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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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das Telefon. Es war die Türklingel.
    Sie setzte sich auf, wusste kaum, wo sie war, und fühlte sich völlig benommen. Es war Tag und zuerst glaubte sie, dass sie nach dem Mittagessen eingeschlafen war. Dann merkte sie, dass sie entkleidet war und unter dem Laken lag. Sie blickte auf den Wecker neben ihrem Bett. Es war 11 Uhr 35. Dann erinnerte sie sich an alles. In quälenden Wellen kam es zurück. Im Schlaf hatte sie es vergessen.
    Es klingelte noch immer. Sie wartete, bis es aufhörte, stand auf, zog den leichten Morgenrock an und ging in die Küche. Sie versuchte zu verstehen, wie sie sich fühlte, konnte es aber nicht. John, das Entsetzen, Katherine; es war alles ein wirrer Traum und sie war dabei Zuschauerin; in das Geschehen verwickelt und doch auch wieder nicht. Sie wusste bloß eines: Das Leben, das sie gestern geführt hatte, war passé. Heute war alles völlig anders.
    Sie hatte eben den Kaffee aufgesetzt, als das Telefon auf dem Küchentisch klingelte. Sie blickte starr auf den Apparat und eine Eingebung sagte ihr, dass es Michael war. Letzte Nacht hatte sie verzweifelt gewünscht, mit ihm sprechen zu können. Nun war der Augenblick gekommen und sie fühlte nichts als Panik.
    Schließlich hob sie ab. Seine Stimme klang ein wenig vorwurfsvoll. „Ich habe eine Ewigkeit an deiner Tür geläutet.“
    „Ich habe geschlafen.“
    „Und vorher habe ich angerufen. Ich dachte, dass etwas passiert ist. Dein Wagen stand vor der Tür.“
    Sie wollte einwenden, sie könne doch ohne Auto unterwegs gewesen sein, zu Fuß oder mit einem Taxi. Doch dann ließ sie es bleiben.
    Sie hörte ihn sagen: „Susan, Katherine hat mich angerufen. Wir müssen miteinander reden.“
    Sie suchte nach unsinnigen Entschuldigungen: Sie sei eigentlich noch nicht wach; sie müsse Anrufe erledigen. Dann merkte sie, wie lächerlich das war. Sie sagte, dass sie in ein paar Minuten unten sein würde und legte auf, ohne auf Michaels Antwort zu warten.
    Sie trank den Kaffee, putzte die Zähne, duschte, schminkte sich, zog einen leichten Sommerrock und eine Bluse an und schlüpfte in Sandalen.
    Sie hatte keinerlei Vorstellung, wo sie miteinander sprechen würden; sie wusste bloß, dass sie sich in die Enge getrieben fühlen würde, wenn er heraufkäme. Sie blickte aus dem Fenster und sah das diffuse Sonnenlicht über der schweren dunstigen, schmutzigen Luft der Hauptstadt. Das Laub der Bäume war welk, die Straße still. Es würde ein glühend heißer Tag werden.
    Sie ging hinunter. Michael wartete am Straßenrand; er hatte das Dach seines Cabrios heruntergeklappt. Die Begrüßung war unangenehm, so, als wollte keiner von ihnen als Erster sprechen.
    Susan flüchtete sich ins Banale und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Ich muss zum Supermarkt fahren.“
    Er hatte nichts dagegen einzuwenden. Stumm fuhren sie das Dutzend Häuserblöcke entlang. Sie hatte vergessen, dass heute Sonntag war und der kleine Supermarkt geschlossen. Plötzlich fühlte sie sich wehrlos und wollte weinen. Gerade das aber machte sie zornig. Auf sich selbst, auf Michael. Auf alle. Zornig und trotzig. Sollte doch die ganze verfluchte, scheußliche Welt zum Teufelgehen! Und sie fasste einen Entschluss: Schluss mit der Hilflosigkeit! Auch er ist verwundbar.
    Auf dem Parkplatz des Supermarktes blieben sie bewegungslos im Auto sitzen. Michael fragte: „Wohin jetzt?“ Sie versuchte zu denken. Die Hitze war beinahe unerträglich. Ihre Schenkel klebten am Sitz; die Träger ihres BHs engten sie ein; die Haare fielen ihr in den Nacken wie eine lästige Decke.
    Sie dachte an Michaels schöne, alte Jacht und wie sie nackt in die herrliche Kühle des Chesapeake gesprungen waren, und dann dachte sie an das, was danach gewesen war: wie sie an Deck gelegen und sich geliebt hatten; manchmal im Mondschein, umgeben vom Flüstern des dunklen Wassers und den blinkenden Lichtern an der Küste; manchmal am helllichten Tage, wenn ihre beiden sonnengebräunten Körper von Wasser und Sonnenöl glänzten und Michael sie langsam fast bis zum Wahnsinn getrieben hatte. Sie dachte daran, wie sie sich einmal stehend geliebt hatten, an einen Mast gelehnt; sie hatte die Arme eng um seinen Hals und ihre Beine um seine Hüften gelegt, beide hatten sie gelacht wie Kinder und in wilder Ekstase aufgeschrien, und sie hatten sich überhaupt nicht darum gekümmert, ob sie vielleicht jemand von einem vorbeifahrenden Boot aus sah.
    Sie war so verliebt in Michael gewesen, dass die Zeit beinahe stillgestanden

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