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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Belojarsk wiederaufzubereiten. Dabei fällt massenhaft Plutonium ab. Das hat in früheren Jahren zu einer unfaßbaren radioaktiven Verseuchung des Gebietes um Kyschtym-Kamensk-Uralski-Musljumowo geführt, in dessen Mitte das ehemalige Tscheljabinsk-65 liegt, das heute …«
    »… Ozjorsk heißt.« Sybin wurde ungeduldig. »Das weiß ich alles. Weiter! Konkrete Dinge …«
    »In den früheren Zeiten, als in der Atomfabrik Majak vor allem Plutonium hergestellt wurde, geschahen einige Unfälle, von denen keiner etwas erfuhr. So führte 1948 ein Unfall in der Plutoniumproduktion zu einer großflächigen Verstrahlung des Bodens, der Gewässer und der Arbeiter. Die Todesfälle durch Leukämie stiegen um das Zehnfache. Der Fluß Tetscha ist völlig verseucht, denn er fließt an Majak vorbei. Die Gegend ist heute menschenleer und lebensgefährlich! Der Tetschasee ist praktisch eine Atomkloake. Noch heute bezeichnen Fachleute die Region um Tscheljabinsk als die am meisten verstrahlte Gegend der Welt. Es ist erst jetzt bekannt geworden, daß in den vergangenen Jahren hundertzwanzig Millionen Curie radioaktiver Atomabfälle, sogenannter Atommüll, in den südlich von Majak liegenden Karatschaisee gekippt wurden. Und dort, wo der Müll in die Gewässer eingeleitet wird, hat man eine Strahlenbelastung von fünf Sievert gemessen. Das ist eine absolut tödliche Dosis! Jetzt plant man, den Karatschaisee zuzuschütten und die Abfälle von zweihundert Millionen Curie Strahlung zu verglasen. Das heißt, man schmilzt die Abfälle in Glasblöcke ein und vergräbt sie dann. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Man weiß längst, daß auf dem weitläufigen Gelände um die beiden Seen und dem Tetschafluß bis hinauf nach Kamensk-Uralski noch über eine Milliarde Curie Strahlungen vorhanden sind. Eine Milliarde Curie … das sind umgerechnet hundert Curie auf einen Quadratmeter! Seit das Ausland davon weiß, ist eine großzügige Sanierungshilfe, vor allem aus den USA, angelaufen … nur ist bis heute im Plutoniumkombinat nicht eine Kopeke angekommen!«
    »Und was geht das mich an?« fragte Sybin ärgerlich. »Ich will nicht sanieren, ich will Plutonium!«
    »Das war der äußere Rahmen, Igor Germanowitsch, jetzt zum inneren.« Grimaljuk blickte auf seine Recherchen. »Majak ist eine der am besten bewachten Forschungsstädte Rußlands. Die gesamten Produktionsstätten werden vom Militär kontrolliert. Da gibt es den ersten Sicherheitsring, in dem die Reaktoren und die Labors liegen. Ein weiträumiger Ring, denn um an die Werke heranzukommen, muß man einen zweiten, mittleren Ring passieren, der von bewaffneten Werkspolizisten bewacht wird. Und dann kommt der letzte, innere Ring eng um die Produktionslabors, wo wiederum Militär alles unter Kontrolle hat. Nach russischer Ansicht kommt da keine Maus durch … aber in Wahrheit ist die Bewachung sehr lückenhaft. Die Militärposten am Eingang der radioaktiv belasteten Zone um Majak sind frustriert, denn sie wissen auch, daß sie den Strahlungen ausgesetzt sind. Sie tragen keine Schutzanzüge, sondern ihre normale Uniform. Welche armen Hunde sie sind, sehen sie daran, daß die Lastwagen, die in Majak herumfahren und das Gebiet verlassen, wie Panzer rundum mit dicken Bleiplatten abgedeckt sind.«
    »Was soll das, Bogdan Leonidowitsch?« Sybin hatte Hunger, wagte nicht, das Frühstück anzurühren und war dadurch schlecht gelaunt. »Ich habe nicht den Ehrgeiz, in Majak spazierenzugehen. Ich will von dir wissen, wie weit du mit Kontakten gekommen bist.«
    »Die Transportfrage ist gelöst, Igor Germanowitsch.« Grimaljuk blickte Sybin an, als erwarte er das längst fällige Lob. »Ich habe einen Fahrer, der bereit ist, mit seinem Bleiplatten-Lastwagen für uns Material zu transportieren. Das ist ganz einfach: An den drei Sperrzonen wird er nicht kontrolliert, da das Beladen bei den Hallen überwacht wird. Kommt also so ein Bleiwagen zu den Militärsperren, wird er einfach durchgewinkt. Das wäre geregelt. Das Problem ist: Wer besorgt uns das Plutonium, und wie bekommen wir es in den Lastwagen?«
    »Und da hast du noch nichts erreicht!«
    »Man hat mir einen Tip gegeben. Ein Laborant im Labor III, Kontrolle von Plutonium 239, wäre der richtige Mann.«
    »Gott sei Dank mal kein Professor«, sagte Sybin sarkastisch. »Ein Arbeiter ist immer gut. Professoren sind oft Idealisten … ein Arbeiter will essen, trinken und träumt von einer eigenen Datscha.«
    »Der Laborant ist kein Arbeiter … er ist ein

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