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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Friedhof begleitete ich sie noch, dann verabschiedeten wir uns.
    Evelyn Binussek fragte: »Und wo wollen Sie hin, Mr. Sinclair?«
    »Ich schaue mich ein wenig um.«
    »Rechnen Sie damit, auf die lebenden Toten zu treffen?« fragte sie weiter.
    »Möglich…«
    »Dann wünsche ich Ihnen alles Gute. Und wenn, dann…« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich sage nichts mehr. Ich kann nichts mehr sagen.«
    Fast fluchtartig lief sie davon.
    Die anderen beiden folgten ihr etwas langsamer.
    Ich blieb noch stehen, zündete mir eine Zigarette an und beobachtete, wie der graue Rauch vor meinen Lippen zerfaserte. Dieser Friedhof hatte ein schreckliches Geheimnis offenbart. Aus den Gräbern waren Tote gestiegen, die ein Jahr lang in der feuchten Erde gelegen hatten. Wie mochten sie jetzt aussehen? Verwest, nicht verwest? Durch schwarze Magie konserviert?
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, da ich Schritte vernahm. Ich schaute hoch und sah einen noch jungen Mann auf mich zukommen. Er betrachtete mich skeptisch, auch ich sah ihn an.
    Er sah aus wie viele junge Leute. Trug Jeans, Turnschuhe, einen bunten Pullover und eine Blouson darüber. Sein Haar war windzerzaust, die Lippen hatte er zusammengekniffen, und er blieb etwa einen Schritt vor mir stehen.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    Er nickte. »Sie waren auf dem Friedhof. Ich habe Sie genau beobachtet. Zusammen mit den Frauen sind Sie zu den aufgebrochenen Gräbern gegangen!« In seinem Gesicht las ich das Mißtrauen, und die blonden Brauen hatten sich über den Augen zusammengezogen.
    »Das stimmt.«
    »Dann haben Sie auch die Gräber gesehen?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Ich interessiere mich dafür.«
    Er hob die Schultern. »Für aufgebrochene Gräber? Das ist mehr als seltsam.« Seine Haltung spannte sich. Sie kam mir plötzlich feindselig vor. Ich ging davon aus, daß dieser junge Mann anscheinend mehr wußte und beschloß, die Probe aufs Exempel zu machen.
    »Eigentlich interessiere ich mich nicht so sehr für aufgebrochene Gräber, sondern für das, was einmal darin gelegen hat.«
    »Machen Tote Sie an?« fragte er aggressiv.
    »Wenn sie leben, ja!«
    Mit dieser Antwort hatte er wohl nicht gerechnet. Sein Blick wurde böse, er stierte mir ins Gesicht und versuchte, aus meinen Zügen zu lesen, die aber blieben ausdruckslos. »Wie meinen Sie das denn?«
    »Ich könnte mich zum Beispiel für Zombies interessieren, wenn Sie es ganau wissen wollen.«
    »Glauben Sie etwa daran?«
    »Ja.«
    Die Antwort überraschte ihn, und er wußte nicht, was er noch sagen sollte. Er wechselte das Thema. »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich heiße John Sinclair.« Dem Jungen gegenüber wollte ich mit offenen Karten spielen. Trotz seines Mißtrauens vertraute ich ihm. Aus Menschenkenntnis!
    Er überlegte einen Moment. »Sie sind kein Deutscher oder Schweizer. Engländer?«
    »Richtig.«
    »Und was wollen Sie hier in Kandersteg?«
    »Vielleicht suche ich Zombies.«
    Die Antwort haute ihn zwar nicht von den Socken, überraschte ihn aber so sehr, daß er einen Schritt zurückging. »Was suchen Sie?« hakte er leise nach.
    »Zombies.«
    »Hier in Kandersteg?«
    »Ja. Haben Sie vielleicht die Toten aus dem Grab geholt, junger Mann?«
    Für einige Sekunden war er irritiert. »Nein, nein«, murmelte er. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nun, ich fand die leeren Gräber.«
    »Sie haben sie also auch gesehen?«
    »Das sagte ich schon, aber kommen wir mal zur Sache.« Ich wurde das Gefühl nicht los, daß dieser Bursche vor mir mehr wußte, als er zugab.
    »In welch einer Beziehung stehen oder standen Sie zu den drei Toten?«
    »Ich kenne sie!«
    »Lebend oder tot?«
    »Beides«, erwiderte er. »Die drei waren mir als lebende Personen ebenso bekannt wie als Tote.«
    Diese Antwort überraschte mich, und ich wurde nachdenklich, als ich sie mir noch einmal durch den Kopf gehen ließ.
    Ich hakte nach. »Moment mal, Sie sagten, daß Sie die Toten als Zombies gesehen hätten, wenn ich Sie richtig vertand?«
    Er gab keine Antwort, wenigstens keine direkte. Statt dessen fragte er:
    »Kann ich Ihnen vertrauen?«
    »Ich bin wegen dieser Sache aus London angereist.«
    »Dann sind Sie Zombiejäger?« erkundigte er sich spöttisch.
    »So ähnlich, aber ich habe noch keine Antwort von Ihnen erhalten, Herr…«
    »Ich heiße Christian Rügel. Ja, Mister«, sagte er plötzlich. »Ich habe sie als lebende Tote gesehen, und sie hätten mich und meine Freundin fast umgebracht. Wie die Teufel haben wir uns gewehrt. Mit einer Axt

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