Toedliches Versprechen
Richters.«
»Natürlich.« Josh schlug sich gegen die Stirn. »Ich bin ein Idiot.« Schlagartig begriff er, warum ihm die Frau bekannt vorkam, obwohl er nicht wusste, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Sie war die Frau von Richter Stevens, dem besten Freund seines Vaters und Teil des Dreigestirns. Er hatte sie nicht erkannt, weil er es, solange er denken konnte, vermied, die Festivitäten seiner Eltern zu besuchen. Vor dem Ball für das Krankenhaus war er ihr nie begegnet. Und dort hatte er sie nur kurz zu Gesicht bekommen. Fast hätte sie am gleichen Tisch wie er gesessen. Aber er hatte es vorgezogen, einen Kellner zu bestechen, damit er sein Platzkärtchen mit dem des aufgeblasenen Hedgefonds-Managers, den seine Mutter sicher nicht ohne Hintergedanken neben Hannah platziert hatte, vertauschte. Bei der Trauerfeier in Richter Monroes Haus hatte er die Frau ebenfalls kurz gesehen.
»Du bist ein Genie, Baby.« Er küsste Hannah und schwenkte sie übermütig durch die Küche. »Du weißt ja nicht, wie sehr du mir geholfen hast. Jetzt setz dich.« Er wartete, bis Hannah sich gesetzt hatte, und platzierte das Omelett vor ihr. »Ich will den Anblick meiner Geliebten in meinem T-Shirt genießen. Ich will sehen, wie sie das Omelett verschlingt, völlig ausgehungert, weil sie in der vergangenen Nacht all ihre Energiereserven aufgebraucht hat«, erklärte er ihr mit übertriebener Verführerstimme.
Diese wunderschöne rothaarige Frau, die in seinem schlichten T-Shirt wie eine Göttin aussah, lachte aus vollem Hals.
Josh setzte Hannah zu Hause ab und fuhr ins Department.
»Mrs. Stevens ist eine heiße Spur.«
Dominic trank einen Schluck aus seinem angeschlagenen Kaffeebecher. »Hm …«
»Glaub mir.« Josh klemmte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter und wählte Tracy Collettes Nummer. Die gute Seele des Dezernats und rechte Hand des Lieutenants war mit einigen ausgesprochen begabten Recherchefähigkeiten gesegnet. Ihre Methoden waren kreativ wie die Farbwahl ihrer Garderobe. Er wartete, bis sie sich meldete. »Hi, Tracy. Könntest du versuchen, alles über Georgia Stevens herauszufinden. Ja, durchleuchte sie komplett. Ich möchte alles über sie wissen. Sieh dir auch ihre Finanzen an. Finde heraus, was auch immer es über sie herauszufinden gibt.« Er dankte ihr, legte auf und sah sich mit Dominics skeptischem Blick konfrontiert.
»Ich kenne sie nicht, aber glaubst du wirklich, eine Frau kann derart kaltblütig töten?«
Josh zuckte die Achseln. »Wenn Jessica und Swanson herausgefunden haben, dass sie eine Affäre hat, sah sie möglicherweise ihre Felle davonschwimmen. Oder ihr Lover war es. Die Frau eines Richters und die rechte Hand eines Mafiabosses. Das wäre ein gefundenes Fressen.«
»Hm …« Dom blieb skeptisch.
»Überleg doch mal, Jessica wird sie wie ich irgendwie gekannt haben. Auch wenn mir das nicht sofort aufgefallen ist. Wenn sich Georgia und Dan Masters im Strandhaus getroffen haben und Jessica und Swanson gerade nebenan zugange waren, dann könnte das unser Mordmotiv sein.«
»Die Sache hat nur einen klitzekleinen Haken. Mrs. Stevens hat sich immer im gleichen Motel eingebucht. Immer an den gleichen Wochentagen. Sie hat sich damit selbst ein Alibi gegeben. Sie kann nicht im Strandhaus gewesen sein.«
Josh schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Wie wir wissen, haben sie immer an den gleichen Tagen im Motel eingecheckt.« Er hob den Zeigefinger. »Niemand weiß, wie lange sie sich tatsächlich dort aufgehalten haben, beziehungsweise, ob einer von ihnen das Zimmer verlassen hat.«
Sein Partner zog eine Augenbraue hoch.
Josh seufzte und machte eine beschwichtigende Geste mit der Hand. »Ich gebe zu, die Theorie ist noch nicht so richtig rund. Ich finde aber trotzdem, dass wir Mrs. Stevens ein wenig auf den Zahn fühlen sollten.«
Dominic schob seine Waffe in das Holster an seiner Hüfte und stand auf. »Gut. Du gibst eh keine Ruhe, bis wir nicht ausreichend Staub aufgewirbelt haben.«
*
Hannah machte sich gut gelaunt auf den Weg ins Krankenhaus. Ihre Gedanken drehten sich um Josh. Sie ließ den gestrigen Tag mit seinen Freunden Revue passieren, machte noch einmal einen Spaziergang durch seinen Dachgarten, träumte sich durch die atemberaubende Nacht. Sie war glücklich wie – ja, wie wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben. Sie war Hals über Kopf in diesen gut aussehenden Cop verknallt. Sie war dabei, ihm mit Haut und Haar zu verfallen. Das machte ihr Angst . Es war
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