Wenn es wirklich eine Atommafia gibt, was von Kennern der Szene bezweifelt wird, dann sitzen die Paten nicht mit Sybin an einem Tisch. Sie bleiben unter sich, und sie kommen nie allein!«
    Victoria richtete sich steif auf und blickte Reed böse an. »Woher wissen Sie, daß Sybin allein ins Tropical gekommen ist?«
    »Meine Liebe …« Reed grinste sie unverfroren an. »Haben Sie geglaubt, ich lasse Sie allein im Moskauer Sumpf fischen?«
    »Das ist eine Unverschämtheit. Ich verbitte mir das!«
    »Ich nehme Ihren Protest zur Kenntnis … aber es bleibt dabei. Ich bin für Sie verantwortlich.«
    »Das sind Sie nicht!«
    »Sie sind eine amerikanische Staatsbürgerin und stehen daher automatisch unter unserem Schutz.«
    »Ich habe mich nur der CIA gegenüber zu

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