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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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möglichen Bedrohung durch die Unterwelt – siehe Londricky – ein privates Versteck einer amtlichen Verwahrung vorzuziehen sei. Auf keinen Fall sollte man ein Risiko eingehen … die Informationen, die Brockler angedeutet hatte, waren von größtem Wert und konnten in das Dunkel, in dem die Nukleargeschäfte bisher abgewickelt wurden, vielleicht etwas Licht bringen.
    So wurde ein Besprechungsraum der Kanzlei Boehmer in aller Eile in einen Wohnraum umfunktioniert; man stellte eine Schlafcouch hinein, zwei Sessel und einen Couchtisch, und da das WC mit Waschbecken gleich nebenan lag, brauchte man nur diesen hinteren Teil des Büros abzuschließen, um Brockler an der Flucht zu hindern.
    Aber Freddy dachte gar nicht an Flucht. Wohin denn flüchten, fragte er sich immer wieder. Untertauchen … wo denn? Für ihn waren die deutschen Grenzen geschlossen, und einen falschen Paß zu besorgen, war für ihn nicht machbar, denn er hatte keinerlei Verbindung zu den Kreisen, die solche Fälschungen herstellten oder verkauften. Er war wirklich ein bisher unbescholtener Fernfahrer, ehrlich – bis auf einige Fälschungen am Fahrtenschreiber seines Lkw, wenn er länger als acht Stunden hinter dem Steuer gesessen hatte, aber das taten viele Fahrer –, und er hatte auch die Absicht gehabt, unbescholten zu bleiben, bis in Moskau die Verlockung in Gestalt eines Majors Pujaschew an ihn herangetreten war. Ein Tag, den er heute verfluchte und am liebsten vergessen würde. Deshalb war er auch bereit, das auszupacken, was er wußte, und das war herzlich wenig.
    Am nächsten Morgen erschien Wallner bei ihm im Versteck. Er brachte Kommissar Berger und einen Protokollführer mit, der die Aussagen auf ein Tonband aufnehmen sollte.
    Brockler hatte schlecht geschlafen und viel an seine Braut Elfriede denken müssen, die nun allein im Bett lag und nicht wußte, was eigentlich geschehen war. Zehn Minuten nachdem Freddy sie fluchtartig verlassen hatte, waren zwei Kripobeamte in die Wohnung gestürmt und hatten sie quasi auseinandergenommen. Auf Elfriedes Frage, was denn los sei, erhielt sie die barsche Antwort: »Anziehen! Sie kommen mit!« Und dann hatte man sie die ganze Nacht verhört und immer wieder gefragt: »Was wissen Sie von Plutonium?« Und sie hatte in Unkenntnis und naiv geantwortet: »Was ist Plutonium? Ist das ein neues Waschmittel?« Die Polizei hielt diese Antwort für eine provozierende Frechheit. Man nahm Elfriede in Gewahrsam als mögliche ›Mitwisserin‹.
    Das wußte Brockler natürlich nicht, als er während der Nacht an Elfriede dachte. Um neun Uhr morgens erschien Dr. Boehmer selbst im Zimmer und brachte ihm eine Kanne Kaffee und zwei frische, belegte Brötchen, eines mit Schinken und eines mit Edamer Käse. Brockler hatte sich nebenan im WC gewaschen und hockte mißmutig und unausgeschlafen auf der Bettcouch.
    Dr. Boehmer setzte sich ihm gegenüber in einen der Sessel und schob ihm eine Schachtel Zigaretten über den Tisch zu. Brockler zog es vor, zuerst eine Tasse Kaffee zu trinken.
    »Mein Freund Wallner hat mir gesagt, daß Sie Nuklearmaterial schmuggeln«, begann Dr. Boehmer das Gespräch.
    »Das stimmt so nicht ganz.« Brockler griff nach dem Schinkenbrötchen. Es war herrlich frisch und krachte zwischen den Zähnen, als er hineinbiß. »Ich habe das zum ersten Mal getan. Einmal und nie wieder.«
    »Dazu werden Sie in den nächsten Jahren auch keine Gelegenheit haben. Was haben Sie sich dabei gedacht?«
    »Nichts.«
    »Sie haben nicht gedacht, daß Sie damit Tausenden Menschen den Tod bringen können? Daß Sie viele Menschen radioaktiv verstrahlen oder – wenn sie das Plutoniumpulver einatmen – elend an Krebs sterben lassen? So dumm sind Sie doch nicht.«
    »Ich habe vor Moskau nicht gewußt, was Plutonium ist.«
    »Lesen Sie keine Zeitungen?«
    »Doch. Aber zuerst den Sportteil und dann ab und zu vorne, was die da in Bonn für 'ne Politik machen. Dann ärgere ich mich darüber, was die mit unseren Steuergeldern alles machen. Da fliegen Bundestagsabgeordnete zwei Wochen lang nach Bali, um Bewässerungsanlagen zu studieren. Ja, sind wir denn in Bali?! Es kann auch Arabien gewesen sein … auf jeden Fall waren sie auf Tour … und wir Steuerzahler blechen dafür.«
    In diesem Moment betraten Oberrat Wallner, Kommissar Berger und der Protokollführer das Zimmer. Wallner begrüßte Brockler mit Handschlag und brachte ihm sogar ein Stück Kuchen mit, ein wie eine Acht aussehendes Gebäck, in dessen zwei Vertiefungen

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