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Toedlicher Sumpf

Toedlicher Sumpf

Titel: Toedlicher Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Castro
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Nummer sicher, verstehen Sie? Ich hab keine Lust, in den Knast zu wandern, weil eine Mama Angst kriegt und mich anzeigt. Außerdem sind wir hier in Louisiana. Hier haben die Leute Waffen.« Ich denke an meine Pistole, die sicher in der Handtasche in ihrem Holster steckt. »Ich will nicht von irgendeinem Kerl weggepustet werden, weil ich seine Frau komisch angeguckt habe.«
    »Klar.« Ich nicke. »Mr. Veltri, könnte ich in den nächsten Tagen einen Fotografen schicken? Ich hätte gern eine Aufnahme von Ihnen, wie Sie unterwegs sind; wie Sie zum Beispiel abends rauf zum See gehen.«
    »Was?«
    »Natürlich aus der Ferne fotografiert, von hinten. Ihr Gesicht wäre nicht zu sehen. Ich glaube, das wäre ein großer Gewinn für die Story.«
    »Wird wohl gehen. Sicher.«
    »Vielen Dank. Da wird sich dann jemand bei Ihnen melden.« Während ich einen Schluck Eistee trinke, kommt mir eine Idee. Es gehört zwar nicht hierher, aber ich kann es mir nicht verkneifen. »Sie haben bestimmt von dem Fall Amber Waybridge gehört, der kürzlich durch die Nachrichten ging? Die junge Frau, die im Quarter entführt worden ist?« Ich will den Flyer aus der Tasche ziehen, doch er nickt schon.
    »Ja, habe ich. Verrückte Geschichte.«
    »Verrückt?«
    »Der Mann kennt keine Angst, so viel ist klar. Schnappt sich die Frau am helllichten Tag, ihren Leuten vor der Nase weg. Oder er ist ein hoffnungsloser Fall. Hat sich nicht im Griff. Überlegt nicht.«
    »Überlegt?«
    »Normalerweise versucht man, die Frau erst mal ein bisschen kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen, mit ihr allein zu sein, damit sie sich an einen gewöhnt; vielleicht sorgt man dafür, dass sie betrunken ist. Und dann macht man es möglichstunauffällig. Aber dieser Typ? Ganz anders. Der geht da einfach rein und schnappt sie sich.«
    »Was fällt Ihnen dazu noch ein?«
    »Zu dem Mann? Okay, er hat garantiert in der Nähe des Restaurants eine Wohnung, etwas, wo er sie hinbringen konnte. Irgendwo ganz in der Nähe. Allzu weit wollte er sie bestimmt nicht einfach so abschleppen. Da hätte sie ihm entwischen können, einen Aufstand machen. Entweder hat er also einen gut verborgenen Raum direkt im Quarter, oder er hatte einen Wagen da stehen, in den er sie verfrachtet hat.«
    »Was von beidem war es, was vermuten Sie?«
    »Na ja, wenn er schlau ist, hatte er einen Wagen. Hat sich schnell abgesetzt, irgendwohin raus aus der Stadt, wo keiner guckt.«
    »Und wenn er nicht so schlau ist?«
    »Schwer zu sagen. Wenn er im Quarter was hat, wo er sie hinbringen konnte, wär das schon ziemlich irre. Dann müsste er echt abgebrüht sein. Wie gesagt: Dann kennt er keine Angst.«
    »Sie würden das nicht tun.«
    »Niemals. So einen Scheiß holt man sich doch nicht ins Haus. So was Brenzliges wie eine Entführung. Damit lockt man die Cops doch geradezu an. Man muss sie woandershin bringen, weit weg, an einen Ort, der mit einem selbst nichts zu tun hat.«
    »Um auf der sicheren Seite zu sein.«
    »Auf der sicheren Seite, ja.« Plötzlich sieht er mich misstrauisch an, so als hätte ich versucht, ihm verfängliche Aussagen zu entlocken. Also wechsele ich das Thema.
    »Wir wollen lieber noch ein wenig über Sie sprechen, Mr. Veltri. Wie ist es Ihnen seit Ihrer Entlassung hier ergangen?« Mein Glas ist fast leer. »Es muss manchmal einsam sein.«
    »So schlimm ist das nicht«, erwidert er. »Ich habe Freunde. Ab und zu treffe ich Frauen.«
    »Sie verabreden sich?«
    »Könnte man so sagen.« Er grinst.
    »Wie würden Sie es sagen?«
    »Ich würde sagen, es gibt Frauen, die ich ab und zu treffe.«
    »Verstehe.« Prostituierte. Ich räuspere mich und lächle ihm zu. »Okay, lassen wir das beiseite. Wie würden Sie insgesamt Ihre Lebensqualität bewerten?«
    »Lebensqualität bewerten? Darüber hab ich noch nie nachgedacht.« Er reibt sich das Kinn. »Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich sagen: sechs. Sechs oder sieben.«
    »Und warum?«
    »Na ja, wenn ich ans Gefängnis denke. Was da so abläuft. Im Vergleich dazu ist alles gut.«
    »Was läuft denn im Gefängnis ab?«
    Er sieht mich durchdringend an. »Was soll das? Sie wissen doch genau, was im Gefängnis läuft.«
    »Schlägereien?«
    »Schlägereien, ja.«
    »Vergewaltigungen?«
    Er rutscht auf dem Sofa hin und her. »All so was, ja.«
    »Aus Ihrer Akte weiß ich, dass Sie mit zwölf das erste Mal in Haft gekommen sind, in den Jugendstrafvollzug. Wegen Beihilfe zum Autodiebstahl.«
    »Ja. Und?«
    »Wie war diese Haftstrafe für Sie?«
    Er

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