Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
überfallen wurde?«
    »Ja, und als Vastasi ermordet wurde, auch«, sagte ich. »Er ist letztes Wochenende zurückgekommen.«
    Mike hielt mir seinen Hotdog hin. »Willst du mal beißen?«
    »Danke, ich habe schon im Büro gegessen.« Ich nahm ihm die Serviette aus der Hand, um ihm den Senf aus dem Mundwinkel zu wischen.
    Mike grinste. »Der Typ muss ja ein feiner Pinkel sein, wenn du mich vorher noch in Schuss bringen musst.«
    »Mr Herrick ist ein echter Gentleman. Er ist Engländer, sehr vermögend und legt großen Wert auf gute Manieren. Ich dachte, die Begegnung mit dir könnte sehr erfrischend für ihn sein.«
    »455 Central Park West. Wenn er so reich ist, warum wohnt er dann in der entmilitarisierten Zone?« Die an den Central Park grenzende Gegend auf der Upper West Side nördlich der 96. Straße war für ihre hohe Rate an Gewaltverbrechen berüchtigt.
    »Laut meinen Recherchen blätterte Alger Herrick acht Millionen Dollar für die begehrteste Wohnung in dem Gebäude hin, als es vor drei Jahren frisch saniert wurde.«
    Mike schüttelte den Kopf. »Noch vor sieben Jahren war dieser Bau ein großes altes Geisterhaus. Das vergammelte Hotel nebenan war eine Crackhöhle, und man konnte praktisch nicht bis zur nächsten Ecke laufen, ohne von Junkies ausgeraubt oder von Nutten angemacht zu werden.«
    »Du kennst das Haus?«

    »Ich hatte dort mal einen schrecklichen Fall. Im zweiten Stock wurden drei Jungs aus der Gegend ermordet, ja praktisch hingerichtet, weil sie beim Spielen zu Augenzeugen eines Drogendeals geworden waren. Das Haus hatte eine dermaßen unheimliche Geschichte, dass die meisten Leute in der Nachbarschaft lieber auf die andere Straßenseite wechselten, wenn sie daran vorbeimussten. Drinnen gab es nur streunende Katzen, tote Tauben und halbtote Cracksüchtige.«
    »Ich hatte noch nie davon gehört, bis ich eben Herricks Biografie las.«
    »In den 1880er-Jahren war das New Yorker Krebskrankenhaus darin untergebracht«, sagte Mike. »Es war landesweit die erste Fachklinik für Krebspatienten.«
    »Auf dem Foto im Internet sieht es aus wie ein französisches Schloss. In dem Artikel stand, dass der Bau von der Familie Astor finanziert wurde. Die scheinen sich ja tatsächlich jede Menge Immobilien unter den Nagel gerissen zu haben.«
    »Warte mal ab, bis du es siehst. Es hat an jeder Ecke runde Türmchen, wie ein Schloss«, sagte Mike. »Der Architekt berief sich auf die damals gängige Theorie, dass sich dadurch weder Bakterien noch Schmutz in den Ecken ansammeln könnten. Ich kann nicht sagen, dass wir eine Hausführung hatten, aber Peterson und ich haben das Haus bis in den letzten Winkel ausgekundschaftet. Die Klinik war die Vorgängerin des Memorial Hospital auf der Upper East Side.«
    Mikes verstorbene Verlobte, Valerie Jacobsen, hatte sich vor zwei Jahren einer erfolgreichen Brustkrebsbehandlung im Sloan-Kettering Memorial Hospital unterzogen, bevor sie durch einen Skiunfall ums Leben
kam. Er hatte sich damals mit der Krankheit ebenso intensiv beschäftigt wie zuvor mit Militärgeschichte.
    »Und jetzt hat man dort schicke Luxusapartments untergebracht«, sagte ich. »Vielleicht wird das ganze Viertel dadurch aufgewertet.«
    »Alles in New York war früher mal was anderes«, sagte Mike und warf seinen Abfall in einen Mülleimer an der Straßenecke, während wir darauf warteten, dass die Ampel grün wurde. »Diese alten Häuser stecken voller Geschichten, Coop. Sie erzählen uns, wer wir mal waren.«
    »Herricks Zuhause scheint vor allem traurige Geschichten zu enthalten.«
    »Die Mutter eines der dort getöteten Jungs startete auf eigene Faust eine Kampagne, um das Haus wieder sicher zu machen. Sie wollte alles über das Haus und seine Geschichte wissen. Sie hat mir erzählt, dass sie sich in das trostlose Zimmer setzte, in dem man ihr Kind ermordet hatte, auf den Park hinausstarrte und daran dachte, wie viele Leute an diesem gottverlassenen Ort ihr Leben gelassen hatten.«
    »Als man es damals errichtete, war Krebs noch unheilbar«, sagte ich. »Die Behandlung war rein palliativ.«
    »Die Patienten gingen in dieses Krankenhaus, um zu sterben, was man ihnen mit Morphium, Champagner und sonntäglichen Kutschfahrten durch den Park zu erleichtern versuchte«, sagte Mike. »Angeblich war die Whiskeyrechnung des Krankenhauses höher als die Ausgaben für medizinische Mittel. Einmal kam sogar Marie Curie zu Besuch.«
    »Wirklich?« Wir überquerten die breite Straße, wobei wir Taxis und Bussen

Weitere Kostenlose Bücher