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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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drehte sich um und rief dem Mageren zu, er solle ihm ein Bier aus dem Eisschrank holen. Das trank er dann auch mit langen, entschlossenen Schlucken, die sein Doppelkinn hüpfen ließen, stellte die Flasche weg und streckte die schweren Beine mit der Miene eines Mannes von sich, der seine Tagesarbeit geleistet hat.
    »Wir haben vielleicht einen Hinweis für Sie. Frau Brandeis hier hat Kontakte zum deutschen Bundeskriminalamt in Wiesbaden.«
    Tim hatte das Wort Bundeskriminalamt mit Gewicht ausgesprochen. Doch Rigo zuckte noch nicht einmal mit den Wimpern.
    »Sie meint, das Verschwinden meiner Frau könnte im Zusammenhang mit einem Mann stehen, den sie einmal gekannt hat.«
    Jetzt nickte der Brigada zumindest.
    »Der Mann wird vom Bundeskriminalamt und von der amerikanischen Drogenfahndung gesucht«, fuhr Tim eifrig fort. »Wie Frau Brandeis erfahren hat, ist auch ein Ersuchen um Ermittlungshilfe an die spanische Polizei abgegangen. Und deshalb bin ich der Ansicht …«
    Tims Ansicht war offensichtlich nicht gefragt. Rigo hatte seine ein Meter fünfundachtzig wieder vom Sessel hochgewuchtet, hatte jetzt plötzlich ganz schmale Augen und ging auf Helene Brandeis zu, die ihm mit einem geradezu überirdisch-freundlichen Lächeln entgegensah. Dann wurde viel, sehr viel Spanisch gesprochen. Helene kramte in ihrer Tasche, zog nicht nur ihren Paß, sondern auch die braune Dokumentenmappe mit den Goldbeschlägen hervor, öffnete sie – und da waren wieder die Telefax-Papiere und der Text von ›Paschke-Wiesbaden‹. Noch immer mit diesem nachsichtigen, kornblumenblauen und jeden Widerstand auslöschenden Alte-Damen-Lächeln hielt sie ihn Rigo unter die Nase und übersetzte.
    Tim rauchte eine Zigarette nach der anderen. Der Brigada rieb sich mit dem rechten Zeigefinger seine große, rotverbrannte Nase, von der sich winzige Hautstückchen schälten. Dann ließ er sich von dem Schnauz das Telefon geben, stellte Fragen, wartete, sagte einige Male comprendo und d'acuerdo und legte wieder auf.
    »Wir haben kein solches Ersuchen. Auch keine Bitte um Fahndungsmitwirkung.«
    Soviel verstand auch Tim. Es war keine Schlappe, dies ähnelte einer Katastrophe. Helene Brandeis steckte sie mit höflichem Nicken weg: »Dann wird die Nachricht jeden Moment eintreffen, Señor. Es ist nur eine Frage von Stunden. Ich weiß das ganz genau …«
    »Sie scheinen ziemlich viel zu wissen.«
    »Danke«, sagte Helene Brandeis, als habe man ihr Herbstblumenkleid gelobt. »Darf ich Ihnen einen Zigarillo anbieten?«
    »Ich rauche nicht, Señora«, sagte Rigo.
    Tim mischte sich wieder ein. Er deutete auf das Thermopapier, auf dem sich der von Helene Brandeis' Fax zwar aufgenommene, aber doch ziemlich verschmierte, undeutliche Kopf eines Mannes abzeichnete. »Er hält sich hier unter falschem Namen auf.«
    »Das hat mir die Señora bereits gesagt. Aber er ist nicht registriert, hat mir die Zentrale durchgegeben. Weder unter Fred Fischer noch unter Alfred Fraser. Er besitzt also keine Residencia noch sonst irgendeine Aufenthaltserlaubnis. Son Vent allerdings ist bekannt …«
    »Der Mann ist Parapleptiker. Das muß doch rauszukriegen sein, ob Son Vent von einem Rollstuhlfahrer bewohnt wird?«
    »Ist es auch. Wieso nicht? Ich brauche nur in Capdepera anzurufen.«
    »Rollstuhlfahrer …?« Der Schnauz ließ den Drehstuhl kreisen, seine Augen waren wachsam und nachdenklich zugleich: »Moment mal …« Und dann sprach Helene Brandeis auf den Jungen ein, und der nickte und hatte auch etwas zu sagen, eine Menge sogar. Sie wandte sich wieder an Tim: »Es hat vielleicht nichts damit zu tun, Querschnittsgelähmte mag es schließlich überall geben. Aber unser junger Freund hier hat auch eine ganz interessante Beobachtung gemacht. Und zwar geht es um eine Motoryacht. Die sah er in Puerto Pollensa anlegen. Ein ziemlich großes Ding. Mit einem grünen Streifen an der Bordwand. Sehr teuer muß es auch gewesen sein. Der Mann aber, offensichtlich der Eigentümer, war gelähmt. Er wurde in einem Rollstuhl über die Gangway an Land geschoben.«
    Es war wie ein kleiner elektrischer Impuls: In Tim knisterte es. Er hatte zwar kein klares Bild, in das er einfügen konnte, was er gerade erfahren hatte, und doch, irgendwie paßte es zu seinen Ahnungen: Rollstuhlfahrer? … Querschnittsgelähmter – vor allem Ausländer. Die mußten schon selten genug sein. Was sie suchten, war ein reicher, sehr reicher Ausländer.
    »Frag ihn, ob er dieses Schiff schon mal in der Nähe vom

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