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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schon Rigo entgegen: Die Hände in den Taschen schaukelte er schräg über die Fahrbahn.
    »Was Neues, Doktor?«
    »Zuerst Sie!«
    Rigo grinste. Die grauen Stoppeln auf seinen Backen waren noch länger als zuvor, aber seine Verdrossenheit war wie weggeblasen. »Ja. Ne ganze Menge. Nach diesem Fischer wird nun auch hier gefahndet. Die alte Dame hatte recht. In der Zentrale wußten sie das nicht, aber sie haben sich inzwischen mit dem Drogendezernat der Policia Nacional in Verbindung gesetzt.«
    »Ja nun, die Kompetenzen – was?!« Tim versuchte mit einem Grinsen gegen das heftige Schlagen seines Herzens anzukämpfen.
    »Exacto! In Palma stehen sie alle kopf, der Teufel ist los. Mit Ihrem Fischer haben wir uns ja einen ganz dicken Rollstuhl-Komiker eingehandelt!«
    »Sehr lustig«, sagte Tim. »Und meine Frau?!«
    »Ein Hubschrauber ist bereits in Marsch gesetzt. Kann nicht mehr lange dauern. Er muß jeden Moment hier sein.«
    »Hubschrauber? Wieso denn Hubschrauber? Himmel noch mal, was ist mit Melissa?«
    Rigo sah ihn nur an.
    »Hören Sie, Rigo, wenn Sie jetzt wieder sagen, alles kein Problem, beruhigen Sie sich, dann können Sie was erleben. Was soll das denn heißen, Hubschrauber? Wollen Sie da rein? Wollen Sie eine Aktion starten, wird es etwa 'ne Schießerei geben?«
    Die Wachhunde dort oben? Und sicher gibt es nicht nur diese verdammten Köter, dachte Tim. Ein Mann wie Fischer, ein Drogenboß, ein verrückter Mafioso, wer kann denn wissen, was der für Gesindel bei sich hat, verdammt noch mal?! Irgendwelche Gangster, Bodyguards, Wachen hatte er sicher dort oben. Und dann der Hubschrauber! Was ihm seine Angst eingab, war eine dieser verrückten Szenen, die man im Film zu sehen kriegt: Ein Kommando, das mit Maschinenpistolen aus dem Hubschrauber springt. Schußsalven. Explodierende Sprengladungen. Und Melissa mitten in dieser Vernichtungshölle …!
    Rigo warf ihm einen seiner kühlen, abschätzenden Blicke zu: »Der Hubschrauber, Doktor? Der Hubschrauber kommt, weil die Bude leer ist.«
    »Welche Bude, Herrgott noch mal?«
    »Fragen Sie das im Ernst? Son Vent natürlich. Fischer ist abgerückt. Und mit allem, was dazugehört. Dort oben bellen nur noch ein paar Hunde. Und die bellen so verrückt, daß wohl nicht viel mehr übrigbleibt, als sie umzulegen.«
    »Abgerückt …«, wiederholte Tim tonlos.
    »Ausgeflogen kann man nicht gerade sagen – er ist zum Hafen runter und weg.«
    »Mit der ›Melissa‹, was?«
    »Richtig. Und jetzt darf ich Sie auch was fragen: Kommt Ihnen der Name nicht langsam etwas merkwürdig vor?«
    Tim sah ihn an. Er konnte ihm keine reinwürgen, dafür nicht, wie auch? Und außerdem: Er fühlte sich viel zu zerschlagen. Aber ein Hubschrauber? Wenigstens war eins erreicht, sie nahmen dieses schreckliche, nein, dieses miese Spiel langsam ernst. Ein Hubschrauber, das bedeutete einen Großeinsatz, und vielleicht war Rigo doch gar nicht so übel … Wir werden ihn kriegen! dachte er mit einer jäh aufschießenden, wilden, verzweifelten Hoffnung. Ich werde ihn kriegen! Und dann knöpfe ich ihn mir vor …
    Im Landrover knatterte die Funksprechanlage. Der Brigada schob den Oberkörper hinein, schnaufte vernehmlich, nahm den Hörer ab und brachte dann die Antwort in dem gemütlichen Singsang seines mallorquinischen Dialekts.
    Tim fühlte, wie seine Fußsohlen in den Tennisschuhen zu prickeln begannen. Der Schweiß rann ihm über die Stirn. Er wischte ihn mit dem Handrücken ab, und dieses Mal war es nicht die Hitze, die ihm das Wasser aus den Poren trieb.
    Da war auch Rigo schon wieder, Rigos Lächeln, die ganze in Fett gelagerte, tranige Gelassenheit, die durch nichts zu erschüttern war.
    »Jetzt hören Sie mal, Doktor, da gibt's noch ein Problem: Ihre alte Lady … Sie hat irgendwas mit den Beinen, konnte nicht mehr so richtig gehen. Und deshalb haben wir sie drüben ins Café gesetzt, gleich über der Straße. Sehen Sie, da bei der Coca-Cola-Reklame? Ich wollte gerade zu ihr, aber jetzt gibt's ja Sie. Sie sind der Doktor, nicht ich.«
    Tim nickte nur. »Okay«, wollte er sagen, umdrehen wollte er sich – aber er blieb stehen und legte wie Rigo den Kopf in den Nacken und führte dabei die Hand zur Stirn, um die Augen vor der Sonne zu schützen.
    Das Geräusch hatte er schon zuvor vernommen, nur nicht richtig eingeordnet: Ein knatterndes Rauschen, ein rhythmisches Tak-tak-tak, so, als würde man ein schweres, nasses Handtuch in einem Kessel herumwirbeln. Und da war er schon: Die Rotoren

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