Toedliches Versprechen
bewusst war , mit wem sie sich angelegt hatte. Mit einem Lächeln ließ er sie wissen, dass das Spiel jetzt erst begann.
*
Im Morgengrauen räumte Griffin Nadines Wohnung auf und beseitigte sorgfältig die Spuren seiner Anwesenheit. Bevor er ging, suchte er sich aus ihrer Kommode einen BH aus, den er als Erinnerung an diese Nacht behalten wollte. Das hellgrüne Stück aus Spitze gefiel ihm besonders gut. Dann hängte er den roten Seidenschal, den er in ihrem Spind in der Klinik gefunden hatte, über einen der Stühle am Küchentresen. Das sollte ihr zu denken geben. Zufrieden zog er ihre Tür hinter sich ins Schloss, um auf der anderen Straßenseite Stellung zu beziehen.
11.
H annah war erschöpft, als sie am Mittwochmorgen nach Hause kam. Erschöpft und todmüde. In der vergangenen Nacht hatte sie keine Sekunde Ruhe gehabt. Ein Notfall nach dem anderen wurde ins St. Josephs eingeliefert. Völlig untypisch für eine Dienstagnacht.
Sie stellte ihre Tasche in die Garderobe und zog die Schuhe aus. Roch es in ihrer Wohnung nach Pizza? Benommen schüttelte sie den Kopf. Die Müdigkeit ließ sie fantasieren. Im Schlafzimmer schloss sie die Vorhänge, um die Sonne auszusperren. Für die nächsten Stunden brauchte sie Dunkelheit und Ruhe.
Trotz ihrer Müdigkeit legte sie ihre getragene Kleidung ordentlich zusammen, duschte kurz und schlüpfte, mit einem übergroßen T-Shirt bekleidet, in ihr Bett.
Als sie am Nachmittag aufwachte, kochte sie sich als Erstes einen starken Kaffee, um richtig wach zu werden. Sie lehnte am Küchentresen und wartete, bis genügend von dem schwarzen Lebenselixier für die erste Tasse in die Kanne gelaufen war. Ihr Blick fiel auf den roten Schal, der über dem Hocker am Tresen hing. Überrascht richtete sie sich auf. Wo kam der denn her? Er lag doch normalerweise in ihrem Spind in der Klinik. Hatte sie ihn heute Morgen mit nach Hause genommen? Stirnrunzelnd schenkte sie sich Kaffee ein. Sie konnte sich nicht daran erinnern, den Schal aus dem Spind genommen zu haben. Andererseits war in der letzten Nacht die Hölle los gewesen in der Notaufnahme. Als sie sich auf den Heimweg machte, war sie fertig gewesen.
Die Ärztin in ihr wusste, dass einem das Unterbewusstsein hin und wieder Streiche spielte, besonders, wenn man gestresst war. Ihr fiel kurz die Tasse aus ihrem Spind ein, die nicht wieder aufgetaucht war, und dachte an die Patientenakte, auf die sie plötzlich nicht mehr zugreifen konnte. Beim Anblick des Schals stellten sich ihr die Haare auf. Sie strich unbehaglich über ihren Nacken. Dann schüttelte sie entschieden den Kopf, wie um die Gespenster zu vertreiben, die sich in ihren Gedanken einnisteten. Die Tasse hatte ein Kollege runtergeworfen, der zu feige war, es zuzugeben. Jeder wusste, dass das Computersystem von Zeit zu Zeit spann. Und den Schal hatte sie am Morgen aus Versehen mit nach Hause genommen.
Sie räumte das Kleidungsstück auf und bereitete sich ein leichtes Frühstück. Heute würde sie ihre Wohnung putzen und dann eine Weile Cello spielen. Sie war innerlich ein wenig aufgewühlt und rastlos, in der richtigen Stimmung für das Instrument.
Wenn sie zu ihrer inneren Ruhe zurückgefunden hätte, würde sie sich dem Stapel medizinischer Fachzeitschriften widmen, der schon seit Längerem vor sich hinstaubte und darauf wartete, von ihr gelesen zu werden.
Hannah warf einige Stunden später einen frustrierten Blick in ihren Kühlschrank. Sie hatte genau drei Möglichkeiten: Sich aus den kläglichen Resten etwas zu Essen zu zaubern, einkaufen zu gehen oder sich etwas liefern zu lassen. Liefern wäre wahrscheinlich am besten, dann konnte sie in der Zwischenzeit weiter die Fachzeitschriften lesen, die sie schon viel zu lange vernachlässigte.
Es klopfte an ihrer Tür. Hannah fuhr erschrocken zusammen. Sie erwartete niemanden. Die Hand auf ihr plötzlich wild schlagendes Herz gepresst, schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür und spähte durch den Spion. Josh.
Er hatte sie offensichtlich bemerkt und hielt grinsend eine Take-Out-Tüte hoch. Verdammt, sie hatte keine Ahnung, warum sie in letzter Zeit so schreckhaft war. Es gab nun mal einen Mann in ihrem Leben, und der tauchte auch mal unangemeldet auf. Sie legte die Hand an den klopfenden Puls an ihrem Hals und atmete tief durch. Dann öffnete sie ihm.
Josh trat über ihre Schwelle, zog sie grinsend in seine Arme und gab ihr einen herzhaften Kuss.
»Kannst du nicht anrufen, bevor du hier auftauchst?«,
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