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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Experte mit Dreifachgehalt. Mehr als ein Forscher! Aber immer noch ein Flachlieger, trotz aller Privilegien. Ein Taxifahrer in Tscheljabinsk verdient mehr als er. Das ärgert ihn natürlich. Er heiß Lew Andrejewitsch Timski. Zweiunddreißig Jahre alt, verheiratet, ein Kind. Frau und Kind leben in einer Zweizimmerwohnung in Musljumowo am verseuchten Fluß Tetscha.«
    »Das könnte der richtige Mann sein. Gute Arbeit, Bogdan Leonidowitsch …«
    Das erwartete Lob. Grimaljuk fühlte sich wieder wohler als noch vor einer halben Stunde.
    »Ich habe den Fahrer des Lkw gebeten, sich mit Timski in Verbindung zu setzen. Wenn alles klappt, das heißt, wenn Timski bereit ist, mit uns zu sprechen, werden wir ihn heute abend kennenlernen.«
    »Es ist also nicht sicher?«
    »Ein Roulette ist es, Igor Germanowitsch, alles hier ist ein Glücksspiel: Entweder du bekommst Leukämie, Knochenkrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs – oder du wirst siebzig Jahre alt. Auch das gibt es. Ich hoffe, daß Timski kommt … er wohnt in einem staatlichen Wohnheim und muß sich beim Hausverwalter abmelden, wenn er in die Stadt Ozjorsk will. Seine Frau und sein Kind darf er nur alle vierzehn Tage besuchen. Dafür bekommt er extra einen Passierschein, damit er nach Musljumowo fahren kann. Hier ist eben alles anders.« Grimaljuk zeigte auf Sybins Teller. »Sie sollten etwas essen, Igor Germanowitsch. Denken Sie nicht an die Verstrahlung. Sie ist im allgemeinen so schwach, daß sie keinen großen Schaden anrichten kann.«
    »Auch ein kleiner Schaden genügt mir.«
    »In den Lebensmitteln ist die Radioaktivität tolerierbar. Nur bei längerem Beschuß wird es kritisch. Aber Sie bleiben ja nur eine Woche.«
    »Höchstens! Wenn wir Timski gewinnen können, reise ich sofort ab.« Sybin achtete nicht auf Grimaljuks Grinsen, aber er fügte erklärend hinzu: »Ich habe noch eine lange Reise vor mir. Kreuz und quer durch Sibirien. Und ich muß meine Zeit gut einteilen.«
    Am Mittag war Sybins Widerstand gebrochen, der Hunger blieb Sieger. Er aß einen gutgewürzten Krautwickel mit Kümmelsoße und Blinis, trank Bier aus der Flasche, das garantiert strahlenfrei war, und fühlte sich gleich viel wohler. Ein hungernder Mensch verliert sich leicht im Pessimismus.
    Gegen vier Uhr nachmittags betrat ein schlanker, blonder Mann das Hotel und blickte sich suchend um. Er hatte eine bläßliche Gesichtsfarbe und etwas bläuliche Lippen.
    »Das ist er«, sagte Grimaljuk leise zu Sybin. »Das muß er sein. Timski. Wir haben halb gewonnen, Igor Germanowitsch …«
    Er stand auf, ging zu dem Mann, sprach mit ihm und zeigte dann auf Sybin. Der nickte ihm zu und setzte sein charmantestes Lächeln auf, das bisher noch jeden betört und Sympathie hervorgerufen hatte. Timski musterte Sybin und entschloß sich, an den Tisch zu kommen. Sybin erhob sich höflich … da kam ihm eine goldene Zukunft entgegen und streckte sogar die Hand nach ihm aus. Er nahm sie und drückte sie fest.
    »Sie wollten mich sprechen?« fragte Timski etwas steif. »Mein Freund richtete es mir aus. Er sprach von einem Geschäft …«
    »Nehmen Sie Platz, Herr Timski.« Sybin zeigte auf den Stuhl neben sich.
    »Lew Andrejewitsch …« Timski setzte sich.
    »Igor Germanowitsch …« Sybin warf einen prüfenden Blick auf Timskis Hautfarbe. Er ist krank, dachte er, Blutarmut oder so etwas Ähnliches. Die Strahlung zerfrißt ihn mit teuflischer, noch schmerzloser Langsamkeit. Er ist ein Gezeichneter … und keiner sagt ihm das. Schleichen wir nicht um das Thema herum … ein schnelles gutes Wort tut immer eine Wirkung. »Möchten Sie eine Datscha haben in einer nicht verseuchten Landschaft? Vielleicht am Don oder auf der Krim oder bei Sotschi am Schwarzen Meer?«
    Timski schien über diese Frage nicht erstaunt zu sein, aber er schwieg. Sybin deutete das als Zögern und fuhr fort:
    »Es kann auch ein Bungalow auf Nassau sein oder eine kleine Villa in der Karibik. Ich kenne Ihren Geschmack noch nicht, Lew Andrejewitsch. Aber ich nehme an, daß sich Ihre Frau und Ihr Kind überall auf der Welt wohler fühlen würden als in dem verkommenen Musljumowo.«
    »Sie wollen mich bestechen?« fragte Timski, und es klang, als biete er eine Zigarette an. Sybin staunte, und er zog die Augenbrauen hoch, als Timski hinzufügte: »Sie sind nicht der erste, der mich kaufen will.«
    »Ich will Sie nicht kaufen, wo denken Sie hin? Es soll ein Geschäft werden.«
    »Plutonium, nicht wahr? Oder Uran 235? Oder was wollen Sie

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