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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wenn der Kasten beschädigt wird … die Folgen sind nicht abzusehen.‹«
    »Und da haben Sie immer noch mitgemacht?«
    »Fünfzigtausend Mark, Herr Oberrat …« Brockler wischte sich über die Augen, im nachhinein gab er zu, daß Geldgier seinen Verstand vernebelt hatte. »Ich ging auf Nummer Sicher. Im Beisein des Majors verstaute ich den verdammten Kasten in einer der hinteren Porzellankisten, schön weich gelagert in Holzwolle. Da konnte nichts passieren, selbst wenn der Laster umkippen würde bei einem Unfall. Tja, und dann bin ich los. In Köln haben Sie mich dann erwischt. Wieso eigentlich? Woher wußte die Kripo Köln, daß ich den Kasten bei mir hatte?«
    »Mein lieber Brockler, das ist Geheimsache der Polizei.« Wallner blinzelte ihm zu. »Wir sind nicht so dumm, wie die Gesetzesbrecher immer annehmen.« Und dann stellte er die Frage, die alle am meisten interessierte: »Wo sollten Sie das Plutonium abliefern?«
    »In Paris …«
    »In Paris?!« Wallner hatte jede andere Antwort erwartet, nur die nicht. »Wieso Paris?«
    »Da müssen Sie Major Pujaschew fragen. In Paris sollte ich die zweitausend Mark bekommen … ich nehme an, das war so 'ne Art Test, ob ich den Kasten auch wirklich abliefere. Bei der nächsten Sendung waren dann …«
    »Die fünfzigtausend fällig für ein Kilo Plutonium. Wissen Sie, was man auf dem Markt für ein Kilo waffenfähiges Plutonium heute zahlt? Zweiundsechzigeinhalb Millionen Dollar.«
    Brockler schwieg, sichtlich verwirrt. Diese Zahl war für ihn kaum begreifbar. Für lumpige fünfzigtausend Mark hätte er zweiundsechzigeinhalb Millionen Dollar transportieren sollen? Die haben mich ganz schön aufs Kreuz gelegt, dachte er. Da wären mindestens zweihunderttausend Mark drin gewesen. Oder noch mehr … und Elfriede und ich wären alle Sorgen losgeworden. Sogar eine Eigentumswohnung hätte dabei herausspringen können. Ganz klar, dieser Major wollte mich linken.
    »Was ist mit Paris?« fragte Wallner erneut. »Wo sollten Sie den Kasten abliefern?«
    »In einem Hotel Orient.«
    »Sehr sinnig.« Wallner versprühte wieder Ironie. Wenn der Abnehmer aus den islamischen Staaten stammte, war Orient geradezu makaber. »War ein Datum vereinbart?«
    »Nein. Ich sollte von Paris aus in Köln in meiner Wohnung angerufen werden. Dann sollte ich mich in meinen Privatwagen setzen und nach Paris fahren. Im Hotel würde man mich dann erwarten.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter.«
    Wallner beendete das Verhör nach kurzer Zeit. Mehr war aus Brockler nicht herauszubringen, er konnte nicht mehr erzählen. Interessant war der Weg über Frankreich, ein eigentlich völlig logischer Weg: Paris als Zwischenstation, dann weiter nach Marseille, dem größten französischen Hafen, von dort über das Mittelmeer zu den islamischen Staaten, zum Beispiel nach Libyen. Oder weiter zu irgendwelchen afrikanischen Diktatoren, die eine Atommacht werden wollten. Verblüffend war nur, daß der Schmuggel über Deutschland lief … darauf hatte man in Bonn, beim BKA und beim BND, noch keine logische Antwort. Warum der lange Umweg?
    »Sie werden morgen abgeholt, Brockler«, sagte Wallner. »Sie werden in die Justizvollzugsanstalt Bruchsal eingeliefert als Peter Hellmann. Keiner weiß Ihren wirklichen Namen, außer dem Direktor der Anstalt. Merken Sie es sich: Sie heißen ab morgen Peter Hellmann. Das garantiert Ihre Sicherheit. Einverstanden?«
    »Habe ich eine andere Wahl, Herr Oberrat?«
    »Nein.« Wallner stemmte sich aus seinem Sessel hoch. Berger und der Protokollführer standen ebenfalls auf. »Vermissen Sie etwas?«
    »Ja, 'ne Zeitung und Fernsehen. Der Sportteil … und was es so Neues gibt.«
    »Bekommen Sie, Brockler. Sie waren kooperativ … wir sind es auch. Und wir werden in unserem Bericht vermerken, daß Sie uns sehr nützlich waren. Das kann das Gericht später milder stimmen.«
    Brockler atmete tief durch. »Ich danke Ihnen, Herr Oberrat«, sagte er leise.
    »Ganz meinerseits.«
    Und dann war Freddy Brockler wieder allein, hörte, wie sich der Schlüssel im Türschloß drehte, und schüttelte den Kopf. Als ob ich fliehen wollte … ich bin doch froh, daß ich hier in Sicherheit bin. Weiß man, was hinter der ganzen Sache steckt, wer alles seine Finger in diesem Mistspiel hat? Ich bin verschaukelt worden, das ist klar … aber wer steckt dahinter?
    Zwei Stunden später brachte eine Sekretärin von Dr. Boehmer einen kleinen Fernseher und zwei Tageszeitungen ins Zimmer. Brockler setzte sich in einen

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