Toedliches Vorspiel - Roman
zu sein. Er hat bei der Scheidung alles bekommen und sie bei den Zahlungen für das Haus betrogen. Dann ist da noch die Tatsache, dass sie die Beiträge seiner Lebensversicherung bezahlt hat. Die Indizien zeigen, dass es hinter Chads Schreibtisch, neben dem Aktenvernichter, zu einem Kampf gekommen ist. Es ist möglich, dass Janie und Chad einen Streit hatten, der dann au ßer Kontrolle geraten ist.«
Ich versuchte, all das zu verarbeiten. »Glauben Sie, dass Chads Tod ein Unfall war? Aber warum sollte derjenige dann fliehen?«
»Das könnte viele Gründe haben. Sie behaupten doch, dass sich Ihr Hemd im Aktenvernichter verfangen hatte. Wie ist das passiert?«
In meinem Bauch ballte sich Angst zusammen. »Ich habe es Ihnen doch gesagt, es war ein Unfall! Chad hat mir hier in der Küche eine heiße Schokolade zubereitet, und der Saum meines Hemdes hat den automatischen Mechanismus des Schredders ausgelöst. Chad musste mich mit einer Schere losschneiden. Es war einfach nur ein Unfall.«
Seine braunen Augen betrachteten mich. »Sie sind ein Unfall, Shaw. Sehen Sie sich nur jetzt mal an, in flagranti mit einer lahmen Ausrede beim Zutritt zu einem abgesperrten Tatort erwischt. Verdammt, wenn ich tatsächlich einen Sender an meinem Wagen finde, woher soll ich dann wissen, dass nicht Sie ihn dort angebracht haben?«
Scheiße. Er hatte mich in die Ecke gedrängt. »Was wollen Sie von mir, Vance?«
»Zuerst will ich wissen, was Sie gestern Morgen hier in Chads Büro in seinem Computer gesehen haben.«
Ich saß jetzt wirklich in der Tinte. Ich hatte Vance gegenüber noch nicht zugegeben, dass ich eine Diskette mit den SCOLE-Dateien hatte, und wenn ich ihm das jetzt erzählte, würde ihn das wahrscheinlich noch wütender machen. »Äh, könnten Sie mir nicht vorher die Handschellen abnehmen?«
Er sah zu mir herab. »Nein.«
Unwillkürlich lief mir ein Schauer zwischen den Schulterblättern hinunter bis in den Bauch. »Zuerst hat Chad mir sein Programm für die Versicherungsagentur gezeigt. Dann hat er mir die SCOLE-Dateien gezeigt.«
»Soccer Club of Lake Elsinore?«, fragte Vance.
Ich wünschte, er würde einen Schritt zurückgehen. »Ja.«
»Was befand sich darauf?«
Okay, es war an der Zeit, alles zuzugeben. »Ich habe übrigens eine Art Kopie von diesen Dateien auf einer Diskette.«
Sein Blick zuckte. »Ich will diese Kopie.«
Was bedeutete, dass er die Dateien von Chads Computer nicht hatte. Ich dachte an den Computer in Chads Haus. »Die Computerdateien, sie sind alle weg, nicht wahr?« Wer auch immer ihn umgebracht hat, hat die Dateien gelöscht. Das musste bedeuten, dass der Mord etwas mit dem fehlenden Fußballgeld zu tun hatte.
»Ich will diese Diskette, Shaw.«
»Gut, ich werde sie holen.« Und vorher Grandpa bitten, für uns eine Kopie davon zu ziehen.
»Wissen Sie, wer über das Wissen verfügt, Dateien von der Festplatte zu löschen, Shaw?«
»Nein.« Vielleicht. Es war Janie gewesen, die Chad beigebracht hatte, das Buchhaltungsprogramm zu benutzen. Aber warum sollte Janie die Dateien löschen? Zum einen wusste sie, dass ich eine Kopie hatte, und dann waren diese Kopien der Beweis dafür, dass Chad Geld unterschlagen hatte. Janie hatte Chad da, wo sie ihn haben wollte, ihn umzubringen war also unlogisch. Wer könnte es sonst sein? Sophie? Sie arbeitete Teilzeit bei Chad, also könnte sie wissen, wie man den Computer leer räumt. Rick? Ich hatte heute in Chads Haus eine Seite von ihm gesehen, die ich bisher nicht gekannt hatte. Ich wusste es wirklich nicht.
»Ich glaube nicht, dass Sie die Regeln hierbei verstehen, Shaw. Sie werden mir helfen, oder Sie wandern in den Knast. Wofür entscheiden Sie sich?«
Mein Kopf dröhnte. Die Tatsache, dass ich mit gefesselten
Händen hier stand, zeigte, wie ernst es Vance damit war, mich zur Mithilfe zu zwingen. Vance nahm es mir anscheinend immer noch übel, dass ich sein Geheimleben als Autor von Liebesromanen mal benutzt hatte, um ihn dazu zu erpressen, mir dabei zu helfen, zu beweisen, dass ein Mann nicht der Mörder seiner Frau war. Ich hatte wohl keine Wahl, da ich Janie aus dem Gefängnis heraus nicht helfen konnte. »Gut. Ich werde Ihr Spitzel. Befreien Sie mich nur von diesen Handschellen, und lassen Sie mich in Ruhe.«
»Ich will auch diese Diskette. Morgen früh bringen Sie mir diese Diskette als Allererstes aufs Revier, verstanden? Wenn sie um neun Uhr nicht da ist, werde ich Sie suchen.«
Na, ganz toll. Jetzt befand ich mich im Krieg gegen
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