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Toedlicher Sumpf

Toedlicher Sumpf

Titel: Toedlicher Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Castro
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wie eine Hellseherin in einer Krimiserie – den Kampf zu erspüren, der sich hier abgespielt hat, doch der Korridor ist einfach nur kalt und dunkel und voller Essensdünste.
    Seufzend richte ich mich auf.
    »Er könnte sich in einem von denen versteckt haben.« Calinda stößt die Tür eines der Wandschränke auf. Dahinter kommen Stapel riesiger Konservendosen und diverse Putzutensilien zum Vorschein.
    »Er könnte auch in der Küche gewesen sein.«
    »Einer von den Angestellten? Nein. Die sind alle vernommen worden, die Aussagen sind überprüft.«
    »Vielleicht hat er als Gast im Restaurant gesessen?«
    Calinda schaut mich nachdenklich an. »Du meinst, er hat einfach hier herumgesessen?«
    »Und geguckt. Gewartet.«
    »Und als eine, die ihm gefallen hat, in dem Gang verschwunden ist ...«
    Beide starren wir die Leute an den Tischen an; sie sehen alle so harmlos aus in der Nachmittagssonne.
    »Könnte sein.« Sie nickt. »Könnte sein. Und wie kriegt er sie hier raus?«
    Ich schaue mich in dem hellen Raum um. »Und wenn er noch so stark ist, er kann sie unmöglich hier an den Leuten vorbei nach draußen gebracht haben. Irgendjemand hätte mit Sicherheit was mitgekriegt.«
    »Durch die Küche kann er mit ihr aber auch nicht verschwunden sein.«
    Wir gehen ans Ende des Flurs, zu der Tür mit der Aufschrift AUSGANG, und stoßen sie auf. Sie führt zu einem Durchgang, in dem Müllcontainer stehen. Es riecht säuerlich nach Abfällen. Der Durchgang ist so schmal, dass die Dächer der Häuser links und rechts einander beinahe berühren.
    »Wenn er hier in der Nähe ein Auto geparkt hat«, sagt Calinda, »kann er sie auf den Beifahrersitz stoßen, jedenfalls wenn er sie mit einer Waffe bedroht.«
    »Kofferraum«, entgegne ich. »Kofferraum ist sicherer. Denk dran, wie stockend der Verkehr hier in der Gegend ist. Würde sie vorn sitzen, könnte sie irgendwo an einer Kreuzung rausspringen.«
    Sie nickt – langsam, bedächtig, so als würde die ganze Szene sich vor unseren Augen abspielen.
    »Und dann fährt er mit ihr an den Ort, den er vorher dafür ausgeguckt hat.« Wir schauen zum Ende des Durchgangs. Es sind nur ein paar Meter bis zur nächsten Ecke, wo der Wagen in den Verkehr eingetaucht sein kann. »So hätte er höchstens zwei, drei Minuten gebraucht, um sie hier rauszubringen.«
    Wieder nickt sie. »Noch nicht einmal – wenn er Übung hatte.«
    »Und wenn der Ort, an dem er sie umbringt, in der Nähe ist ...«
    »Mein Gott, Nola, sag das nicht! Sie kann doch noch am Leben sein.«
    Ich sehe sie nur schweigend an.
    Sie seufzt. »Ja, okay, es ist sehr wahrscheinlich. Aber du musst es nicht noch herbeireden!«
    »Ist es genauso abgelaufen wie bei den beiden ermordeten Frauen davor?«, frage ich, während wir in den dunklen Korridor zurückkehren.
    »Ja. Beide sind im Quarter entführt worden, beide vormittags. Allerdings stammten sie beide von hier, und sie waren Prostituierte, deshalb haben die Medien nicht so viel ...«
    Ich höre ihr schon nicht mehr zu. »Was sagt dir das? Dass er sie sich vormittags geschnappt hat?«
    Sie runzelt die Stirn. »Dass er nachts arbeitet?«
    »Oder gar nicht.« Unsere Absätze klappern über die Fliesen des Gastraums. »Und das bedeutet? Dass er im Ruhestand ist? Reich?«
    »Oder erwerbsunfähig.«
    »Stimmt. Aber er ist stark, also kann er weder allzu alt noch körperlich allzu eingeschränkt sein.«
    Sie öffnet die Tür, und wir treten hinaus ins Sonnenlicht. »Laut Gerichtsmedizin sind die beiden Leichen zwischen drei und vier Uhr morgens abgelegt worden«, sagt sie.
    »Schlau. Mitten in der Nacht, wenn es am ruhigsten ist.« Ich denke laut weiter. »Also holt er sie sich morgens, dann hat er sie den ganzen Tag für seine Spielchen, und die nächste Nacht bietet ihm Deckung, um sie loszuwerden. Das bedeutet, dass er über einen sicheren Ort verfügt.«
    Sie nickt.
    »Und sie sind beide angespült worden?«
    »Ja.« Sie kramt ihre Schlüssel aus der Handtasche, während wir zu ihrem metallicfarbenen Toyota Prius gehen.
    »Wenn es da einen Zusammenhang gibt – Prostituierte, Fluss –, heißt das, dass er diesen Leichnam woanders ablegen wird, weil sie ein nettes Mittelklasse-Mädchen ist?«
    »Nola, noch ist sie nicht tot! «
    »Ja, richtig. Aber betrachte es mal aus seiner Perspektive. Wenn er in dem Restaurant ist und sie beim Essen beobachtet, sieht er doch, dass sie keine ist, die anschafft. Was er sieht, ist eine hübsche junge Frau, die mit ihrem Mann und den Kindern beim

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