Tödliches Lachen
echt - was muss diese Frau gelitten haben? Und irgendwie erinnert mich das an die Frey. Frank, das ist keine Fälschung, oder?«
»Wann wurde es abgeschickt?«, sagte er, ohne die Frage zu beantworten.
»Moment, gestern dreiundzwanzig Uhr dreiundvierzig. Da ist irgendwo hier in Frankfurt eine tote Frau, und wir haben keinen Schimmer, wo. Ich frag mich, was er ihr rausgeschnitten hat. Die Gebärmutter?« Sie sah ihren Kollegen ratlos an.
Hellmer zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Erstens bin ich kein Mediziner, und zweitens ist das Bild nicht scharf genug. Aber wir können eins machen, unsere Leute aus der Computer-Abteilung sollen das mal genauer unter die Lupe nehmen und auch schauen ob über die IP-Adresse ihre Wohndresse .:. Augenblick, wie ist der Absender?«
»SM - Ladylike … Der Anbieter muss doch wissen, wer sich dahinter verbirgt, oder?«
»Sicher, Aber erst soll sich unser Boss das mal ansehen.« Hellmer wollte schon zu Berger gehen, als er innehielt und sagte: »SM klingt wie Sadomaso. Versteh mich bitte nicht falsch, aber was, wenn sie eine Domina ist oder war?«
»Möglich.«
Hellmer holte Berger, der sich mit beiden Händen auf den Tisch stützte, sich mit der Zunge über die Lippen fuhr und sich am Kinn kratzte.
»Sieht nicht gut aus«, bemerkte er trocken, ein alter Fuchs, den kaum noch etwas erschüttern konnte. »Das ist kein getürktes Foto. Die Frage ist, warum es ausgerechnet Ihnen geschickt wurde. Haben Sie eine Erklärung?«
»Nein. Aber vielleicht wurde es ja nicht nur mir geschickt sondern auch andern Kollegen.«
»Bei mir ist nichts«, sagte Hellmer, »ich hab vorhin schon in meinen Postkasten geschaut.«
»Bei mir auch nicht«, erklärte Berger. »Außerdem müssen wir uns fragen, woher er oder sie Ihre E- Mail- Adresse kennt.«
»Die ist ja wohl nicht schwer rauszukriegen«, entgegnete Durant und steckte sich eine Zigarette an. »Sie steht auf meinen Visitenkarten, oder jemand ruft bei einem Kollegen oder bei der Zentrale an… Wir sind kein anonymer Verein. Wer uns eine Mail schicken will, kann das jederzeit tun.« Sie griff zum Telefon und rief in der Computerabteilung an.
»Hier Durant, K11. Könnt ihr mal jemanden hochschicken, wir haben hier was, mit dem wir nicht klarkommen… Nein, nicht in einer halben Stunde, sondern sofort. Es ist absolut dringend … Okay, in zehn Minuten, wir warten.«
Sie legte auf, nahm noch einen Zug und drückte die Zigarette aus. Kullmer und Seidel kamen herein. Sie hatten letzte Nacht mit Kollegen von der Sitte ein Haus observiert und wirkten noch etwas angeschlagen.
»Guten Morgen. Was ist denn hier los?«, fragte Kullmer und holte sich als Erstes einen Kaffee.
»Wenn ihr mal rumkommt, dann seht ihr’s«, sagte Durant, ohne den Gruß zu erwidern.
»Ach du heilige Scheiße!«, entfuhr es Kullmer, während Doris Seidel nur entsetzt den Kopf schüttelte. »Bisschen makaber, was?«
»Das kannst du laut sagen«, entgegnete Hellmer. »Aber das ist allem Anschein nach keine Montage, sondern echt.«
»Wer richtet jemanden so zu?«, fragte Seidel, nachdem sie den ersten Schreck überwunden hatte. »Das muss doch ein verdammt perverses Schwein sein. Der Typ ist durchgeknallt, absolut verrückt in der Birne!« Sie konnte sich kaum beruhigen, ging zum Kaffeeautomaten und schenkte sich in ihren persönlichen Becher ein, den sie von Kullmer, mit dem sie seit nunmehr zweieinhalb Jahren zusammenlebte, bekommen hatte.
»Das werden wir noch sehen«, meinte Berger. Es klopfte an die Tür, Durant sagte: »Herein.«
Ein Mann trat ein. dessen Gesicht Julia Durant bekannt vorkam, aber sie hatte nur sehr selten mit den Leuten aus der Computerabteilung zu tun. sodass sie seinen Namen nicht wusste. Sie schätzte ihn auf etwa dreißig Jahre. Er war knapp einsachtzig groß, ein sportlicher Typ trotz des Bäuchleins, und hatte ein freundliches, offenes Gesicht.
»Ich soll mir was anschauen«, sagte er und ging gleich um den Tisch herum und rückte seine Brille zurecht.
»Haben Sie starke Nerven, Herr… P«, fragte Durant, die den Monitor ausgeschaltet hatte und aufgestanden war.
»Nestroy, wie der berühmte Dichter. Bin in direkter Linie mit ihm verwandt«, antwortete er wie selbstverständlich. »Und starke Nerven «, er zuckte mit den Schultern, »ich hab schon so einiges auf den Tisch gekriegt, auch weniger schöne Sachen.«
»Okay, Sie dürfen ran, Herr Nestroy. Sie brauchen nur den Monitor einzuschalten. Und bitte, nehmen Sie
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