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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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der guiren ein.«
    Er war sich nicht sicher, ob sie ihm das abnahm. Immerhin gab ihm die Wendung des Gesprächs Gelegenheit, jene Frage anzuschneiden, die er eigentlich auf dem Herzen hatte.
    »Dann also zur Sache«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken erraten. Sie zog die Beine hoch und schlang die Arme um die Knie. »Du bist doch wohl kaum wegen einer Schale Nudeln hergekommen.«
    »Hmm.« Er sah erst sie an, dann die Wand hinter ihr. »Diese Wand ist dünn wie Papier.«
    »Hier hört uns niemand.« Sie strich sich eine feuchte Strähne aus dem Auge. »Vorausgesetzt, wir reden nicht allzu laut. Aber was ist? Wenn es um eine wirklich wichtige Angelegenheit ginge, hättest du mich angerufen und dich woanders mit mir getroffen.«
    »Hier ist ein Handy für dich«, sagte er mit gedämpfter Stimme und schob ihr das neu erstandene Mobiltelefon über den Tisch. Es war knallrot. Er hatte es ausgesucht, weil es ihn insgeheim an ihre rotlackierten Zehennägel erinnerte. »In Zukunft darfst du nur noch von diesem Apparat aus telefonieren.«
    »Warum denn?«
    »Du hast nicht nur Drohanrufe bekommen; deine Leitung wird abgehört.«
    »Du machst mir Angst, Chen. Wie zum Teufel hast du das rausgekriegt?«
    »Dank meiner Verbindungen. Denk nicht weiter darüber nach, Shanshan. Ich hab sie eben.« Und nach kurzer Pause fuhr er fort: »Man hat mir zum Beispiel von Anrufen eines Mannes namens Jiang berichtet.«
    Stumm vor Schreck starrte sie ihn an. Sie hatte den Namen ihm gegenüber niemals erwähnt. Warum sollte sie auch – er war als Tourist hier, eine Zufallsbekanntschaft.
    »Wie hast du …« Sie ließ den Satz in der Luft hängen, aus ihrem Gesicht war jegliche Farbe gewichen.
    »Die Drohanrufe kamen aus einer öffentlichen Telefonzelle, man kann also keine Rückschlüsse auf den Anrufer ziehen. Immerhin spricht das gegen einen Lausbubenstreich. Kinder würden kein Geld für so etwas ausgeben.«
    »Wie konnten sie sich dazu herablassen!?«
    »Die sind zu allem fähig. Das ist auch ein Grund, warum ich ohne Voranmeldung gekommen bin, als ich davon erfahren habe. Aber ich habe dich auch vermisst, keine Frage. Wie in dem Sprichwort: Kaum habe ich dich drei Tage nicht gesehen, kommt es mir vor, als seien drei Herbste ins Land gegangen .«
    »Du mit deiner poetischen Ader.«
    »Gefühle beiseite. Erzähl mir so viel wie möglich von dem, was in letzter Zeit passiert ist – in deinem Umfeld und im Betrieb. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, dir zu helfen, aber um es zu versuchen, brauche ich möglichst viele Informationen.«
    »Warum tust du das für mich?«
    »Weil ich es möchte«, erwiderte er und ergriff über den Tisch hinweg ihre Hand.
    »Aber mir ist nicht klar, was du wissen willst.«
    »Dann lass mich fragen: Hat sich im Betrieb etwas geändert, seit Liu tot ist?«
    »Nein, es ist alles beim Alten. Das verseuchte Abwasser fließt weiterhin Tag und Nacht in den See. Und Fu, der neue Boss, wird daran nichts ändern.«
    »Mi wurde zur Büroleiterin befördert, wie ich gehört habe.«
    »Du bist gut informiert, ich habe erst gestern davon erfahren.«
    »Sie war Lius kleine Sekretärin, nicht wahr?«
    »Fu ist erst seit etwa fünf Jahren im Betrieb. Ich schätze, er braucht ihre Hilfe für die Übergangszeit. Es gibt vieles, worüber nur Mi Bescheid weiß.«
    »Fu ist noch ziemlich jung. Da muss er ja in kurzer Zeit eine steile Karriere hingelegt haben.«
    »Er hat einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften. Bereits als Student hat er in der Volkszeitung einen Artikel über die Wirtschaftsreform veröffentlicht, der ihn schlagartig bekannt gemacht hat. Daraufhin wurde er Abgeordneter der Allchinesischen Jugendliga. Nach dem Abschluss ist er Liu dann als Assistent zugeteilt worden. Und wegen seiner Arbeit in der Jugendliga hat es nicht lange gedauert, bis er befördert wurde.«
    »Dann ist er also einer von diesen Senkrechtstartern.« Chen nickte nachdenklich. »Viele junge Kader werden aus der Jugendliga rekrutiert. Sie gilt als die Vorhut der Partei. Dann hat er wohl eng mit Liu zusammengearbeitet.«
    »Na ja, Liu war kein einfacher Kollege – zumindest wenn es darum ging, Macht abzugeben. Ich habe keinen Einblick in die Führungsriege, aber mir scheint, dass Fu dort ein Außenseiter geblieben ist. Ich brauche ja zum Glück nur die zweite Geige zu spielen.«
    »Aber er spielt jetzt die erste.«
    »Ja. Und es war ein kluger Schachzug von ihm, Lius kleine Sekretärin zu befördern. Damit hat er Lius Anhänger

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