Toedliches Versprechen
gesprochen?«
»Natürlich. Sie glauben mir kein Wort. Nachdem ich nun auch noch im Krankenhaus suspendiert wurde, warst du meine letzte Hoffnung. Ich bitte dich, mir zu helfen.« Ihre letzten Worte waren ein klägliches Flehen.
»Ich helfe dir, Hannah. Natürlich helfe ich dir.« Er zog sie von ihrem Stuhl und nahm sie in die Arme. Das Gesicht gegen seine Schulter gepresst, erbebte sie und dann löste sich auch noch der letzte Rest an Selbstbeherrschung in Luft auf. Sie brach schluchzend zusammen.
Eine lange Zeit hielt Josh sie einfach nur fest, strich ihr beruhigend über den Rücken und flüsterte ihr tröstende Worte ins Ohr. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. »Hat er dich bedroht? Vielleicht während des Gerichtsprozesses?« Er hatte gewartet, bis sie ein weniger ruhiger wurde. Aber jetzt setzte sein Cop-Instinkt voll ein.
Hannah schüttelte den Kopf. »Griffin Gordon dürfte überhaupt nichts von meiner Existenz wissen.«
»Wie ist das möglich?«
»Meine Schwester hat großen Wert darauf gelegt, unsere Verbindung geheim zu halten. Sie hatte immer Angst, dass Griffin mich trifft und seinen Wahn auf mich überträgt. Das wollte Nadine um jeden Preis verhindern. Und sie hat es geschafft. Gordon wusste wirklich nichts von meiner Existenz. Wir gewöhnten uns an, keine Bilder im Wohnheimzimmer aufzustellen oder auf dem Handy mit uns herumzutragen. Wir speicherten sie ausschließlich als Bilddateien auf unseren Laptops. Im Übrigen hat Gordon versucht, das Passwort meines Laptops zu knacken.« Hannah begann wieder, durch die Küche zu tigern. »Der ermittelnde Beamte, Detective Styles, hielt es für eine gute Idee, meine Identität weiterhin geheim zu halten. Ich musste nicht vor Gericht aussagen und durfte nicht zu den Verhandlungstagen erscheinen. Alle Informationen erhielt ich über das Telefon oder per Mail. So gern ich dort aufgetaucht wäre, um diesem kranken Psychopathen ins Gesicht zu sehen, ich musste den Ermittlern recht geben. Es war richtig, mich aus dem Verfahren herauszuhalten. Griffin Gordon sollte auf keinen Fall wissen, dass es noch einen Menschen gab, den er zum Ziel seiner Besessenheit machen konnte. Offensichtlich hat das nicht funktioniert. Ich habe keine Ahnung, wie er das herausgefunden hat. Wer weiß?« Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er es ja die ganze Zeit über gewusst und nur auf einen günstigen Augenblick zur Flucht gewartet. Ich weiß jedenfalls genau, wie er aussieht. Ich kenne jede Linie seines Gesichtes. Seine Augen, seinen Mund, seine Ohren. Ich habe mir sein Foto so oft angesehen, dass ich es im Schlaf zeichnen kann. Deshalb bin ich mir vollkommen sicher, ihn heute Morgen gesehen zu haben.«
Josh dachte an Hannahs Wohnung. Sie war zwar bunt und heimelig eingerichtet. Aber er hatte persönliche Gegenstände vermisst. Keine Familienfotos, Urlaubsschnappschüsse oder Erinnerungen an besondere Ereignisse. Jetzt verstand er. Sie hatte sich ihr Leben ihrem Schutz entsprechend eingerichtet. Das war sicher hart gewesen. Sie hatte jede Menge Herz, wie ihre Patienten in der Klinik nur zur Genüge wussten. Zwillinge hatten oft eine besonders enge Verbindung. All die Jahre, in denen sie sich bedeckt gehalten hatte, waren gleichzeitig auch Jahre, in denen sie keine Chance bekommen hatte, mit dem Tod ihrer Schwester abzuschließen, ihn zu verarbeiten. Am Ende hatte all das nichts gebracht. »Hast du Unterlagen von damals?«
»Ich habe alles dokumentiert und aufgehoben. Es ist auf meinem Laptop gespeichert.«
Josh griff nach ihrer Hand und beendete ihren Marsch durch seine Küche. »Wir machen jetzt Folgendes. Wir holen deine Sachen aus dem Wagen, und du nimmst jetzt erst einmal ein Bad, um dich ein wenig zu entspannen. Inzwischen sehe ich mir die alten Akten an und spreche mit den Cops in Kalifornien.«
Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich muss nicht hierbleiben, Josh. Ich wollte nur aus meiner Wohnung raus.«
»Hannah. Mein Tag war beschissen, okay. Nicht mal annähernd so schlimm, wie das, was du erlebt hast, aber er war trotzdem mies. Ich habe meine schlechte Laune völlig grundlos an dir ausgelassen, was mir wirklich leidtut. Jetzt bist du hier, und hier wirst du auch bleiben. In meinem Haus bist du in Sicherheit. Du bist mein Gast, bis wir diesen Mistkerl geschnappt haben. Was danach mit uns geschieht, werden wir sehen.« Er strich mit dem Daumen über ihren zarten Wangenknochen. »Wenn es nach mir geht, bist du dann immer noch gern gesehen in diesem Haus.« Seine Lippen
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