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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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erneut nach seinem Etui.
    »Nein, danke«, sagte Kate. »Ich habe es mir abgewöhnt, leider.«
    Das stimmte nicht. Sie merkte erstaunt, daß sie keine von Max’ Zi-garetten aus seinem vollendeten Etui rauchen wollte. Es gibt den Fall, daß jemand einfach zu zivilisiert ist. Ich wäre sogar dankbar, dachte Kate, wenn seine Socken um die Knöchel Falten schlügen.
    »Erzählen Sie mir mehr von meinen Eltern«, sagte er. »Bitte, Ka-134

    te. Sie können kaum erwarten, daß ich über so ein Thema diskutiere, wenn Sie mir nicht sagen, was Sie wissen. Man hat Herzöge vielleicht an einem seidenen Strick aufgehängt, aber man hat nicht ver-langt, daß sie ihn selber drehen.«
    Also erzählte Kate die ganze Geschichte noch einmal. »Ich weiß, das sind alles nur Vermutungen«, fügte sie hinzu, als sie am Ende war. »Aber ich glaube, man kann sie beweisen. Ich werde es jedenfalls versuchen.«
    »Und ich nehme an, es gibt einen Preis dafür, daß Sie es nicht versuchen. Verzeihen Sie, daß ich das so hart sage.«
    »Das macht gar nichts. Es ist ein hartes Geschäft. Verdammt hart.
    Und ein Teil des Preises«, sagte sie schneidend, »ist, daß Sie mir erzählen, was genau passiert ist.«
    »Ach, das habe ich befürchtet. Wissen Sie, ich habe sie nicht ge-tötet. Ich hatte von der benachbarten alten Dame, die mit Cecily befreundet war, gehört, daß sie das Mädchen in der Gegend gesehen hatte. Sie war nicht nahe genug herangekommen und wußte deshalb nicht, daß es ein Mädchen war. Das ist so das Resultat eurer herrli-chen Unisex-Welt«, setzte er hinzu, »ohne Geschmack, was Kleidung angeht, und alles in Hosen.« Zum erstenmal hatte er wieder zu seiner alten, herablassenden Attitüde gefunden, fiel jedoch bald in einen anderen Tonfall zurück. »Ich flog nach meiner letzten Vorlesung nach Boston und von Boston dann zu einem kleinen Flugplatz in der Nähe von Cecilys Dorf. Meine angebliche Furcht vorm Fliegen ist übertrieben worden – von mir. Ich habe alles bar bezahlt und brauchte keinen Namen zu nennen, beziehungsweise nicht den richtigen. Dort angekommen, nahm ich mir ein Taxi in die Stadt und lieh mir dort ein Pferd. Die Touristensaison war vorüber, und man war mehr als froh, mir eines gegen bar auszuleihen. Ich konnte schon immer reiten und hatte mich wie ein Bauernbursche angezogen, um mein wahres Selbst möglichst zu verbergen. Zu Pferd war der Weg leicht zu finden. Nur ein- oder zweimal habe ich Kinder auf dem Heimweg von der Schule nach der Richtung gefragt. Selbst wenn sie sich an die Begegnung erinnern könnten, wäre ihnen nur ein Mann auf einem Pferd, in Arbeitskleidung mit Mütze in Erinnerung geblieben. Ihre Miss Marston war da, als ich ankam. Im Haus. Sie mag eine nette Studentin gewesen sein, meine Liebe, aber sie war eine Einbrecherin und Diebin. Gott weiß, wie lange sie schon dort war.
    Sie hat die wichtigen Unterlagen gefunden, das stimmt, schließlich hatte Cecily alles wohlgeordnet hinterlassen. Um in Cecilys Akten-135

    schränken etwas zu finden, brauchte man kein Examen und keinen Doktortitel. Und nun stellen Sie sich bitte vor: Sie hatte etwas entdeckt, was niemand je erfahren durfte. Bis jetzt wußte nur sie davon.
    Selbst wenn es mir gelungen wäre, die Veröffentlichung der Papiere zu verhindern, hätte sich das, was sie wußte, herumgesprochen. Das ist immer so und nicht zu verhindern. Ich habe mir natürlich nichts anmerken lassen, sondern sie gefragt, was wir ihrer Meinung nach jetzt unternehmen sollten. Schließlich einigten wir uns, ein wenig spazierenzugehen und die Sache zu bereden. Ich habe ihr die krimi-nellen Aspekte ihrer Handlungsweise vor Augen geführt, und sie versprach, mit niemandem darüber zu reden. Versprechen sind leicht gegeben, aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß nur die in einer stabilen Umwelt aufgewachsenen Menschen den Wert eines gegebenen Wortes und damit verbundenen Vertrauens kennen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, wenn Sie es genau wissen wollen. Und dann kamen wir zum Meer, und unter uns waren die Felsen. Ich schlug vor, ein Stück hinauszuklettern – das ist ja sehr verführerisch, wie Sie es selbst an jenem Tag in Maine demonstriert haben.«
    »Ja«, sagte Kate, »es hat mir Spaß gemacht. Sie hatten nur vorgeschlagen, einen Blick auf die Felsen zu werfen, aber ich wollte unbedingt selbst auf ihnen herumklettern. Sie brauchten es mir nicht einmal vorzuschlagen.«
    »Keine Bitterkeit, meine Liebe. Es sagt ganz wunderbare Dinge über Ihren Elan

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