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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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zu wollen.«
    »Vergiss es.« Okay, Zeit, die Augen zu öffnen und die Flucht zu ergreifen. Verdammt, ihr Sehvermögen war immer noch gestört. Sie sah nichts als undeutliche Schemen.
    »Wir werden sehen. Und, was machen die Augen? Besser?« Er ließ sie los und trat zurück. Mit ihm verließ sie seine Wärme, ungeschützt stand sie plötzlich in der Kälte.
    Myst rieb sich mit den Fingerspitzen die Augen und setzte dabei ihren Wimpern übel zu.
    »Und?«
    »Und was?«, fauchte sie. Er und seine Höflichkeitstour kotzten sie an.
    »Siehst du wieder besser?«
    Myst hörte auf zu reiben, öffnete die Augen erneut und erkannte zwei Dinge auf einmal. Bastian war ihr immer noch viel zu nah. Sie trat zwei Schritte zurück und korrigierte das Versehen. Und das zweite? Sie stand am Ende eines langen Korridors. Er war breit – vielleicht zweieinhalb Meter – mit poliertem Betonboden und weiß getünchten Steinwänden … alte Wände, mit Meißelspuren, wie die mittelalterlicher Kathedralen und Bogengänge.
    In den Fußboden eingelassen zogen sich runde Lichter wie Schienen an den Rändern des Flurs entlang und stellten die einzige Lichtquelle dar. Myst warf einen Blick zur Decke. Sie war mindestens dreieinhalb Meter hoch, der Gipsputz strahlte im Dämmerlicht, ein weißes Band, das sich endlos dahinzog.
    »Wo sind wir?«
    »Im unterirdischen Teil des Black Diamond … meinem Zuhause.«
    Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, und ihr Blick fiel auf das Baby. Myst streckte die Arme aus. »Gib ihn mir zurück.«
    Ohne zu zögern reichte Bastian ihn ihr, sanft und übergangslos glitt er in ihre Arme. Als der Säugling wieder bei ihr war – klein und zart lag er in ihren Armen –, fiel ihr das Atmen leichter, und sie untersuchte ihn erneut, überprüfte, ob es Probleme gab. Alles sah gut aus: Die Brust des Neugeborenen hob und senkte sich in gleichmäßigen Abständen, seine Haut war rosig und sein Herzschlag noch immer regelmäßig.
    Sie nickte Bastian zu.
    Er senkte kurz das Kinn – erkannte den Dank, den sie ihm nicht aussprechen wollte, an – und sah ihr dabei zu, wie sie das Baby an ihre Schulter legte, bevor er begann, den leicht ansteigenden Flur hinaufzugehen. Nach ein paar Schritten drehte er sich um und ging rückwärts. Er ließ sie nicht aus den Augen, seine schweren Stiefel trafen weich auf den harten Boden.
    »Ein Weg rein. Ein Weg raus aus Black Diamond, Myst.« Er deutete auf die jetzt feste Wand hinter ihr. »Durch diesen Durchgang.«
    Sie widerstand dem Drang, über die Schulter zu blicken, und unterdrückte ein Zittern. Auf gar keinen Fall würde sie noch einmal durch dieses gottverfluchte Ding laufen. Sie war sich nicht sicher, ob sie es überleben würde. Nicht ohne Bastians Hand, an der sie sich festklammern konnte.
    Seine Mundwinkel hoben sich, und er warf ihr einen wissenden Blick zu. »Wenn du denkst, du kommst hier an mir vorbei … falsch gedacht.«
    Die Worte hallten nach, der drohende Unterton prallte auf Beton, als Myst dem rückwärtsgehenden Bastian langsam durch den verlassenen Flur folgte. Er hatte recht. Durch das Portal würde sie hier nicht herauskommen, aber das hieß nicht, dass sein Zuhause keinen anderen Fluchtweg bot. Bastian glaubte das vielleicht, aber deshalb war es noch lange nicht wahr. Ein Problem konnte man schließlich auf viele verschiedene Weisen lösen.
    Sollte das augenfressende Portal doch zur Hölle fahren.
    Bastian und der Black Diamond hatten eine Schwachstelle. Sie musste sie nur noch finden.

11
    Rikar hasste die Black-Diamond-Klinik. Die Oberlichter waren zu grell, der Geruch zu sauber, die Wände zu weiß. Wie in jeder anderen Arztpraxis auch hatte alles seinen Platz: in einer Schublade, einem Schrank, einem beschissenen Rollwagen. Der Ort war der feuchte Traum eines Sauberkeitsfanatikers. Nichts stand herum, alles trug das Meister-Proper-Siegel.
    In Ordnung, die Hygiene hatte ihren Sinn. Zweifellos ein w illkommenes Qualitätsmerkmal in der ganzen Arzt-Patie nten-Geschichte, aber verdammt, er mochte diese Klinikatmosphäre einfach nicht.
    Oder die Tatsache, dass sein Kumpel seinen Arsch hierher verfrachtet hatte.
    Auf einen Untersuchungstisch mit knittrigem, weißem Papier.
    O Jubel, Freude, Heiterkeit. Könnte ihn vielleicht einfach jemand erschießen? Bitte?
    Mit vom Tisch herabbaumelnden Beinen, die Stahlkappenstiefel schwangen durch die Luft, beäugte er seinen Freund – Teilzeitmediziner und ansässiges Computergenie –, als der mit einem dieser

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