Toedliches Verlangen
perverser Voyeur. Aber er konnte nicht gehen. Er musste sie erst noch in die Klinik kriegen.
Gott wusste, dass Bastian es nicht alleine schaffen würde. Und Myst? Verdammt, sie war bereits völlig weggetreten: Die Lust des Energieflusses hatte sie übermannt.
Aber als er Bastian stützte – vorsichtig darauf bedacht, weder seine Wunden noch Myst zu berühren – und die beiden den Flur entlangdirigierte, spürte Rikar einen harten Klumpen in der Brust. Er hatte seinen besten Freund angelogen. Ihm in die Augen gesehen und …
Bastian würde ihm niemals vergeben.
Und Rikar würde es ihm nicht vorwerfen. Diesmal hatte er keine Straffreiheit verdient … hatte Bastians Wunsch missachtet und ihn zu Myst getragen. Ihn angelogen. Denn er würde sie nicht in Sicherheit bringen, bevor Bastian sich verlor und zu viel von ihr nahm.
Sie sollte irgendetwas tun. Oder nicht? Myst runzelte die Stirn, während das Gedankenkarussell sich drehte und sie von einem Eindruck zum nächsten trug. Sie hätte schwören können, dass da irgendetwas war. Eine Liste, die sie durchgehen wollte. Eine Aufgabe, die sie angefangen hatte und zu Ende bringen musste, aber …
Ihr Gehirn hatte sich aufgelöst. Ein weißer Papierbogen, der in ihrem Kopf nach innen gewandt dem eigenen Schwanz nachjagte. Die Endlosschleife benebelte ihre Sinne, brachte sie dazu, sich dem warmen, berauschenden Ansturm hinzugeben. Als die Strömung sie erfasste, ließ sie sich von der Welle tragen, keuchte auf, als die Lust erneut durch ihren Körper brandete.
Himmel, es war so gut: das Schweben, das Brennen, der Schleier des Vergessens.
Sie wollte mehr von diesem erregenden Gefühl. Und dann noch mehr, aber sie konnte sich nicht hingeben. Nicht jetzt, nicht, bevor sie dieses Problem gelöst hatte. Es hatte höchste Priorität, war lebensentscheidend für … irgendetwas. Oder irgendjemanden.
Ja, das war es.
Jemand brauchte sie. Jemand, der ihr wirklich wichtig war.
Sie bewegte sich, bremste den inneren Fluss. Der reißende Strom wurde schwächer, schloss jede Empfindung aus, bis nur noch ein schmales Rinnsal übrig blieb.
»Bellmia … nein. Öffne dich. Ich brauche …«
Als die raue Stimme sich voll dunkler Lust erhob, verstärkte sich der Druck an ihrer Kehle. Keuchend gab sie dem saugenden Rhythmus und der Härte zwischen ihren Beinen nach. Himmel, das war unglaublich: köstlich, unabwendbar, überwältigend intensiv. So gut, dass sie sich bemühen musste, nicht den Verstand zu verlieren und bei Sinnen zu bleiben. Begierde brandete auf und zog sie zurück in die gedankenlose Hingabe. Mit einem Seufzen gab sie auf und drängte sich noch enger an die brennende Hitze, die sie umgab.
»Ja, Süße … ja.«
Hmm … was für eine Stimme: tief, rauchig, ein Versprechen der Lust, der Beginn einer wilden Reise. Und bei Gott, sie wollte es, aber … mit wem?
Die Frage war wahrscheinlich wichtig. Erforderte zweifellos eine Antwort, aber … zum Teufel. Die Wellen der Erregung schlugen einfach zu hoch. Zu heiß klang dieses Stöhnen. Anregend und verzweifelt war der Tonfall, unfassbar männlich und, oh … wow.
Bastian.
Oh, ja. Sie war bei ihm. Er war bei ihr. Jetzt konnte sie ihn spüren: seine Hände auf ihrem entblößten Rücken, sein Mund auf ihrer Haut, sein starker Körper, der sich an sie presste und …
Myst legte die Stirn in Falten. War er nicht … sie schien sich zu erinnern, dass …
Er brauchte Hilfe, und sie hatte alles vorbereitet, das Notfall-Kit wartete in der Klinik. Die Finger in seinem Haar versteiften sich. »Bastian …«
»Alles in Ordnung«, sagte jemand, als ihre Welt sich auf den Kopf stellte.
Während sich alles in ihrem Kopf im Kreis drehte, wurde Myst hingelegt, ihr Rücken berührte etwas Weiches. Ein Bett? Eine Tragbahre? Sie wusste es nicht … und es war ihr auch egal. Alles, was sie wusste, war, dass Bastian Hilfe brauchte … die Hilfe einer Notfallambulanz.
»Hilfe … verletzt … brauchen Arzt.«
»Schhh … es ist alles in Ordnung.«
Himmel, der Fremde verstand nicht. Myst schüttelte den Kopf, Verzweiflung breitete sich in ihr aus. Er musste Hilfe holen. Sie hatte nicht die Kraft, Bastian loszulassen … seine Freunde zu rufen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie war wie gelähmt, Muskeln und Geist so unempfänglich, dass sie darum kämpfen musste, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Sie mühte sich, die Augen zu öffnen. »Nein … hilf ihm. Er ist verletzt … Verbrennungen.«
»Entspann dich, Mädchen.
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