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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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mehr, nur die Vegetationsperioden sind anders, mal länger, mal kürzer, es regnet mehr oder weniger, die Reife setzt früher ein und so weiter. Wir wissen, wie unsere Weinberge reagieren, wir kennen unsere Weinstöcke. Wir vergleichen die Jahre, wir probieren die Weine von Kollegen. Früher hat man niemanden in seinen Keller gelassen, heute ist das anders  – bei einigen, nicht bei allen.« Dann schwieg sie wieder, was Kilian die Stirn runzeln ließ. Er war nur zufrieden, wenn sie sich unterhielten, und er verband die beiden Erwachsenen quasi mit seinem Blick.
    Das ermunterte Georg zu einer weiteren Frage zu einemanderen Thema. »Vorhin hieß es, dass die Politiker Wachstum für die Region wünschen, wobei die Natur geschont werden soll. Wie geht das?«
    Susanne Berthold lachte laut auf. »Das frage ich mich auch. Da gibt der Fraktionsvorsitzende der SPD zum Besten, dass Moselhänge von Windkraftanlagen verschont bleiben sollen, wegen des touristischen Hintergrunds, gleichzeitig tritt er für die Brücke ein. Vielleicht war es das, was Schaefer vorhin meinte, dass die Politiker ihre Arbeitgeber nennen sollten. Der Beamte, der hier vorher die Flächen für Windkraftanlagen ausgewiesen hat, ist nach der Genehmigung seiner Vorschläge zu ebendiesem Energieversorger gewechselt.«
    »Wie seinerzeit der Bundeskanzler?«
    »Richtig. Was gibt’s da zu erklären? Es ist absurd, dass sich einige Moselaner einbilden, trotz Brücke aus dem Tal ein Weltkulturerbe zu machen. Haben die von Dresden nichts gelernt?«

    Die Bürgerinitiative traf sich ein paar Tage später als geplant bei einem Ökowinzer in Erden. Auch auf diesen Ort würde eines Tages der Schatten der Brücke fallen. Klaus hatte Georg gefragt, ob er am Treffen der Bürgerinitiative teilzunehmen gedenke. Er hatte zugesagt. Er war gespannt, wie man auf den Tod des Vorsitzenden reagierte. Wenn die Herren des Projekts so vorgingen, wie er es gelernt hatte, war die BI längst unterwandert, und die Behörden waren über alle Mitglieder und jeden ihrer Schritte bestens informiert. Er würde sich die Leute heute genau ansehen.
    Die Stimmung war gedrückt, die Stimmen waren gedämpft, Menges’ Tod machte allen zu schaffen. Die Theorie, wonach es sich um einen Mord handelte, hatte sich erhärtet, nachdem bekannt geworden war, dass zwei Reihen Rebstöcke direkt oberhalb des Abhangs abgesägt worden waren. Es waren wurzelechte Stöcke, fünfzig und mehr Jahre alt. Hier waren die Edelreiser nicht auf Wurzelstöcke aufgepfropft,die gegen Rebläuse resistent waren. Menges, so wurde vermutet, war darüber informiert worden, um ihn hinzulocken. Jeder Winzer würde in diesem Fall sofort kommen. Aber niemand wusste Genaueres, und die Kriminalpolizei hielt sich bedeckt, schließlich handelte es sich um laufende Ermittlungen …
    Kriminalkommissar Wenzel war auch erschienen und begehrte Einlass, aber ihm schlug eine Welle des Misstrauens entgegen.
    »Hätten Sie richtig ermittelt, wäre es nicht zu dem Anschlag gekommen, und Herr Menges wäre jetzt noch am Leben …«, meinte eines der Mitglieder, ein Mann Ende zwanzig mit langem Gesicht, einer Ray-Ban-Sonnenbrille und einer schwarzen Motorradjacke mit rot abgesetzten Ärmeln, der sich wütend und mit in die Hüften gestemmten Händen vor dem Beamten aufgebaut hatte. »Ihr seid schuld an seinem Tod!«
    »Reg dich nicht auf, Manfred, es macht Helmut nicht wieder lebendig.« Der Besitzer des Hofes trat vermittelnd hinzu. »Herr Kommissar, wir bleiben lieber unter uns. Wir werden unsere nächsten Schritte nicht in aller Öffentlichkeit besprechen. Das hier ist mein Hof, hier habe ich das Hausrecht. Oder vermuten Sie den Mörder hier? Nein? Dann gehen Sie bitte, die Leute fühlen sich brüskiert. Ich möchte, dass alle in dieser Situation Ruhe bewahren.«
    »Das sind die Schuldigen, die Bullen«, sagte der junge Mann jetzt lauter, sah sich Beifall heischend um und zeigte auf Wenzel. »Wer ist als Nächster von uns dran, he? Wen habt ihr ausgesucht?«
    »Du beruhigst dich bitte, Manfred, auf der Stelle.« Der Winzer schob sich vor den Polizisten und drängte diesen Manfred zurück in den Hof.
    »Die stecken mit den Politikern unter einer Decke. Bei den Nazis drücken sie die Augen zu, uns Bürger aber behandeln sie wie Staatsfeinde.«
    »Manfred! Setz dich irgendwohin und sei still, hör auf zu provozieren. Ich verstehe ja deine Wut.«
    »Du hast mir gar nichts zu sagen«, fuhr der mit Manfred Angesprochene auf. »Ihr Alten wiegelt

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