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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wind davon. Dann gnade uns Gott!« Wallner beugte sich wieder über Londricky. »Junge, spiel mir nicht den Schlappen vor. Bei mir zieht das nicht. Wo kommt das Lithium her?«
    »Ich nix sagen.« Londricky hielt die Augen geschlossen.
    »Wohin sollte es geliefert werden?«
    »Ich nix sagen.«
    »Und überhaupt … du hast den verkehrten Weg genommen. Du sollst das Zeug in den Westen bringen, aber du wolltest abhauen in den Osten! Da stimmt doch was nicht! Die Richtung stimmt nicht!«
    »Ich nix sagen und nicht mehr hören …«
    »Wie du willst. Ich nehme dich mit nach Wiesbaden, und dort kochen wir dich weich.«
    »Nix foltern … darfst du nicht …«
    »Da hast du recht. Ich möchte dir am liebsten die Wahrheit aus dem Hintern prügeln.« Wallner blickte auf. »Meine Herren, das haben Sie nicht gehört. Wir sind unter uns, und ich weiß, was jeder von Ihnen denkt. Noch mal, Londricky – oder wie Sie heißen mögen: Sie können durch ein Geständnis Ihre Lage nur verbessern.«
    »Ich nix sagen.«
    »Wie Sie wollen.« Wallner sprach ihn wieder mit ›Sie‹ an. »Wir haben legale Mittel, Sie zum Reden zu bringen.«
    Er erhob sich von der Bettkante. Jeder in diesem Krankenzimmer wußte, daß es eine leere Drohung war … wer nicht sprechen wollte, konnte nicht dazu gezwungen werden. Verhörmethoden wie in anderen Staaten, vor allem die einiger Länder in Asien, Afrika und Südamerika, verbot die Achtung vor den Menschenrechten. Man war auf freiwillige Aussagen oder auf erdrückende Beweise angewiesen … aber wo sollte man hier Beweise suchen?
    »Ist er transportfähig?« fragte Wallner den Arzt.
    »Ja. Die Verwundung war ein undramatischer Steckschuß. Nur der hohe Blutverlust mußte aufgefangen werden.«
    »Und das haben Sie?«
    »Ja. Aber wir können zur Sicherheit noch eine Infusion geben.«
    »Ich bitte darum. Morgen früh nehmen wir ihn mit nach Wiesbaden.«
    »Aber er muß noch klinisch behandelt werden.« Der Arzt hob wie bedauernd die Schultern. »Noch wenigstens eine Woche. Dann wissen wir sicher, daß es keine Wundinfektion oder andere Komplikationen gibt. Schließlich ist die Kugel durch die Lehne des Sitzes in den Rücken eingedrungen, es gab Polsterfasern in der Wunde, und niemand kann sagen, ob wir wirklich alle Rückstände oder Staubteilchen herausgeholt haben. Eine Entzündung ist bei einer solchen Verletzung immer drin.«
    »Keine Sorge. Wir bringen ihn in das Krankenhaus.« Wallner wandte sich dem Chef des LKA zu. »Das Lithium nehmen wir auch mit. Es gibt ja keine Strahlungsgefahr.« Er warf noch einmal einen Blick auf Londricky. Der spielte immer noch den Erschöpften und versuchte sogar zu röcheln. »Er ist ein begabter Schauspieler!« sagte Wallner trocken. »Junge, bei mir nicht. Ich bin kein Theaterfreund, ich liebe die Musik. Deshalb werde ich dich zum Singen bringen.«
    Am nächsten Morgen flogen Wallner und sein Assistent Berger zurück nach Wiesbaden. Londricky wurde in einem Rollstuhl transportiert. Er versuchte immer wieder, aus dem Sitz zu rutschen, und täuschte Schwächeanfälle vor, bis Berger ihn einfach im Rollstuhl so anband, daß er sich nicht mehr rühren konnte.
    »Das Folter!« schrie Londricky empört. »Ich Presse erzählen!«
    »Die wirst du nie zu Gesicht bekommen, Junge«, sagte Wallner mit einem Grinsen. »Der Bundesanwalt wird dich aus der Öffentlichkeit wegzaubern.«
    In Wiesbaden warteten ein Krankenwagen und drei Kriminalbeamte des BKA auf sie. Sie übernahmen Londricky und fuhren mit ihm zum Krankenhaus. Dort bekam er ein Zimmer am hintersten Ende des Flures auf der ersten Etage und wieder einen Polizisten, der auf einem Stuhl vor der Tür Wache hielt.
    Zwei Tage später, noch vor dem Beginn der Verhöre, war Londricky tot.
    Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Ein lautloser Tod.
    Das Fenster zum Garten war aufgebrochen. Der Täter – so wurde rekonstruiert – war über ein Rosenspalier hinauf in die erste Etage geklettert. Ein ganz einfacher Weg.
    »Und das beweist«, sagte Wallner ziemlich schockiert, »daß wir es hier mit einer ganz dicken Sache zu tun haben …«

Die Überraschung
    Dr. Sendlinger war zum ersten Mal in Moskau.
    Paß- und Zollkontrolle im Flughafen von Scheremetjewo II hatte er sich wesentlich umständlicher vorgestellt … man sah seinen Paß an, registrierte, daß er aus der BRD kam, und drückte den Einreisestempel hinein. Bürger aus der BRD, aus dem neuen, vereinten Deutschland, sind Freunde geworden. Das hatte bei

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