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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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hatte.
    Dann dachte sie an John. Schläuche und Drähte und der süßsaure, durchdringende Geruch von Antiseptika; das tiefe elektrische Summen der Apparaturen, die ihn am Leben erhielten; das ekelerregende Gurgeln der Schläuche, die in seiner Luftröhre steckten; Johns bleiches, hageres Gesicht, die erschöpften Augen, tief in ihren Höhlen, das Haar kurz wie das eines Sträflings.
    Der Zorn stieg in ihr hoch. Außerhalb der Stadt würde die Hitze erträglicher sein.
    „Am besten, du fährst mich nach Hause. Ich muss nach Philadelphia.“
    „Ich kann dich nach Philadelphia bringen. Was gibt es dort?“
    Sie lachte, aber nicht mit den Augen. „John Flemmings Grab.“
    Sie sah, wie dieser Hieb saß. Sein Blick wurde plötzlich wachsam und sein Mund zog sich zusammen. Er antwortete nicht, und sie sagte nichts mehr.
    Stumm fuhren sie über die I 95. Sie ließen die schlechte Luft von Washington hinter sich und die Sonne wurde klar – ganz so, wie Susan es erwartet hatte – und brannte, wo sie auf ihre nackten Arme und Beine traf. Vor der Delaware Brücke bogen sie nach Norden in Richtung Wilmington ab und fuhren nach einigen weiteren Kilometern auf die Straße zur Chadd Furt am Brandywine Creek, durch das sanftgewellte Land mit seinen Feldern und Weiden. An einem Stand an der Straße kauften sie Blumen. Nach kurzer Zeit erreichten sie das Dorf, in dem „John“ begraben lag. Der Friedhof befand sich hinter einer alten, weißen, mit Schindeln gedeckten Kirche an einer stillen Landstraße.
    Alles war vertraut, Johns Grab, die benachbarten Gräber und dahinter die riesigen Ulmen, die im warmen Sonnenlicht Spitzenmuster kühlen Schattens auf alte Steine und frisch gemähtes Gras warfen. Die bunten Blumen, die Susan vor zwei Wochen gebracht hatte, waren verwelkt.
    Das Grab eines Unbekannten, so überlegte sie, war so bedeutungslos wie die Inschrift auf dem kalten Grabstein, die zwar aussagte, wer hier lag, aber doch die Anonymitätnicht aufhob. Das Grab eines geliebten Menschen aber war etwas Einzigartiges und sehr Persönliches.
    Zu welcher Art gehörte Johns Grab? Lag er noch hier unten, tief unter dem feuchten Gras, bis in alle Ewigkeit eingeschlossen in der Tintenschwärze eines Bronzesargs? Oder war das jetzt niemand? War das Wesentliche eines Menschen der Kopf, war der Körper bedeutungslos? Brauchte man nicht beides?
    Sie wusste keine Antwort. Und fragte sich, ob irgendjemand je eine Antwort darauf wissen würde.
    Plötzlich wandte sie sich Michael zu. Es war Zeit zu sprechen. Er lehnte starr an einer der Ulmen, ein paar Meter entfernt, den leeren Blick nach innen, auf seine eigenen Gedanken gerichtet. Sie fragte sich, was das wohl für Gedanken waren.
    „Warum hast du mir das angetan, Michael? Sag es mir. Mir und John.“
    Zuerst glaubte sie, dass er sie nicht gehört hatte. Er blickte weiter starr ins Leere. Dann aber senkte er plötzlich die Lider und sagte: „Wir brauchten ihn. Unbedingt.“ Seine Stimme klang ein klein wenig verärgert, so, als hielte er ihre Frage für unfair. „Und er hat zugestimmt.“
    „Als lebender Leichnam zu existieren? Das glaube ich nicht.“
    „Manche EGs sehen es als Leben an. Wenn sie den sicheren Tod erwartet hatten. Ich habe mit ihm gesprochen und er hat einen Organspendervertrag unterschrieben.“
    „John sagte, dass er das nicht getan hat.“
    Michael brauste auf: „Verdammt noch mal, es ist mir gleichgültig, was er gesagt hat! Ich habe den Vertrag bei mir.“ Er zog ein Blatt Papier aus der Tasche und schob es ihr hin.
    Sie überflog die kleingedruckten Zeilen.
    Es war ein gewöhnliches Organspenderformular mit einem besonderen Paragraphen für EG Freiwillige. Johns gekritzelte Unterschrift stand darunter, unverkennbar seine. Verdächtigte sie Katherine ohne Grund?
    Plötzlich tauchte jedoch ein neuer Verdacht auf. Sie konnte ihn nicht unterdrücken. Sie reichte Michael das Formular zurück und sagte: „Wusste er, was er unterschrieb?“
    Michael fuhr zornig auf. „Bei Gott, Susan, für was für einen Schweinehund hältst du mich eigentlich?“
    Auch sie wurde wütend. „Für den Schweinehund, der alles geheim gehalten hat!“ Der Schmerz und der Zorn, die sie zurückgehalten hatte, brachen hervor. „Beim allmächtigen Gott, was glaubst du wohl, was in der letzten Nacht in mir vorgegangen ist? Und das hier?“ Sie deutete mit einer hilflosen Geste auf Johns Grab. „Hier habe ich ihn begraben. In einem Sarg. Den ganzen Winter und Frühling über bin ich

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