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Toedliches Versprechen

Toedliches Versprechen

Titel: Toedliches Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Luc
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diesem Punkt hatte sie sich in ihm getäuscht. Das tat weh, keine Frage. Sie war auf dem Weg, sich in ihn zu verlieben, falls das nicht schon längst geschehen war.
    Aber das war im Moment nebensächlich. Dem Cop in ihm konnte sie vertrauen. Er würde ihr helfen. Das war alles, was sie brauchte, um am Leben zu bleiben.
    »Als meine Schwester auf Griffin Gordon traf, war sie zwanzig Jahre alt. Er war achtundzwanzig und ein angesehenes Mitglied der Fakultät für englische Literatur. Er hat sie gestalkt, zwei Jahre lang. Am Schluss hat er sie erstochen.« Sie trank einen Schluck von dem kalten Wasser, um ihre raue Kehle zu beruhigen. »Weißt du, wenn man Jennifer Aniston heißt, glaubt jeder, wenn man sagt, man werde gestalkt. Aber einer Studentin, die sich gegen einen Dozenten zur Wehr setzt, kauft das niemand ab. Nicht das College, nicht die Polizei. Es wird so lange heruntergespielt, bis man tot ist. Ich wollte ihr helfen, aber es ging nicht.«
    Joshs gebräunte Hand schob sich über ihre blassen Finger. Er drückte sie leicht, Trost spendend. »Erzähl mir, was er getan hat.«
    »Es begann harmlos. Nadine kellnerte nebenbei in einer Bar in Campusnähe. Sie hatte einen Freund, ihre Noten waren gut. Sie war glücklich. Eines Abends entdeckte Gordon sie in der Bar und baggerte sie an. Sie ließ ihn abblitzen, und damit begann der Albtraum. Als Erstes schaffte er es, ihren Freund glauben zu machen, sie habe mit dem halben Schwimmteam geschlafen. Sie schaffte es nicht, ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Er nannte sie eine verdammte Schlampe und trennte sich von ihr.
    Gordon versuchte es erneut, aber sie ließ ihn immer wieder abblitzen. Sie hegte den Verdacht, dass er ihren Freund dazu gebracht hatte, sich von ihr zu trennen. Weil sie nicht mit ihm ausging, begann er, in der Bar in der sie arbeitete, aufzutauchen. Er blieb immer bis zur Sperrstunde und bot ihr an, sie nach Hause zu begleiten. Sie lehnte ab.
    Er lauerte ihr nach den Vorlesungen vor dem Hörsaal auf, oder in der Bücherei. Nadine meldete die Belästigungen der Campuspolizei. Aber die tat nichts. Gordon genoss einen guten Ruf. Er hatte es angeblich nicht nötig, ihr nachzustellen. Nadine tat das Einzige, was sie tun konnte. Sie ging nicht mehr allein von Vorlesung zu Vorlesung und ließ sich nach der Arbeit zu ihrem Wagen begleiten.
    Dann brach er zum ersten Mal in ihr Wohnheimzimmer ein und hinterließ einen Strauß weißer Rosen auf dem Tisch. Nadine meldete es der Campuspolizei, aber die taten es als Studentenscherz ab.« Sie trank noch einen Schluck. »Sie wollte nicht, dass ich nach Stanford komme. Ich wollte bei ihr sein, wollte ihr helfen, sie unterstützen. Aber das hat sie nicht zugelassen. Sie hatte Angst, Gordon könne sich auf mich fixieren und mir würde das Gleiche passieren.«
     
    *
     
    Josh füllte ihr Wasserglas noch zweimal, während sie weitererzählte. Wenn ihr Bericht sie zu sehr aufwühlte, nahm er beruhigend ihre Hand. Als stille Tränen über ihre Wangen liefen, reichte er ihr wortlos eine Rolle Küchenpapier und Fudge gab ihr einen Hundekuss. Die ganze Zeit über hörte Josh ihr aufmerksam zu und notierte sich die Dinge, die er für wichtig hielt. Was Hannah erzählte, jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Stalkingopfer wurden von der Polizei oft nicht ernst genommen. Er gehörte nicht zu diesen Cops und würde jedem von ihnen gern gehörig in den Hintern treten.
    Hannah berichtete von den ersten Gegenständen, die aus dem Zimmer ihrer Schwester verschwanden. Eine Schneekugel, Ohrringe, Unterwäsche. Natürlich verdächtigte Nadine Gordon, aber die Campuspolizei war langsam von ihr genervt. Sie hatte das Gefühl, er hatte sich während der Semesterferien oft in ihrem Zimmer aufgehalten und in ihrem Bett geschlafen. Bei einem Besuch bei unserer Mutter stand er plötzlich in dieser verstaubten kleinen Stadt im Mittleren Westen auf der anderen Straßenseite und winkte Nadine zu.
    Sie verlor ihren Job in der Bar, weil sie nicht mehr aus dem Haus ging, wenn er vor ihrem Wohnheim herumlungerte. Irgendwann kaufte ihr keiner mehr die vielen Krankmeldungen ab. Das war der Zeitpunkt, an dem der Telefonterror begann.
    Sie nahm zu, in der Hoffnung, dann nicht mehr interessant für ihn zu sein. Er ließ sie nicht in Ruhe. Die Menschen wandten sich von ihr ab. Die einen dachten, sie bilde sich die Verfolgung ein und andere hielten ihr vor, sich zu sehr zu zieren. Sie solle froh sein, dass sich überhaupt ein so toller Typ für sie

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