Toedliches Versprechen
Lieutenants grinsend zu. »Hast du dich wieder mal als Hackerin betätigt?«
Die ältere Frau flatterte mit ihren dick getuschten Wimpern. »Ich? Ich habe nichts getan, was vor Gericht nicht standhalten würde.« Wäre sie nicht überaus schrill angezogen, hätte sie als harmlose Omi durchgehen können. Aber Josh wusste es besser. Er war sich sicher, dass sie sich mit ihren Ermittlungen hart an der Grenze zur Illegalität bewegt hatte. Ihm sollte es recht sein. Er vertraute Tracy voll und ganz. Sie kannte die Grenzen, an denen sie sich entlanghangelte sehr gut. Und sie überschritt sie nie.
Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und trank einen Schluck aus Dominics Kaffeetasse. Angeekelt verzog er das Gesicht. »Was gibt es?«
»Tracy hat ein schwarzes Konto gefunden. Es läuft auf Georgia Stevens. Aber offensichtlich hat sie noch nie irgendwelche Kontobewegungen durchgeführt.«
»Ihr Mann allerdings schon«, setzte Tracy den Bericht fort. Die Einzahlungen, die nicht gerade unerheblich sind, konnte ich zum Konto einer Scheinfirma zurückverfolgen, die in Verbindung zum Baulöwen Jonathan Hunter steht.«
Josh blickte von einem zum anderen. Ihm war nicht klar, worauf sie hinauswollten.
Dominic warf ihm einen Computerausdruck zu. »Gegen Hunter läuft gerade ein Gerichtsverfahren.«
»Und Stevens ist der zuständige Richter«, wurde es Josh klar.
»Genau.«
»Verdammt. Dann ist er es und nicht seine Frau.«
»Sieht ganz danach aus.« Tracy hatte zwei Tassen Kaffee aus der Küche geholt und stellte eine davon vor Josh ab. Dankbar lächelte er sie an. Der entspannenden Tasse Kaffee, die er sich heute Morgen mit einer schönen Frau auf seinem Schoß teilen wollte, hatte Lizzy einen Strich durch die Rechnung gemacht. »Gibt es irgendwelche Ungereimtheiten in dem Verfahren? Etwas, das auf Bestechung hindeutet?«
Dominic schüttelte den Kopf. »Wir haben bislang nichts gefunden. Deshalb sind wir jetzt hier. Wir müssen alles akribisch durchgehen. Außerdem habe ich Marcus angerufen. Der Staatsanwalt wird eher wissen, nach was wir Ausschau halten müssen.«
Josh rollte die Ärmel seines Hemdes auf. »Dann lass uns an die Arbeit gehen. Wir haben nicht viel Zeit. Wir müssen uns heute noch um Hannahs Problem kümmern.«
*
Griffin verfolgte wütend das rote Blinken auf dem Monitor seines Laptops. Es bewegte sich nicht von der Stelle. Nadine war bei Winters eingezogen. Mittlerweile hatte er herausbekommen, dass Winters ein Cop war. Ein Cop, der in einer verdammt edlen Gegend wohnte. Er konnte sich nicht einmal im gegenüberliegenden Haus einmieten, um sie auszuspionieren. Er musste sich ausschließlich auf den kleinen Sender verlassen, den er in ihrer Handtasche versteckt hatte. Hoffentlich bemerkte niemand die Observation von seinem Lieferwagen aus. Die Mühe, die er sich gemacht hatte, um an die Wohnung in ihrem Nachbarhaus zu kommen, war praktisch umsonst gewesen.
Nadine hatte auch sonst seine Aufmerksamkeiten nicht zu schätzen gewusst. Die Rosen hatten bei ihr offensichtlich nicht den Eindruck hinterlassen, den er sich erhofft hatte. Eigentlich überraschte ihn das nicht. Nadine war egoistisch, undankbar und eingebildet. Sie glaubte, ihn nicht zu brauchen. Aber da irrte sie sich gewaltig. Sie war von ihm abhängig. Zumindest von seinem guten Willen. Denn das verdammte Miststück schuldete ihm elf Jahre seines Lebens. Er hatte das Recht, ihr das Leben zu nehmen. Und zwar wirklich zu nehmen. Ein zweites Mal würde sie ihn nicht hinters Licht führen, würde sie ihm nicht entkommen.
Jetzt, wo sie sich im Haus des Cops verkrochen hatte, machte es keinen Sinn mehr, zu warten. Die Zeit war gekommen. Sie würde die Konsequenzen ihres Tuns spüren. Eine einzige Nacht wollte er ihr noch geben. Wenn sie bis zum nächsten Morgen nicht in ihre Wohnung zurückgekehrt wäre, würde er kurzen Prozess machen.
Sollte sie sich bei ihrem Cop verstecken, nervös durch die Vorhänge spähen, ängstlich durch das Haus tigern, an ihren Fingernägeln kauen. Er erinnerte sich gut daran, wie weit sie ihre Fingernägel früher abgekaut hatte, aus lauter Angst vor ihm. Vielleicht kam sie ja noch zur Besinnung und begriff, was sie ihm schuldig war. Aber das schien mittlerweile unwahrscheinlich. Sie wusste, dass er hier war. Wusste, dass er nicht aufgeben würde, bis er sie in seiner Gewalt hatte. Sie versteckte sich wie eine Maus im Loch. Er würde schon einen Weg finden, sie herauszulocken. Eine Idee hatte er
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