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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sessel, legte die Beine auf den Couchtisch, aß sein Puddingteilchen und schlug die Sportseite auf. Ein Bericht vom 1. FC Köln … das war vertraute Lektüre.
    Vom BKA aus rief Oberrat Wallner in Paris das Polizeipräsidium an. Man verband ihn weiter, bis sich ein Monsieur Jean Ducoux meldete. Der Chef einer Sonderabteilung der Sûreté. Er sprach deutsch mit dem schönen, charmanten französischen Akzent.
    Und er sagte, sehr zur Verblüffung von Wallner:
    »Was? Schon wieder? Könnt ihr Deutschen nichts Besseres exportieren?«
    Der Reiseplan Sybins war voller Termine.
    Mit Hilfe von Kontaktleuten seines ›Konzerns‹, die er vorausgeschickt hatte, war die Route genau festgelegt, und wo Sybin auch hinkam, waren bereits so gründliche Vorbereitungen getroffen worden, daß nur ein paar Tage genügten, um seinen Besuch als erfolgreich abzuhaken.
    Er begann mit Moskau. Hier arbeitete das Kurtschakow-Atominstitut, in dem die besten russischen Atomwissenschaftler vereinigt waren, eine der Zentralnervenbahnen der Atomforschung, völlig abgeschirmt, bewacht und gesichert. Welche Experimente in den Forschungslabors durchgeführt wurden, gehörte zu den größten Geheimnissen der russischen Militärpolitik, von denen nur wenige Eingeweihte wußten. Für Sybin war das der Ort, der ein Schlüssel zu allen anderen Atomwerken sein konnte.
    Er begann in seiner üblichen Art: Er ließ die Wissenschaftler und Arbeiter des Institutes beobachten, erfuhr deren Namen und Lebensgewohnheiten und wählte dann zwei Personen aus, die ihm zur ›Mitarbeit‹ geeignet schienen. So holten zwei ›Konzernmitarbeiter‹ eines Abends Professor Lewon Anatolowitsch Gasenkow ab, als er das Institut verließ, um nach Hause zu fahren. Dies geschah im Auftrag des ›Zentrums für strategische Sicherheitsforschungen‹, dessen Leiter der Physiker Anatolij Stepanowitsch Djakow war.
    Natürlich kannte Professor Gasenkow den Dozenten am Moskauer Institut für technische Physik Djakow, und da ihn ein großer schwarzer Wagen abholte, hatte er nicht die geringsten Zweifel, daß man ihn dort sprechen wollte. Er konnte sich sogar denken, worüber man mit ihm sprechen wollte: Im Kurtschakow-Institut lief vieles nicht so, wie es laufen sollte. Da waren zum Beispiel die veralteten Meßtechniken, mit denen das Nuklearmaterial gewogen wird, um festzustellen, wieviel Atommasse im Kontrollbereich des Institutes herumwandert, von Labor zu Labor … die Kontroll- und Monitorsysteme sollten verhindern, daß auf den Wegen zu den einzelnen Forschungsstellen auch nur ein Gramm verlorenging. Ein Gramm – das genügte bereits, um einen Alarm auszulösen. Die Meßprobleme waren es vor allem, die Professor Gasenkow große Sorgen bereiteten: Ein ›Schwund‹ bedeutete immer eine Gefahr, vor allem für die Mitarbeiter im Kurtschakow-Institut.
    Professor Gasenkow wurde erst mißtrauisch, als er bemerkte, daß sie nicht zu Djakow fuhren, denn diesen Weg kannte er genau, sondern hinaus zum Prospekt Kalinina und vor einem der Hochhäuser hielten, die hier in langer Reihe nebeneinander standen. Und er protestierte, als man in eine Tiefgarage einfuhr und vor einer Eisentür hielt.
    »Was soll das?« rief er empört. »Sie wollten mich zu Djakow bringen!« Die beiden Männer des ›Konzerns‹ antworteten nicht, sie stiegen aus und öffneten die Autotür. Gasenkow schüttelte den Kopf. »Ich steige nicht aus!« rief er erregt. »Das ist unerhört!«
    »Es wäre klüger, den Wagen zu verlassen.« Der Fahrer des Autos winkte ihm energisch zu. »Zwingen Sie uns nicht, Ihnen hinauszuhelfen. Wir sind zu zweit, und Sie sind ein schwächlicher Mensch, wie man sieht. Wir wollen keine Unannehmlichkeiten …«
    »Die bekommen Sie! Ich werde eine Beschwerde …«
    »Aussteigen!« Der zweite Mann zog Gasenkow am Ärmel. »Seien Sie doch vernünftig!«
    Gasenkow gab seinen Widerstand auf. Was blieb ihm anderes übrig? Er war nie ein starker Mann gewesen, der sich wehren konnte; nur eines beherrschte er: seine Arbeit. Seufzend verließ er den Wagen und folgte den beiden Männern zur Eisentür.
    Im fünften Stockwerk des Hauses betraten sie eine leere Wohnung. Nur ein Stuhl stand in einem großen, kahlen Raum, der als Wohnzimmer geplant war. Es herrschte eine bedrückende Atmosphäre: die weißverputzten Wände, die gardinenlosen Fenster, die hallende Leere, die Glühbirne, die in einer einfachen Fassung von der Decke baumelte. Gasenkow blieb ruckartig stehen, zog den Kopf zwischen die Schultern und

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