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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Magen entgegen. Ich nahm die Einladung an und folgte
ihm die Treppe hinauf zu dem gelb-blauen Haus. »Kommen Sie in die Küche. Das
ist mein Reich.«
    Collins führte mich durch das
Speisezimmer in eine hypermoderne Küche. Rostfreier Stahl blitzte, Geräte und
Maschinen zu jedem nur denkbaren Gebrauch standen auf den Arbeitsplatten. Eine
Schiebetür führte auf eine Terrasse mit hellen Gartenmöbeln hinaus. Die Küche war
blitzsauber und tadellos aufgeräumt. Ein fast zwanghafter Sinn für Ordnung und
Sauberkeit, dachte ich bei mir, paßte zu Collins’ Charakter.
    Das bestätigte auch die pedantische Art
und Weise, wie er den Tisch deckte, wie er das rote Steingutgeschirr auf den
Tischsets mit dem geometrischen Muster anordnete. Er forderte mich auf, mich zu
setzen, während er selbst sich mit Teekessel, Brötchen und Marmelade zu
schaffen machte. »Wie lange leben Sie schon in San Francisco?« fragte ich. Er
schenkte den Tee ein und setzte sich mir gegenüber. »Beinahe vier Jahre. Ich
bin zwei Jahre nach meinem Abgang vom College mit David hierhergekommen.«
    »Wo haben Sie ihn kennengelernt?«
    »In New York. Ich hatte etwas Geld
geerbt und war nach New York gegangen, weil ich gern zum Theater wollte. Aber
ich hatte große Schwierigkeiten, mich zu akklimatisieren. Ich weiß nicht, ob
Ihnen die Szene dort vertraut ist.«
    »Einigermaßen.«
    »Dann wissen Sie, daß es ganz schön — na
ja, hart sein kann. Ich bin eher konservativ, das Ausgeflippte ist nichts für
mich. Und man kann auch ganz schön in Einsamkeit geraten. Es ist schwierig,
Leute kennenzulernen. Ich nehme an, das geht jedem Alleinstehenden so, aber...«
    Ich nickte. Ich hatte genug Mühe,
Männer kennenzulernen, obwohl ich durch meinen Beruf mehr Gelegenheit zu
Kontakten hatte als viele andere Frauen.
    »Ja, ich war so weit, daß ich aufgeben
und nach Hause fliegen wollte, als ich David begegnete. Er war zehn Jahre älter
als ich, Ingenieur, mit einer guten Stellung. Ich konnte zu ihm aufsehen, mich
auf ihn verlassen. Und David — nun, ich denke, er brauchte ein Zuhause.«
    Ich sah mich in der blitzenden Küche
um. Ja, das konnte Collins offensichtlich bieten. Mein Blick fiel auf einen
Fernsehapparat, der auf einem Rolltisch in einer Ecke stand. Als ich Collins
ansah, errötete er.
    »Mein Laster«, bekannte er. »Ich sehe
beim Kochen gern fern. Am liebsten Krimisendungen. Deshalb wollte ich auch ein
bißchen mit Ihnen reden — eine Privatdetektivin! Das ist einfach faszinierend.«
    Ich lachte. »Wenn Sie wüßten, wie langweilig
dieses Dasein manchmal ist. Es gibt Leute, die heuern einen aus den ödesten
Gründen an. Aber da wir gerade bei den Auftraggebern sind, was ist David
eigentlich für ein Mensch? Ich hab mich bisher zu wenig mit ihm unterhalten, um
mir ein Bild machen zu können.«
    Collins kippte seinen Stuhl nach
rückwärts und sah gedankenvoll vor sich hin. »Ich würde sagen, er tut alles,
was er tut, mit einer starken inneren Beteiligung. Wenn er mit einem Projekt
beschäftigt ist, kann er keine fünf Minuten stillsitzen, sondern saust rum wie
eine wilde Hummel und verbraucht eine Unmenge Energie. Sie sollten ihn auf
einer Baustelle sehen. Dauernd guckt er einem der Arbeiter über die Schulter,
klettert aufs Gerüst, will überall helfen. Ich werd allein vom Zusehen müde.«
    »Hatte er eine enge Beziehung zu seinem
Vater?«
    Die unvermittelte Frage überraschte
Collins. »Warum fragen Sie das?«
    »Er sprach heute morgen von seinem
Vater.«
    »Ach so.« Collins sah auf seine drallen
Hände. »Ich würde sagen, es war eine Beziehung ambivalenter Natur.«
    »Inwiefern?«
    »Mr. Wintringham war ein sehr
dominanter Mann. Mißverstehen Sie mich nicht, er war durchaus angenehm. Ich
mochte ihn, aber — David war bereits ein erwachsener Mann Anfang Dreißig, als
wir aus New York zurückkamen, und trotzdem wollte sein Vater sein Leben
bestimmen.«
    »Wehrte sich David?«
    »Bis zu einem gewissen Grad. Sie können
sich wahrscheinlich denken, daß sein Vater nicht gerade erfreut war über unsere
Beziehung. Als David und ich hierherkamen, lebten wir zunächst getrennt, aber wir
begannen sofort, dieses Haus zu renovieren, und David ließ keinen Zweifel
daran, daß wir gemeinsam hier einziehen würden. Mr. Wintringham war es auch
nicht recht, als David die Firma gründete, aber David ließ sich davon nicht
beirren. Insgesamt leistete er seinem Vater ganz schön Widerstand, aber ich
weiß, daß es schwer für ihn war. Tief im Innersten hing er

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