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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kürbisse, drückte an ihm herum; dabei stöhnte sie ins Mikrofon, riß sich dann das Kleid vom Leib und entblößte einen Bauch, der über den Unterleib hing. Ästheten hätten sich die Augen zugehalten. Auch Sendlinger fragte sich, warum sich ein Lokal wie das Tropical eine solche Show leisten konnte. Aber auch diese Frau wurde beklatscht, als sie von der Bühne hüpfte.
    Sybin wandte sich Dr. Sendlinger zu. Wieder kreuzten sich ihre Blicke, und Sendlinger schüttelte den Kopf. Mit einem Grinsen nickte ihm Sybin zu.
    Warte, mein Doktor. Gleich kommt Natalja Petrowna. Da wird's dir heiß im Anzug. Und wenn sie sich in ihrer ganzen wunderschönen Nacktheit auf deinen Schoß setzt … das hat noch kein Mann regungslos überstanden. In spätestens einer Stunde weiß ich, was du in Moskau willst. Dann bist du entweder interessant für mich, oder du bist nur ein geiler Bock, der Natalja hundert Dollar in den Ausschnitt steckt.
    Die Musik spielte einen Tusch. Die grellen Lampen auf der Bühne erloschen, ein altes russisches Volkslied erklang: Schwarze Augen – Sehnsucht der Taiga.
    Natalja betrat die Bühne in einem kirgisischen Kostüm: weiße Stiefelchen, ein weiter Faltenrock, eine rote Bluse und darüber ein buntbesticktes Jäckchen. Das lange, schwarze Haar hatte sie hochgebunden und mit bunten Bändern zusammengehalten. Wie eine Elfe schwebte sie herein, sittsam, verträumt, wie von der Melodie getragen. Ihr tatarisches Gesicht war mit Goldstaub überpudert.
    Dr. Sendlinger starrte sie an. Sie ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe, dachte er, ein Wunder an Weiblichkeit. Und sie soll ein Teufel sein …? Aber war Lucretia Borgia nicht auch eine wunderbare Frau gewesen und dennoch ein Satan? Und Katharina von Medici, deren Schönheit überall besungen wurde, befahl in der Nacht zum 24. August 1572 die Pariser Bluthochzeit, die Bartholomäusnacht, bei der über zwanzigtausend Hugenotten ermordet wurden. Es gibt viele, viele Beispiele von zauberhaften Frauen, hinter deren Schönheit sich Grausamkeit, tödliche Perversion, gnadenloser Haß und Lust an der Vernichtung verbergen.
    Wie komme ich bloß darauf, beim Anblick von Natalja plötzlich an die Historie zu denken? Sie ist eine Tänzerin in einem Moskauer Nachtlokal, weiter nichts. Paul, was ist mit dir los? Und wie ich vermute – und auch erwarte –, wird sie sich dort oben auf der Bühne ausziehen, provozierend langsam und mit lasziven Bewegungen, und die männlichen Gäste zu Wunschträumen anregen. Sie wird rasenden Beifall bekommen, und das war's dann. Keine Ahnung, warum der Taxifahrer ihr teuflische Qualitäten andichtete.
    Die Musik ging in eine aufreizende, rhythmische Melodie über. Natalja löste die Bänder, die ihre Haare zusammenhielten, und warf sie hinunter zu den Tischen. Die Männer griffen gierig danach, und da sie nahe vor Sendlinger tanzte, bekam er eines der Bänder, ein dünnes, goldenes, in den Schoß geworfen. Er nahm es und legte es auf den runden Tisch. Bewußt gleichgültig, so als habe man ihm wie zu Fasching eine Papierschlange zugeworfen.
    Ein alter, aber bewährter Trick: Gleichgültigkeit, was eine Frau bis zur Selbstaufgabe reizen kann.
    Sybin blickte erneut hinüber zu Dr. Sendlinger. Er grinste breit, aber Sendlinger beantwortete es mit einem Achselzucken. Was soll's? Da muß schon anderes in meinen Schoß fliegen als ein goldfarbenes Bändchen.
    Natalja kniff einen kurzen Moment die Augen zusammen. Du westlicher Schnösel! Ich werde dir zeigen, daß auch in dir Verlangen und Geilheit stecken. Sieh her – jetzt fallen Jäckchen und Bluse! Lassen dich meine Brüste kalt? Noch sind sie in einen BH gezwängt, aber gleich löse ich den Haken. Ins Gesicht werfe ich ihn dir, und er wird nach Rosen duften, mit einem Hauch von Moschus, der die Männer antreibt wie die Peitsche des Kutschers seine Gäulchen.
    Und so geschah es … Natalja bewegte den Körper in wilden Zuckungen, löste den Büstenhalter, ließ ihre herrlichen, straffen Brüste tanzen, und während die Gäste klatschten und ihr etwas zuriefen, was Sendlinger nicht verstand, warf sie ihm zielsicher den BH ins Gesicht.
    Er nahm ihn und legte ihn gleichgültig neben das Goldband. Du bist doch ein Teufelchen, und sogar ein atemberaubendes, aber einen Paul Sendlinger siehst du nicht ausflippen. Das kennst du anscheinend noch nicht … einen nüchtern denkenden Kopf, während der Körper sich verlieren kann.
    Er trank einen Schluck Krimsekt und sah erstaunt hoch, als

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