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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brockler sah Wallner mit einem beschwörenden Blick an. »Das war nur so 'ne Bemerkung, Herr Oberrat.«
    »Es ist ja auch nicht mein Gebiet.« Wallner lächelte breit. Brockler gefiel ihm. Ein sympathischer Bursche, aber nun steckte er leider tief drin in einem Verbrechen, das man nicht ernst genug nehmen konnte. »Sie haben also in Moskau zugesagt?«
    »Nicht sofort. Ich hatte zwei Tage Aufenthalt und habe zu dem Herrn Pujaschew gesagt: ›Ich überleg mir das. Was ist es denn?‹ Und der Mann antwortet: ›Sie sollen nur ein kleines Kästchen mitnehmen … in einer der hinteren Porzellankisten!‹ Hoj, da wußte ich plötzlich, daß das kein zufälliges Zusammentreffen war, sondern daß man mich beobachtet hatte. Die sind ganz gezielt auf mich losgegangen. ›Was für 'n Kasten?‹ habe ich gefragt. ›Etwa Waffen? Ohne mich!‹ Antwort: ›Für Waffen braucht man Kisten. Das hier ist ein kleiner Kasten aus Metall mit einem Bleimantel. Darin sind zwanzig Gramm, mehr nicht. Für diese Probe bekommen Sie zweitausend Mark Transportgeld. Wenn Sie wieder nach Moskau kommen und dann ein Kilo mitnehmen, sind Ihnen die fünfzigtausend Mark sicher! So einfach kann man Geld verdienen.‹«
    »Hat es da bei Ihnen nicht geklingelt, Brockler?«
    »Nein. Aber ich habe natürlich gefragt, was das für zwanzig Gramm sind. Und der Pujaschew antwortete: ›Das ist wissenschaftliches Material aus einem russischen Labor, das nicht in fremde Hände fallen darf und dessen Export verboten ist. Deshalb der illegale Transport. Seit Gorbatschow hat sich in Rußland vieles geändert. Wir werden Wissenschaft verkaufen, und Sie transportieren sie. Das ist alles.‹ Das war auch wieder etwas, was wahr ist. Jedesmal, wenn ich nach Rußland komme, muß ich staunen. Diese Luxuswagen vor den Hotels und Restaurants … immer mehr werden es. Da wachsen die Millionäre wie Pilze aus dem Boden. Und mir ist klar: Das sind meistens Halunken! Die stoßen sich jetzt gesund wie unsere Wessis bei den Ossis. Und dann habe ich mir gedacht: Du willst die Elfriede heiraten, du willst 'ne schöne Wohnung haben – da sind fünfzigtausend Mark gerade der richtige Anfang. Keiner weiß davon, keiner wird dich kontrollieren an der Grenze, wenn auf den Papieren steht: Porzellan … da haste einmal im Leben die Chance. So denkt doch jeder, Herr Oberrat.«
    »Nicht alle, zum Beispiel ich nicht.«
    »Von Berufs wegen, Herr Oberrat.« Brockler blickte Wallner treuherzig an. »Aber im Inneren, da wo's keiner sieht und hört, da denken doch alle: Verdammt, einen Haufen Geld verdienen ohne Arbeit – da muß man zugreifen.«
    »Wer so denkt, kalkuliert nicht das Risiko ein. Ihre erhofften fünfzigtausend Mark bringen Ihnen jetzt bestimmt drei Jahre Knast ein. Das ist doch ein schlechtes Geschäft.«
    »Daran denkt man vorher nicht.«
    »Also weiter … dieser Pujaschew übergibt Ihnen also den Kasten mit dem Plutonium …« Wallner wartete, bis sich Brockler eine Zigarette angezündet und den ersten Zug gemacht hatte. »Wo war das?«
    »Nein, so schnell lief das nicht ab. Erst zwei Tage später kam Pujaschew wieder ins Hotel Kosmos und brachte einen kleinen, dicken Mann mit. Er trug eine Goldbrille, und ich sagte mir: Das ist etwas Höheres, wer sonst kann sich Goldbrillen leisten?! Pujaschew stellte ihn mir vor: Professor Poltschow. Da wußte ich aber schon, wer Pujaschew war. Der Barmixer hatte es mir erzählt. ›Was haben Sie mit dem Major zu tun?‹ hatte er mich gefragt. ›Passen Sie auf, mein Herr … der ist Major des KGB. Es ist zwar alles anders geworden bei uns, man kann jetzt vieles sagen, was früher sofort in die Keller des KGB führte, aber mit Leuten wie Pujaschew möchten wir trotzdem nichts zu tun haben.‹ Ich war also vorsichtig geworden. KGB … was haben die mit einem illegalen Handel zu tun? Was haben die mit mir vor?«
    »Da hätten Sie aussteigen müssen«, unterbrach Wallner. »Bei diesen Überlegungen …«
    »Fünfzigtausend Mark, Herr Oberrat!« Brockler grinste verlegen. »Die waren stärker als alles andere.« Er holte tief Luft und sog an seiner Zigarette. »Dieser Professor Poltschow sagte, er sei Atom-Wissenschaftler in einem Forschungsinstitut in Moskau. Er brachte einen kleinen Koffer mit, in dem der Stahlkasten lag. Ein schweres Ding … aber das wissen Sie ja. ›Passen Sie auf, daß das Gefäß nicht geöffnet wird‹, sagte der Professor zu mir. ›Es enthält eine sehr giftige Substanz. Und bloß keinen Unfall auf der Straße …

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