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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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war eine Kopie eines Mitarbeiterausweises der New York Public Library , datiert auf Anfang des Jahres. Bei der Frau auf dem Foto handelte es sich um keine Geringere als die unauffindbare Tina Barr.

10
    »Ich warte draußen, bis Sie Ihre Besprechung mit Jill beendet haben«, sagte ich. »Rufen Sie mich doch, wenn sie fort ist, Paul.«
    Mir schwirrte der Kopf. Ich hatte Barrs Foto auf dem Bibliotheksausweis gesehen, obwohl Gibson kurz zuvor behauptet hatte, die Frau nicht zu kennen.
    »Was ist los? Haben Sie ein Gespenst gesehen?«, fragte Battaglia.
    »In der Tat. Und zwar genau das Phantom, nach dem ich in Ihrem Auftrag suchen sollte.« Ich war wütend, dass sie mich bei ihrem Spiel als Schachfigur benutzten. Jill Gibson hatte mich angelogen, und der Bezirksstaatsanwalt hatte es zugelassen.
    Jill tippte mit dem Finger auf die Tischplatte. »Du hast dir in die Karten schauen lassen, Paul. Das Foto.«
    Battaglia ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte einen Grund für sein Verhalten, und wenn er mich dabei vor den Kopf gestoßen hatte, störte ihn das nicht weiter.
    »Setzen Sie sich, Alexandra. Schmollen steht Ihnen nicht.« Er schwenkte sein Feuerzeug in meine Richtung, bevor er es zur Zigarrenspitze führte. »Jill hat Schwierigkeiten in der Bibliothek, und ich hatte gerade der Aufnahme von Ermittlungen zugestimmt, als diese Barr vor ein paar Tagen in diese missliche Lage geriet.«
    »Missliche Lage? Das ist nicht gerade der Ausdruck, den ich für einen Überfall verwenden würde, Paul. Oder gibt es da noch etwas, das ich wissen sollte? Natürlich ist mir klar, dass Ermittlungen bei einer Einrichtung wie der Bibliothek besonders heikel sind.«
    »Wir haben uns seit Jahrzehnten so stark mit der Renovierung und Modernisierung des Gebäudes beschäftigt, dass die meisten anderen Probleme auf die lange Bank geschoben wurden«, sagte Jill. »Dadurch sind sie aber nicht kleiner geworden.«
    »Sag ihr, warum du nach New York geholt wurdest«, sagte Battaglia und paffte seine Zigarre.
    »Ich habe die ersten zwanzig Jahre meiner beruflichen Laufbahn in der New York Public Library gearbeitet, also kenne ich sowohl die Sammlungen als auch die Menschen dort ziemlich gut. Seit der Eröffnung vor hundert Jahren gab es keinerlei Verbindungen zwischen der Forschungsbibliothek im Hauptgebäude und den Außenstellen. Ich habe die Verantwortung für den längst überfälligen Zusammenschluss der beiden Abteilungen. Bei dreiundneunzig Außenstellen ist das an sich schon eine große Aufgabe. Aber gleichzeitig bin ich in einen Feuersturm hineingeraten.«

    »Wie meinen Sie das?« Ich nahm wieder Platz.
    »Manche Mitglieder des Kuratoriums haben untereinander persönliche Probleme, die sie mittlerweile auch in den Konferenzraum hineintragen. Wir ziehen mit schöner Regelmäßigkeit wegen Streitigkeiten über Familienvermögen vor Gericht. Vor hundert Jahren hatten sich Samuel Tildens Nichten und Neffen mit Händen und Füßen gegen die testamentarisch verfügte Gründung der Bibliothek zur Wehr gesetzt, und das vom Tag der Testamentseröffnung an. Brooke Astors Vermächtnis war nicht das Erste, das - noch dazu von ihrem eigenen Sohn - vor Gericht gezerrt wurde, und es wird auch nicht das Letzte sein.«
    »Das ist aber doch für Museen oder andere begünstigte Einrichtungen dieser Art sicherlich nichts Ungewöhnliches?«
    »Natürlich nicht. Aber wir sind kein Museum, Alex. Das macht unsere Situation ja unter anderem so einzigartig.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nach dem Ableben unserer Kuratoriumsmitglieder oder Stifter erben wir häufig nicht nur Manuskripte und Bücher, sondern auch Kunstwerke. Wir sind aber eine Bibliothek und Forschungseinrichtung. Wir können weder angemessen für die Kunstwerke sorgen, noch haben wir dafür Kuratoren. Meistens können wir sie nicht mal aufhängen. Wenn wir uns aber über die Wünsche der Verstorbenen hinwegsetzen, verlieren wir unter Umständen alles, was sie uns hinterlassen haben.«
    »Es gibt also Ärger, weil Sie Kunstwerke aus dem Besitz der Bibliothek verkauft haben?«
    Jill blickte kurz zu Battaglia, bevor sie antwortete. »Das ist ein Teil davon. Paul würde das als unseren
Mangel an Transparenz bezeichnen. Vor ein paar Jahren hatte einer unserer Ausschüsse den Verkauf eines bedeutenden Gemäldes aus dem Nachlass eines unserer berühmtesten Stifter beschlossen, und als die Transaktion im Kuratorium bekannt wurde, brach die Hölle los.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Vergessen

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