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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Formentor beobachtet hat?«
    Der Polizist schüttelte nur den Kopf.
    »Was ist denn los, Tim?«
    Inbrünstig kaute er am Bügel seiner Sonnenbrille und merkte es noch nicht einmal. »Ich meine, ich sehe da eine Möglichkeit. Ich kenne da jemand … Ich fahr' mal zum Hafen.«
    »Wegen des Bootes?«
    Er nickte.
    Sie zögerte. Unter den aufgemalten Rougeflecken auf ihren Wangen wirkte ihre Haut fahl und mit tausend winzigen Fältchen tapeziert, die Augen aber leuchteten noch immer voll ungebrochener Tatkraft: »Noch was, Tim: Dieser sagenhafte Dicke hier hat sich breitschlagen lassen, sich mal in Capdepera umzuhören. Und das sogar sofort. Wir sollten mit ihm fahren.«
    »Aber bist du denn nicht müde, Helene?«
    »Müde? Was ist das …? Nein, kein bißchen. Nur mein Gelenk. Das will nicht so, wie ich es will.«
    »Siehst du, deshalb ist es besser …«
    »Besser ist, ich zieh' mir meine Sandalen an und schmeiß diese Teufelsschuhe in den Papierkorb hier. Dann fahr' ich mit ihm. Ich lasse ihn nicht aus dem Griff. Versprechen tun die viel, aber wenn's an die Praxis geht, heißt's mañana.«
    Er nickte. »Gut. Und wo treffen wir uns?«
    Pablo Rigo führte sie an die große Karte neben der Eingangstür. »Hier, die Straße nach Capdepera und Cala Ratjada. Das da, die gestrichelte Linie, ist der Weg nach Son Vent. Es ist eine Privatstraße. Sie wurde angelegt, als das Gut umgebaut wurde.«
    »Kennen wir schon«, sagte Helene Brandeis und erntete dafür von Rigo einen stirngerunzelten, fragenden Blick. Aber sie schien die Erklärung für ausreichend zu halten. Sie beließ es dabei.
    »Na gut«, sagte Rigo. »Am besten treffen wir uns in Capdepera. Fragen Sie nach der Bar Can Pines. Können Sie sich das merken?«
    Tim nickte.
    »Na gut, dort sind wir dann, Mister. Und dann können Sie die Lady wieder mitnehmen. Mit der haben Sie mir was auf den Hals geladen …«
    Es war das erste Mal seit zwei Tagen, daß Tim wieder Lust zu grinsen hatte. Er grinste auch. Dann besorgte er Helenes Sandalen, ging wieder hinaus auf die Straße und bestieg den Seat …
    Tomeu saß auf seinem Boot. Er hielt ein Holz in der Hand und war dabei, eingetrocknete Algen und Muscheln von einem Stück grüngestrichenem Blech abzuschaben. Er blickte erst hoch, als das Boot unter dem Gewicht Tims zu schaukeln begann.
    »Hola!« Tomeu blinzelte gegen die tiefstehende Sonne: »Haben Sie sie gefunden, Ihre Frau?«
    Tim schüttelte den Kopf.
    »Tut mir aber leid. Wirklich …«
    Tim setzte sich auf die Motorabdeckung und bot ihm Zigaretten an. Tomeu schüttelte nur den Kopf und machte weiter.
    »Sagen Sie, Sie kennen doch die Leute, die hier Yachten haben, und die Schiffe selber, oder? Ich meine, ich spreche von Motoryachten …«
    »Was habe ich schon mit Motoryachten zu tun?«
    »Kennen Sie sie, oder kennen Sie sie nicht?«
    »Kommt drauf an …«
    »Es ist ein Schiff, das schon mal in Puerto Pollensa angelegt hat. Und es könnte sein, daß es seinen Liegeplatz in Cala Ratjada hat …« Tim sog an seiner Zigarette und dachte an das, was der junge Guardia erzählt und ihm dann Helene Brandeis übersetzt hatte: »Eine große, eine sehr große Motoryacht. Ganz modern. Stromlinienförmiger Aufbau. Ein grüner Streifen um den Rumpf.«
    »Hat sie ein Satelliten-Radar?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hm«, machte Tomeu und legte sein Stück Blech endlich weg. »Könnte schon sein … Es ist eine brandneue italienische Yacht. Sie hat zwei grüne Streifen. Ein Riesending. – Und nicht nur das: Die hat sogar 'ne Art Seilbahn an Bord.« Er lachte. »Das ist so ziemlich die einzige Motoryacht, die ich kenne, mit bordeigener Seilbahn.«
    »Seilbahn …?«
    »Ja, zwei Drahtseile. Sie gehen auch unter Deck und zum Cockpit. Ein Segeltuchstuhl ist da eingeklinkt mit 'nem Gurt dran. Der Eigner nämlich ist …«
    »Querschnittsgelähmt?« Tim brachte das Wort kaum heraus.
    Tomeu nickte. »Er hat eine Finca in der Nähe von Capdepera. Ein Deutscher. Dann kennen Sie das Schiff doch?«
    Tim schüttelte den Kopf. »Nein, ich kenne es nicht. Und wie ist der Name der Yacht?«
    »Melissa«, sagte Tomeu.
    17 Uhr
    Die tiefstehende Sonne färbte die gekalkten Wände der Häuser, als Tim den Wagen in die Calle Mayor der kleinen Stadt steuerte. Er hatte keine Schwierigkeiten, die Bar zu finden. Er erkannte sie an der blauweißen ›San Miguel‹-Bierreklame, und an den beiden Polizei-Landrovers, die dort standen. Als er den Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite stoppte, kam ihm

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